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Pfaffenhofen: Nach seinem Stellvertreter Roland Dörfler (Grüne) hat nun auch Rathauschef Thomas Herker (SPD) E-Mails mit Todesdrohungen erhalten – Beide wollen sich aber nicht einschüchtern lassen – Staatsschutz ermittelt

(ty) Nach Roland Dörfler (Grüne), dem Dritten Bürgermeister von Pfaffenhofen, hat nun auch der Erste Bürgermeister Thomas Herker (SPD) Morddrohungen erhalten. Sie beziehen sich zum Teil konkret auf den morgigen Samstag, wie die beiden gegenüber unserer Zeitung erklären. An diesem Tag wird an der Hohenwarter Straße die neue Moschee mit Kulturzentrum der türkisch-islamischen Gemeinde eingeweiht. Wie Dörfler hat auch Herker Anzeige erstattet. Das zuständige Kommissariat Staatsschutz der Kripo Ingolstadt ermittelt wegen Beleidigung und Bedrohung gegen die Adressaten der E-Mails, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord auf Anfrage bestätigt. Laut Dörfer wurde auch das bayerische Innenministerium informiert. 

Dörfler hatte sich unmissverständlich gegen eine islam-kritische Kundgebung positioniert, die am morgigen Samstag parallel zur Moschee-Eröffnung stattfinden soll. Michael Stürzenberger, dem Bundesvorsitzenden der Kleinpartei "Die Freiheit", die zu der Protest-Aktion aufruft, attestierte Dörfler, er habe "keinen IQ, sondern einen AQ – einen Arschquotienten". Daraufhin bekam Dörfler – wie berichtet –  beklemmende E-Mails. Der Inhalt reichte von übelsten Beschimpfungen und Beleidigungen („grüner Kinderficker“) bis hin zu Mord- und Hinrichtungs-Drohungen. „Wir wissen, wo du wohnst“, zitierte Dörfler. Oder: „Wir werden dir auflauern und dich ermorden.“ 

Herker hatte angesichts der Drohungen gegen seinen Stellvertreter die Bevölkerung zur regen Teilnahme an einer Gegen-Demo aufgerufen, die das Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ am Samstag unter dem Motto "Pfaffenhofen ist bunt“ parallel zu der Protest-Kundgebung der Islam-Kritiker abhalten will. Jetzt wurde auch er mit dem Tode bedroht, nachdem seine E-Mail-Adresse ebenfalls im Internet veröffentlich worden war. Dörfler haben inzwischen weitere Morddrohungen erreicht, wie er sagt. 

Die Moschee mit angeschlossenem Kulturzentrum der türkisch-islamischen Gemeinde an der Hohenwarter Straße in Pfaffenhofen wird morgen eröffnet.

„Thomas Herker und Roland Dörfler, Sie werden nicht mehr lange leben, wenn Sie so weiter machen wie bisher und weiter mit den moslemischen Invasoren kollaborieren“, zitiert Dörfler aus einer E-Mail, die an ihn und Herker ging. „Es gibt sicher viele stabile Laternenpfähle in ihrem linksversifften Pfaffenhoffen.“ Wie es heißt, sind offenbar sämtliche E-Mails, die Drohungen enthalten, anonym oder unter Pseudonym verschickt worden. 

In einer weiteren E-Mail, die sich an Dörfler richtet, heißt es: „Pass auf, du grüner Pisser, pass bloß auf, was du da laberst! Du Drecksau landest schneller in einem einsamen Teich als du denken kannst. Du bekommst noch ein paar tiefe Stiche in den Wanst, damit dich die Fäulnisgase nicht wieder nach oben treiben. Vorher aber wirst du langsam und genussvoll erwürgt. Aber sehr langsam!“

Auch Bezüge zum Dritten Reich werden in der elektronischen Post hergestellt, die den Dritten Bürgermeister erreichte: „Bis 1933 hattet Ihr das große Maul und danach habt Ihr Kommunistenschweine im wohlverdienten KZ euch gegenseitig wegen einem Brotkanten die Fresse poliert! Das waren schöne Zeiten! Und unser Ur-Opa erzählte uns, wie er euch Gesindel in einem Eimer mit Pisse ersäuft hatte. Danach schmeckte das Frühstück nochmal so gut.“

„Warte nur, du grüner Kinderficker, wir kriegen euch alle“, heißt es weiter in der E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt. „Und dann wird euch der Tod wie eine Erlösung vorkommen! Aber wir werden euch Volksverräter nicht so schnell erlösen! Wir werden euch totprügeln und wiederbeleben, um euch nochmal totprügeln zu können!!!“

Neu ist nach den Worten von Dörfler, dass sich die Drohungen nun zum Teil konkret auf den morgigen Samstag beziehen. Bekanntlich wird an diesem Tag die neue Pfaffenhofener Moschee mit angeschlossenem Kulturzentrum der türkisch-islamischen Gemeinde in der Hohenwarter Straße eröffnet. Zu dem Festakt werden neben lokalen und regionalen Vertretern aus Kirchen und Politik unter anderem auch der türkische Konsul, der Religionsattaché des Konsulats sowie Vertreter des Ditib-Dachverbands aus Köln erwartet. Außerdem sind die Leiter von Schulen und Kindergärten geladen, berichtet Recep Bal, der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde. Insgesamt seien 150 Leute geladen; willkommen sei aber ausdrücklich die gesamte Bevölkerung, betont er.

Das Fest beginnt um 11 Uhr. Um 13.30 Uhr findet die offizielle Eröffnung mit Ehrengästen und Ansprachen statt, bei der dann auch symbolisch ein Band durchgeschnitten werden soll. Außerdem werden Personen geehrt, die sich moralisch und finanziell um den Bau der Moschee und des Kulturzentrums verdient gemacht haben, so Bal. Anschließend stehen Moscheeführungen mit der Möglichkeit zum gemeinsamen Gebet auf dem Programm. Bal rechnet über den Tag verteilt mit rund 500 Besuchern.

In den Droh-Mails wird der morgige Samstag als „Tag der Abrechnung“ bezeichnet. „Ihre Gesichter sind bekannt und auch ihre Familien sind nicht vor uns sicher“, heißt es an die Adresse von Herker und Dörfler. „Am 13. Juni werden wir Sie aufsuchen, dann werden Sie sich rechtfertigen müssen und büßen für Arschkriecherei bei dem Moslemgesindel. Die Polizei ist auf unserer Seite und wird uns helfen, nicht Verrätern wie Ihnen.“ 

Recep Bal, der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde von Pfaffenhofen, in der neuen Moschee – für ihn "die schönste in Bayern". 

 

Dörfler und Herker wollen sich von den Todesdrohungen nicht einschüchtern lassen. Beide werden morgen in der Hohenwarter Straße sein, um sowohl an der Demo für Toleranz und friedliches Miteinander als auch an der Eröffnung der Moschee teilzunehmen, wie sie auf Anfrage erklären. „Auf die leichte Schulter nehmen darf man die Drohungen nicht“, sagt Herker. „Aber es wird mich auch nicht beschweren oder von künftigen Meinungsäußerungen abhalten. Auch Dörfler betont: „Ich lasse mich von denen nicht einschüchtern.“

Sowohl Dörfler als auch Herker wollen morgen Vormittag auch am Info-Stand auf dem Hauptplatz sein, wo ab 9.30 Uhr T-Shirts mit dem Aufdruck „Pfaffenhofen ist bunt“ verkauft werden, die dann am Nachmittag bei der Demo des Bündnisses „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ in der Hohenwarter Straße getragen werden sollen. Mit einer Menschenkette soll dort ein Zeichen gegen die Protest-Kundgebung von „Die Freiheit“ gesetzt werden, die etwa 150 Meter von der Moschee entfernt unter Auflagen stattfinden darf. Wie ein Sprecher der hiesigen Inspektion erklärt, wird die Polizei vor Ort sein. 

Nachdem die NPD heute ihre für morgen angedachte Sonnwendfeier in Niederfeld abgesagt hat, hat die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Linke) auch die von ihr geplante Gegen-Kundgebung unter dem Motto „Ingolstadt ist bunt“ gestrichen. Sie ruft stattdessen nun dazu auf, sich an der Aktion „Pfaffenhofen ist bunt“ von 12 bis 16 Uhr an der Hohenwarter Straße zu beteiligen. „Dörfler und Herker brauchen unsere Unterstützung“, so die Linken-Politikerin.

Dörfler unterstreicht indes noch einmal die Bedeutung  des Signals, das morgen vom Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ ausgesendet werden soll. Die morgige Eröffnung von Moschee und Kulturzentrum käme auch genau zum richtigen Zeitpunkt, sagt er mit Blick auf den nicht abreißenden Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Es sei wichtig, dass hier ein weiterer Ort der Integration und des Austauschs entstehe.

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