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Klagefrist abgelaufen: Bei Uttenhofen kann die 200 Meter hohe 2,4-Megawatt-Anlage entstehen – Genossenschaftsmitglieder bringen gut zwei Millionen Euro ein, die restlichen 2,9 Millionen werden über günstige Kredite finanziert

(ty) Die Klagefrist für Betroffene des Bürgerwindrads im Lustholz bei Uttenhofen im Landkreis Pfaffenhofen ist ohne Einwände abgelaufen. Die Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) im Landkreis kann damit nach eigenen Angaben bereits im Frühjahr mit dem Bau der Windkraftanlage beginnen. Im Frühjahr 2016 soll die Anlage mit einer Höhe von 199,5 Metern und einer Leistung von 2,4 Megawatt fertiggestellt sein, wie die BEG heute mitteilte. Insgesamt kann die Genossenschaft für das Projekt mit über zwei Millionen Euro von Bürgern rechnen – denn die konnten für das Windrad Anteile zeichnen. Die restlichen 2,9 Millionen Euro sollen über günstige Kredite regionaler Banken aufgebracht werden.

Den Bauantrag für das erste Bürgerwindrad im Landkreis hatte die BEG nach rund 1,5 Jahren Vorbereitung im August vergangenen Jahres gestellt. Die Genehmigung durch das Landratsamt wurde am 19. November erteilt. Innerhalb der darauffolgenden vierwöchigen Frist gab es keine Klage seitens betroffener Bürger. Damit ist klar: Jetzt kann gebaut werden.

“Ein Windrad für alle. Jetzt kann es losgehen. Dieses Bürgerwindrad ist ein Wahrzeichen für gelungene Energiewende und Bürgerbeteiligung. Wir haben mit diesem Projekt in Pfaffenhofen einen großen Schritt in Richtung Energiewende getan”, freut sich Andreas Herschmann, der Chef der Genossenschaft, der auch als Energiereferent für die SPD im Pfaffenhofener Stadtrat sitzt.

Auch Thomas Gmeiner, der in unmittelbarer Nachbarbarschaft der Anlage wohnt und eine Klage öffentlich angekündigt hatte, habe nun letztlich von diesem Schritt abgesehen, vermeldet die BEG. „Meine größte Sorge war der Schattenwurf. In mehreren Ortsbegehungen und Gesprächen mit dem Vorstand der BEG habe ich mich selbst davon überzeugt, dass das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leistet und damit für die Allgemeinheit unverzichtbar ist“, wird Gmeiner in der heute von der BEG veröffentlichten Pressemitteilung zitiert.

Das Projekt Bürgerwindrad konnte stets großen Rückenwind aus der Bevölkerung für sich verbuchen.Nach der Präsentation der Details im Oktober im Rahmen des Energiewendekongresses „Energie-für-alle-Woche“ im Pfaffenhofener Stockerhof, konnten interessierte Bürger dann auch sofort Anteile zeichnen beziehungsweise für sich reservieren.

“Über Beteiligungen werden Energie-Projekte zu Bürger-Projekten, mit denen sich die Menschen identifizieren können“, sagt der stellvertretende BEG-Chef Fabian Stahl. Insgesamt über 230 Genossenschaftsmitglieder wollen sich seinen Worten zufolge mit Darlehen zwischen 1000 und 120 000 Euro beteiligen. „Es machen so also nicht die Stromkonzerne und Großinvestoren den großen Profit, sondern die Bürgerinnen und Bürger profitieren selbst von ihrer Anlage“, betont Stahl. „Sie stellen als Darlehensgeber der Genossenschaft Kapital für eine bestimmte Zeit mit einem festen Zinssatz zur Verfügung und werden gleichzeitig Mitbesitzer der Anlage.”

Die Zeichnungsphase für persönliche Anteile war, wie berichtet, bereits am 30. November abgelaufen. Ab Inbetriebnahme der Windenergie-Anlage, spätestens im Frühjahr 2016, wird nach Angaben der BEG bei einer Laufzeit von derzeit 20 Jahren den Genossenschaftsmitgliedern jährlich eine Rendite zwischen drei und vier Prozent plus jeweils 1/19 der Darlehenssumme ausbezahlt. Insgesamt sind mit diesem Konzept gut zwei Millionen Euro an Bürgeranteilen zusammengekommen. Die restlichen 2,9 Millionen Euro werden laut BEG durch günstige Kredite regionaler Banken finanziert.

„Wir wollen, dass die Wertschöpfung auch für unsere Energie vor Ort bleibt“, betont BEG-Chef Herschmann. „Energiekonzerne sind aus geschäftlichen Gründen nicht ernsthaft an der Energiewende interessiert. Deshalb nehmen wir das selber in die Hand und bringen Lösungen anstatt nur davon zu reden.“

Im Jahr 2012 wurde mit Unterstützung des Energie- und Solarvereins (ESV) und der Stadt Pfaffenhofen die Bürgerenergie-Genossenschaft für den Landkreis Pfaffenhofen gegründet. Ende Juni selben Jahres wurde mit dem Solar-Carport am Bahnhof Pfaffenhofen das erste Großprojekt der BEG erfolgreich abgeschlossen. Die Bürgerenergie-Genossenschaft will nach eigenen Angaben bürgerschaftliches Engagement, klimafreundliche Energieerzeugung und wirtschaftlichen Erfolg untrennbar miteinander verbinden. Sie initiiert und finanziert deshalb Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien im Landkreis Pfaffenhofen. Reine Gewinnmaximierung stehe dabei nicht im Vordergrund, wie es heißt. Weitere Infos zur BEG gibt es unter www.buergerwind-paf.de.


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