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Die Pfaffenhofener Feuerwehr musste 214 Mal ausrücken – so selten, wie zuletzt nie: Doch die Zahlen täuschen, denn die Herausforderungen werden immer komplexer und mehrere Großeinsätze hielten die Floriansjünger in Atem

Von Tobias Zell

Willkommen im Feuerwehr-Alltag, kann man da nur sagen: Als gestern Abend die Generalversammlung der Pfaffenhofener Wehr im Sparkassen-Casino eröffnet wurde, war zeitgleich ein Dutzend Kameraden im Einsatz: Bei Strobenried galt es, nach dem Zusammenstoß eines Pkw mit einem Laster, Diesel aus einem beschädigten Tank zu pumpen. „Technische Hilfe“ nennt man das im Fachjargon. Im vergangenen Jahr hatte die Pfaffenhofener Wehr 143 solcher oder ähnlicher Technische-Hilfe-Einsätze zu bewältigen. Hinzu kamen 71 Alarmierungen, bei denen es um Feuer ging. Insgesamt rückten die Floriansjünger der Kreisstadt 214 Mal aus, wie Kommandant Roland Seemüller gestern berichtete. 

Wie die Zehn-Jahres-Statistik veranschaulicht, nimmt damit die Zahl der Einsätze für die Pfaffenhofener Wehr tendenziell ab: von 342 im Jahr 2005 über 277 im Jahr 2011 auf zuletzt 214 – so wenige wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Einen Ausreißer stellt in dieser Reihe das Jahr 2013 dar, als die Kreisstadt-Wehr 430 Mal ranmusste. Allerdings können zum Beispiel nach Stürmen oder bei Hochwasser schnell mal zig Einsätze binnen weniger Tage zusammenkommen, weil es da an vielen verschiedenen Orten etwas zu tun gibt und jeder Fall als eigener Einsatz registriert wird.

 

Die Entwicklung der Einsatzzahlen der Pfaffenhofener Feuerwehr.

Über die Jahre gesehen aber ist die Zahl der Einsätze aber deutlich gesunken – und das trotz wachsender Stadt, wie Bürgermeister Thomas Herker (SPD) in seinem Grußwort betonte. Das bedeutet aber nicht, dass im Raum Pfaffenhofen immer weniger passiert, wie Seemüller erklärte. Vielmehr seien die rückläufigen Einsatzzahlen der Kreisstadt-Wehr auch ein Beleg dafür, dass immer mehr Aufgaben von den Ortsteil-Feuerwehren übernommen werden. Die Zusammenarbeit der Stützpunktwehr Pfaffenhofen mit den Kameraden in den Ortsteilen wurde auch ausdrücklich gelobt – unter anderem von Kreisbrandmeister Armin Wiesbeck, der das Verhältnis als vorbildlich apostrophierte und als das beste im Landkreis bezeichnete. 

Wiesbeck wies angesichts der sinkenden Zahl von Alarmierungen auf eine weitere Entwicklung hin: „Es sind vielleicht weniger Einsätze, aber der Anspruch steigt bei den einzelnen Einsätzen.“ Auch Landrat Martin Wolf (CSU) wies darauf hin, dass die Herausforderungen, die an die Feuerwehr gestellt werden, immer komplexer werden. Das hatte zuvor Kommandant Seemüller auch in seinem Bericht veranschaulicht. Es sei nur statistisch gesehen ein ruhiges Jahr gewesen, lautete sein Fazit. Als Beispiele nannte er die Großeinsätze nach dem Säure-Austritt im Gewerbegebiet Oberthann sowie bei den Bränden in Gittenbach, am Prielhof und in Riedermühle – Einsätze, die nur durch eine Armada an Feuerwehren aus der ganzen Umgebung zu bewältigen waren.

 

Kommandant Roland Seemüller machte anhand einiger Beispiele klar: Nur statistisch gesehen war es ein ruhiges Jahr.

Angesichts solcher Katastrophen geht der eine oder andere kuriose Einsatz fast schon unter. So musste die Pfaffenhofener Wehr im Oktober in einem Supermarkt anrücken, weil dort eine giftige Bananenspinne gesichtet worden war. Und eine hilflose Person, die im April in der Ilm gemeldet worden war, erwies sich gottseidank nicht als Wasserleiche, sondern als ramponierte Schaufensterpuppe. 80 Prozent der Einsätze, zu denen die Pfaffenhofener Floriansjünger ausrücken, spielen sich übrigens im Stadtgebiet ab. 

Langweilig wird es den derzeit 78 aktiven Pfaffenhofener Feuerwehrleuten (davon acht Frauen) jedenfalls nicht. Insgesamt kamen allein durch Einsätze und Übungen im vergangenen Jahr knapp 4700 Stunden zusammen, wie Vize-Kommandant Franz Prechter darlegte. Und rechnet man wirklich alles mit ein, geht Seemüller von rund 10 000 Stunden aus. „Wir nehmen es, wie es kommt, und helfen, wo wir können“, fasste der Kommandant das Selbstverständnis seiner Leute zusammen.

Gut 120 Leute waren gestern zur Generalversammlung gekommen.

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, wurden bei der Feuerwehr Pfaffenhofen im vergangenen Jahr 122 Übungen abgehalten, wie Franz Prechter sagte. Zudem besuchten 27 Leute 16 verschiedene Aus- und Weiterbildungen. Fleißig gearbeitet wird auch bei der Jugendgruppe, die 15 Buben und zwei Mädchen zählt, wie Jugendwart Martin Grabmair berichtete. Intensiv bemüht man sich um weiteren Feuerwehr-Nachwuchs. Der Eintritt in die Jugend-Wehr ist ab dem Alter von zwölf Jahren möglich; jeden zweiten Donnerstagabend wird geübt.

Einen Überblick über die finanzielle Lage des Feuerwehrvereins gab Kassenwart Bernd Kirchhof. „Noch haben wir Geld, aber es wird weniger“, sagte er und konnte auch vermelden, dass der Verein nach der jüngsten Prüfung weiterhin als gemeinnützig eingestuft ist und damit Spendenquittungen ausstellen darf. Nachdem im abgelaufenen Jahr Einnahmen sowie Ausgaben von jeweils rund 14 000 zu Buche standen, hatte der Verein zum Jahreswechsel gut 35 300 Euro auf den Konten. 

Die Feuerwehr als Verein zählt derzeit 256 Mitglieder, wie der Vorsitzende Karl-Heinz Denk berichtete – darunter 78 Aktive, 15 Jugendfeuerwehrleute, 57 passive Mitglieder und 102 Fördermitglieder. Und seit gestern nicht mehr vier, sondern fünf Ehrenmitglieder: Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) ist, wie bereits berichtet, zum Ehrenmitglied ernannt worden. Er war 40 Jahre selbst im Einsatz, zudem lange Jahre im Vorstand und auch Vorsitzender des Vereins, seit 2008 bekleidet er als Stadtrat den Posten des städtischen Feuerwehr-Referenten.

Der Vorsitzende Karl-Heinz blickte auf die wichtigsten Ereignisse im Feuerwehrverein zurück.

Denk blickte auf 15 Veranstaltungen zurück, die die Feuerwehr im vergangenen Jahr abgehalten und begleitet hat. Ein Highlight war dabei der Tag der offenen Tür mit über 1000 Besuchern. Ein Lob zollte der Vereinschef auch der Sportgruppe der Wehr, die zuletzt, wie berichtet, mehrfach durch starke Leistungen bei Turmläufen, aber vor allem bei der „Fire Fighter Combat Challenge“ von sich Reden gemacht hat.

Zu der Versammlung gestern waren 120 Leute gekommen, darunter neben Landrat Wolf und Bürgermeister Herker auch sein Vorgänger Prechter sowie die Stadträte Brigitte Axthammer (CSU), Franz Schmuttermayr (CSU), Michael Kaindl (CSU), Verena Kiss-Lohwasser (SPD), Adi Lohwasser (SPD). Außerdem: BRK-Kreisgeschäftsführer Herbert Werner, der Pfaffenhofener Polizeichef Robert Brenner, Vertreter von THW und der Ortsteil-Feuerwehren sowie Sparkassen-Vorstandsmitglied Stefan Maier.

In den Grußworten gab es viel Lob für die Arbeit der Kreisstadt-Feuerwehr sowie den Zusammenhalt in der Truppe. Bürgermeister Herker sprach von einem „Aushängeschild“ der Stadt. Landrat Wolf, selbst Fördermitglied des Vereins, betonte: Bei größeren Einsätzen und Schadenslagen in der Region gehe ohne die Pfaffenhofener Feuerwehr gar nichts. Nicht ohne Grund werde die neue Einsatzleitstelle für den Landkreis hier angesiedelt. Polizeichef Brenner lud die Jugendgruppe zu einem Besuch auf der Inspektion ein – und berichtete, dass seine mahnenden Worte vom Vorjahr offenbar gefruchtet haben: Zu schnelle Autofahrten von alarmierten Feuerwehrlern auf ihrem Weg zum Feuerwehrhaus seien zuletzt ausgeblieben.

 

Auszeichnung für Franz Nischwitz: Er ist seit 50 Jahren Mitglied im Feuerwehrverein.

Am Ende der Generalersammlung wurden langjährige Mitglieder und Feuerwehrleute geehrt. Für zehn Jahre im Verein: Sandro Fischbach, Bernd Heber, Peter Köpf. Für 20 Jahre: Christian Amon, Stefan Metko, Thomas Schmuttermayr und Adrian Schratt. 40 Jahre sind Ludwig Roßner und Hermann Urban schon dabei – und Franz Nischwitz wurde gar für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Für zehn Jahre aktive Feuerwehr-Dienstzeit wurden geehrt: Sandro Fischbach, Bernd Heber und Peter Köpf; für 20 Jahre Christian Amon, Stefan Metko, Stefan Satzger, Thomas Schmuttermayr und Adrian Schratt. Und zum Feuerwehrmann ernannt wurden Guido Eisner und Fabian Greppmair.

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