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Bayerns Sozialministerin Emilia Müller spricht von einer schnellen und unbürokratischen Lösung – die ersten Flüchtlinge sollen noch vor dem Winter einziehen, dann werden es stufenweise mehr – insgesamt werden sechs bis sieben Gebäude als Gemeinschaftsunterkunft genutzt 

Audio-Podcast: "Wir wollen die Menschen aus den Zelten bringen" – die Pressekonferenz zum Anhören

Von Tobias Zell

In der Manchinger Max-Immelmann-Kaserne sollen bis zu 500 Asylbewerber untergebracht werden. Das erklärte heute die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU) nach einem Spitzentreffern mit Vertretern von Bundeswehr, Bezirk, Landkreis, Stadt Ingolstadt und Gemeinden vor Ort. Die nötigen Verwaltungsschritte sowie die organisatorischen wie baulichen Maßnahmen sollen schnellstmöglich erfolgen, betonten alle Seiten unisono. Noch vor dem Winter sollen demnach die ersten Flüchtlinge in die ehemaligen Soldaten-Stuben einziehen. In einem ersten Schritt sollen etwa 240 Menschen hier einquartiert werden, die Zahl wird sich dann stufenweise erhöhen. Müller sprach von einer raschen und unbürokratischen Lösung.

So sehen die Gebäude aus, in denen die Asylbewerber untergebracht werden sollen.

Die Ministerin berichtete von einem „sehr konstruktiven Gespräch“ heute Vormittag in Manching und betonte, sie sehe hier „sehr viel Solidarität“. Es sei „unsere humanitäre Aufgabe“, die Asylbewerber aus den Zelten zu bringen. Mit der Kaserne in Manching ist nun offensichtlich eine Lösung zur Unterbringung von Hunderten von Flüchtlingen gefunden. Bis zu 500 der Stadt Ingolstadt und dem Kreis Pfaffenhofen zugewiesene Asylbewerber sollen hier eine Bleibe finden. Und zwar so schnell wie möglich, wie die Sozialministerin mehrfach betonte. 

Auswirkungen auf die Asylbewerber-Unterkunft in Neuburg hat die künftige Nutzung der Kaserne Manching nach Worten von Müller nicht. Das müsse man unabhängig davon sehen“, sagte sie auf Anfrage. „Wir brauchen jeden Platz.“

Spitzentreffen: Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (von links), Manchings Vizebürgermeisterin Elke Drack, Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf, Sozialministerin Emilia Müller, Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, Brigadegeneral Matthias Geitz, Ingolstatds Vize-Bürgermeister Albert Wittmann, Baar-Ebenhausens Rathauschef Ludwig Wayand.

Konkret sollen die Asylbewerber in der Max-Immelmann-Kaserne in sechs oder sieben Gebäuden untergebracht werden, die einst als Soldaten-Unterkünfte dienten. Diese wegen ihrer Nummerierung so genannten 20er-Gebäude bilden quasi einen eigenen Abschnitt auf dem Gelände. Damit ist laut Müller auch die Entwicklung von Ingolstadt und Manching hinsichtlich der geplanten Schaffung von Gewerbeflächen auf dem bald nicht mehr von der Bundeswehr genutzten Areal „nicht beeinträchtigt“.

Christoph Hillenbrand, der Regierungspräsident von Oberbayern, betonte, dass der Druck zur Aufnahme von Asylbewerbern weiter steige. Bis Ende des Jahres rechne man mit weiteren 4000 Flüchtlingen, die allein nach Oberbayern kommen. Die Quoten für die Landkreise seien demzufolge „erheblich“, das begründe auch die Größenordnung von bis zu 500 Menschen, die in der Manchinger Kaserne untergebracht werden sollen.

Brigadegeneral Matthias Geitz, Abteilungsleiter im Bundesamt für Infrastruktur und Dienstleistungen, erklärte, dass die Bundeswehr die Kaserne noch bis Mitte nächsten Jahres nutzen werde. Bis dahin gibt es freilich auch Sicherheitsaspekte zu beachten. Doch Geitz zeigte sich zuversichtlich, dass man für alle Fragen eine Lösung finden werde. Er will sich nun zuallererst dafür einsetzen, dass aus dem zuständigen Bundesministerium schnellstmöglich die Genehmigung zur Nutzung der Kasernen-Gebäude für die Unterbringung der Asylbewerber kommt und dass dann die nötigen Verwaltungsformalitäten abgewickelt werden können. 

So sehen die leeren Stuben aus, in denen früher Soldaten untergebracht waren.

Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) betonte, dass sein Landkreis bisher auf dezentrale Lösungen bei der Unterbringung der bis dato 370 Asylbewerber gesetzt hat. Allerdings stoße man angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung und mit Blick auf die Prognosen mit dieser Vorgehensweise an die Grenzen, erläuterte er sinngemäß. Und bevor man Turnhallen belege, müsse man auch andere Möglichkeiten prüfen. 

Der Landrat berichtete von „intensiven Besichtigungen“ im Vorfeld und zeigte sich überzeugt davon, hier eine sinnvolle Lösung gefunden zu haben. Auf dem Kasernen-Gelände soll eine Gemeinschaftsunterkunft betrieben werden. Trotzdem betonte Wolf: „Nur, weil wir hier eine Kaserne haben, ist die Aufgabe nicht von anderen Gemeinden genommen.“

Ministerin Müller im Gespräch mit Manchings Bürgermeister Nerb (rechts).

Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW) berichtete, dass 30 Hektar des Kasernen-Areals zur Gemeinde Manching gehören, neun Hektar zur Stadt Ingolstadt. Beide Kommunen wollen nach dem Abzug der Bundeswehr das Gelände als Gewerbegebiet weiterentwickeln. Angesichts dieses Vorhabens zeigte er sich froh, dass es gelungen sei, die Unterbringung der Asylbewerber auf die genannten sechs bis sieben Gebäude zu konzentrieren, sodass die Planungen zur Fortentwicklung des Areals weiterlaufen können. Nerb warb ebenfalls dafür, im Landkreis Pfaffenhofen auch weiterhin die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern im Blick zu haben – räumte aber zugleich ein, dass der Massenansturm wohl nicht ohne Gemeinschaftsunterkünfte zu bewältigen sei.

Ingolstadts Vize-Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) lobte das heutige Spitzengespräch als „sehr zielführend“ und betonte: „Es geht nur miteinander.“ In Ingolstadt seien bislang alle 340 Asylbewerber dezentral untergebracht, sagte er und verwies zugleich auf die Wohnungsknappheit auf der Schanz. In den nächsten Monaten erwarte man in Ingolstadt weitere 300 Flüchtlinge. Ein Großteil von ihnen solle dann bereits in Manching eine Bleibe finden.

Die Situation habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten „dramatisch zugespitzt“, unterstrich Sozialministerin Müller. Und die weltpolitische Lage erlaube kaum klare Prognosen hinsichtlich der Zahl der künftig noch aufzunehmenden Asylbewerber. Die aktuelle Prognose gehe davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt 220 000 Menschen nach Deutschland kommen, berichtete sie – ergänzte aber, dass aus ihrer Sicht diese Zahlen nicht haltbar sind. Doch schon diese Prognose bedeutet für den Freistaat Bayern nach dem Verteilungsschlüssel die Aufnahme von gut 33 000 Asylbewerbern (15,22 Prozent). Die Aufnahme von Asylbewerbern und deren Unterbringung sei eine „absolute humanitäre Aufgabe“, stellte Müller klar.

Bevor in Manching die ersten Asylbewerber einziehen können, müssen noch einige Verwaltungsakte über die Bühne gehen und bauliche Vorkehrungen getroffen werden. Laut Landrat Wolf müsse der Brandschutz in den Obergeschossen teilweise noch sichergestellt werden; hier fehlen Fluchttreppen. Und auch die Dusch- und Badesituation müsse zum Teil überarbeitet werden. Dem kommt eine stufenweise Erhöhung der Zahl der einquartierten Flüchtlinge entgegen. So können zunächst die Zimmer in den Erdgeschossen belegt werden, während die Obergeschosse noch hergerichtet werden.

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