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Eine Nachlese zum zweiten Pfaffenhofener Stadtball im Stockerstadl: Stehende Ovationen für die Narrhalla, wenig Prominenz, schnelles Kabarett und ein Orden für den neuen Pächter 

Audio-Podcast: Die Büttenrede von Erdle zum Anhören

Von Tobias Zell 

Die Mischung hat einfach gepasst beim zweiten Pfaffenhofener Stadtball gestern im Stockerstadl. Rund 200 Gäste – bis auf Künstler Manfred Habl in Abend-Garderobe erschienen – verbrachten einen langen, aber kurzweiligen Abend mit Aufsehen erregendem Programm. Denn die Narrhalla Ilmmünster hatte als Gastgeber wirklich alles getan, damit es dem Publikum nicht fad wird. Geboten wurden spektakuläre und vielbejubelte Show-Einlagen, eine sau-freche Büttenrede von Stadtjurist und Kabarettist Florian Erdle, gutes Essen, viel Tanzmusik von der Band „Holledau in“ – und im oberen Stock sogar eine Bar, in der man per Video-Leinwand mitverfolgen konnte, was unten auf und vor der Bühne passiert.

Das Prinzenpaar beim majestätischen Walzer mit Hebefigur.

Martin Schlicht, dem Präsidenten der Narrhalla, war es freilich vorbehalten, den Abend zu eröffnen. Beim ersten Stadtball im vergangenen Jahr, sei der Erste Bürgermeister dagewesen, erinnerte er – heuer, bei der zweiten Auflage, vertrat der Zweite Bürgermeister Albert Gürtner (FW) als Schirmherr federführend die Stadt Pfaffenhofen. Ob dann nächstes Jahr der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) ranmuss, wird sich zeigen. Rathauschef Thomas Herker (SPD) ließ sich gestern Abend dem Vernehmen nach jedenfalls vertreten, weil er beim Skifahren weilt – Narrhalla-Chef Schlicht hatte da aber seine ganz eigene Theorie: Gürtner könne einfach besser tanzen. 

Viel Applaus gab es für die Darbietungen des Abends; rechts klatscht Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW).

Der Vize-Bürgermeister lobte die Narrhalla in seiner kurzen Ansprache ausdrücklich dafür, dass sie die Tradition des Pfaffenhofener Stadtballs wieder belebt hat. Und angesichts der Tatsache, dass der Mainburger Gastronom Sepp Priller der brandneue Pächter des Stockerhofs ist, sprach er augenzwinkernd von einer „Gaststätten-Allianz“ zwischen Mainburg und Pfaffenhofen – eine Klinik-Allianz zwischen den beiden Städten gibt es ja bereits.

 

Der neue Stockerhof-Pächter Sepp Priller wurde von zwei Garde-Mädels zur Bühne geleitet – er bekam nämlich gleich mal einen Faschings-Orden.

Allerdings kommt Priller eigentlich aus Train im Kreis Kelheim; in Mainburg engagiert er sich aber gastronomisch.  Insofern stimmte das dann schon wieder – und so genau muss man es ja an einem Ball-Abend auch wirklich nicht nehmen. Gürtner, der dann zusammen mit seiner Frau walzertanzenderweise den Abend symbolisch und durchaus ansehnlich eröffnete, wünschte zuvor noch eine lange Ball-Nacht – und die sollte es auch für den einen oder anderen werden. 

Den etwa 200 Gästen wurde es jedenfalls nicht langweilig. Und allein schon die zum Teil atemberaubenden Show-Einlagen der Narrhalla samt ihrem feschen Prinzenpaar Birgit Huber (26) und Hubert Niedermeier (33) hätten es wirklich verdient gehabt, dass im hinteren Bereich des Saals eben nicht ein paar Tische frei blieben.

Das Prinzenpaar zeigte gestern erstmals ihr eigenes Show-Programm.

Zum allerersten Mal wurde gestern übrigens der eigene Show-Teil des Narrhalla-Prinzenpaars der Öffentlichkeit präsentiert – eine ebenso tolle Darbietung wie überhaupt alles, was die Narrhalla gestern zeigte. Einmal mehr haben die jungen Frauen und Männer einen eindrucksvollen Beleg dafür gegeben, warum sie seit Monaten hart und zeitraubend unter der Leitung von Trainerin Andrea Mischke geübt haben, bis die Oberschenkel brannten. Das Narrhalla-Programm steht für spektakuläre Hebefiguren, eine pfiffige Choreografie und eine atemlose Show, die den Zuschauer fesselt und begeistert. Keinesfalls zu Unrecht gab es gestern stehende Ovationen.

Video von Manfred Habl zum gestrigen Stadtball.

Ein bisschen mehr Prominenz hätte dem Stadtball allerdings schon gut getan, damit er sich als DAS gesellschaftliche Ereignis Pfaffenhofens noch schneller etablieren kann. Doch dafür, dass der Abend nach unserer Zählung nur neun der 30 Stadträte angelockt hat, kann die Narrhalla nichts. Und auch sonst hätte man gerne noch den einen oder anderen namhaften Vertreter gesehen, zum Beispiel aus der Kreispolitik oder von wichtigen Organisationen und Verbänden.

CSU-Stadtrat Martin Rohrmann mit Gattin auf der Tanzfläche.

Von der Band hätte man sich vielleicht noch den einen oder anderen Song gewünscht, der auch den Nicht-klassischen-Tänzer in Bewegung bringt. Und Kabarettist Erdle könnte nächstes Jahr den Zuhörern zwischen seinen zweifelsohne zahlreichen und meist auch recht gelungenen Gags noch ein bisserl mehr Zeit lassen, um mitzukommen und zu lachen oder zu applaudieren. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau, denn der gestrige Abend war gelungen, sehr unterhaltsam und bot vieles.

 

Spektakuläre Show-Einlagen bot die Narrhalla-Garde.

Überhaupt, der Erdle, wieder sau-frech halt. Wie man denn einen Pfaffenhofener Stadtball im Industriegebiet von Reisgang halten kann, moserte der als Hausmeister verkleidete Stadtjurist. Und dann auch noch von der Narrhalla aus Ilmmünster, die ja normalerweise beim Schrätzenstaller in Hettenshausen feiert. Ein „Import-Ball“ sei das. Und auch die Musiker von „Holledau in“ bekamen ihr Fett weg. Dass die „Faschings-Hiasln“ von der Narrhalla bald ihr 50-jähriges Jubiläum feiern, das müsse man doch der Kapelle nicht ansehen. 

Aufgefallen war indes auch dem Nörgel-Hausmeister, dass so wenige Stadträte da waren. Da sei die Narrhalla aber schon auch selber schuld, befand er – man dürfe halt keinen Eintritt verlangen. Erdle hat aber eine Idee, wie man im nächsten Jahr zumindest die komplette CSU-Fraktion in den Saal kriegt: SPD-Chef Markus Käser sollte in Robin-Hood-Strumpfhosen oder im Ballett-Röckerl bei der Narrhalla mittanzen – ihn beim Show-Programm mal eine Viertelstunde rauf und runter durch den Saal geworfen, da wären alle Christsozialen zum Zuschauen da.

Stadtjurist Florian Erdle in seiner Rolle als kabarettistischer Hausmeister.

Sorgen machte sich der Hausmeister über die jüngsten Fälle von Kriminalität in der Kreisstadt: In der ganzen Region kein einziger Eisweiher, aber nichts wie lauter Einbruch. Aber lieber wieder zur Politik: Nach Scheyern komme die nächsten 100 Jahre bestimmt kein Papst mehr – weil er ja Angst haben müsse, dass ihm unter den Rock fotografiert werde. In Vohburg sei der Bürgermeister Martin Schmid (SPD) mit satten 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden – und das, wo ihn doch im Ort praktisch jeder kenne. Und in Ingolstadt sitze das größte „Abwärme-Projekt“ Bayerns, ätzte der Hausmeister – genauer gesagt: in Gerolfing, wo bekanntlich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wohnt. 

Hohes Niveau: Die Auftritte der Garde wurden zu Recht bejubelt.

In Pfaffenhofen tue sich schon viel, polterte er weiter – zumindest im Vergleich zum Berliner Flughafen. Das Motto zur Gartenschau, die ja 2017 stattfinden soll, von der aber noch nichts zu sehen ist, definierte der Hausmeister bissig so: „Wart no, bist nix sieghst!“ Gearbeitet worden sei dafür am Landratsamt – und zwar nach dem gerichtlichen Baustopp wegen der Schwarzbau-Affäre so viel wie in den zehn Jahren zuvor nicht. Die Kritik an Landrat Wolf (CSU) kann der Hausmeister aber trotzdem nicht nachvollziehen: „Der tut so viel, man weiß gar nicht, was er alles macht.“ Der Wolf sei jedenfalls der beste Landrat, den Pfaffenhofen heute Abend habe. 

Weiterer Beitrag zum Thema: 

Sau-frech halt wieder


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