Landrat Martin Wolf (CSU) kündigt notgedrungen neue Wege bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Kreis Pfaffenhofen an. Auch auf eine gerechte Verteilung auf die Gemeinden könne nun nicht mehr geachtet werden
Von Tobias Zell
Mit aller Kraft sollte dieser Schritt bislang vermieden werden, und es war auch gelungen. Doch bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Pfaffenhofen führt nun offenbar tatsächlich kein Weg mehr an der Nutzung von Sporthallen vorbei. Das geht aus einem aktuellen Statement von Landrat Martin Wolf (CSU) hervor. Im Rahmen einer Pressekonferenz nach der Sitzung des oberbayerischen Bezirksverbands im bayerischen Landkreistag, die heute in Siebenecken stattfand, sagte er wörtlich: „Bei uns steht die Belegung einer Turnhalle ins Haus.“ Zugleich kündigte der Kreischef an, dass bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis künftig nicht mehr auf eine gerechte Verteilung auf die Gemeinden geachtet werden könne. "Jetzt gilt es alles zu nutzen."
Welche der im Eigentum des Landkreises stehenden Sporthallen konkret als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden soll, wollte Wolf auf Nachfrage unserer Zeitung noch nicht sagen. „Wir haben eine im Blick und bereiten das vor“, erklärte er nur. Die entsprechenden Gespräche laufen demnach bereits. Details wolle man aber erst nennen, wenn wirklich feststehe, dass eine Turnhalle sicher belegt werden müsse, sagte Wolf. Oder anders gesagt: Mann will nicht unnötig die Pferde scheu machen. Denn eine belegte Halle hat freilich Auswirkungen auf den Sportunterricht und für die Vereine.
Aktuell sind nach Worten von Wolf im Landkreis Pfaffenhofen rund 1000 Asylbewerber einquartiert. Angesichts des nicht abreißenden Zustroms geht man im Landratsamt davon aus, dass innerhalb weniger Monate weitere 1000 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen geschaffen werden müssen. Vor diesem Hintergrund gelte es jetzt, alle Möglichkeiten zu nutzen, sagte Wolf und deutet bereits eine neue Marschroute an.
Bislang habe man noch auf Container-Lösungen oder Zeltstädte verzichten sowie auf die gerechte Verteilung der Flüchtlinge auf die 19 Landkreis-Gemeinden achten können. „Das wird künftig fallengelassen“, so der Landrat. Er will die Rathauschefs in der nächsten Bürgermeister-Dienstbesprechung über die neue Situation informieren und diese mit ihnen erörtern.
Bislang hat der Landkreis bei der Unterbringung der Flüchtlinge auch immer auf dezentrale Lösungen gesetzt. Doch es zeichnet sich zunehmend ab, dass dem massiven Zustrom mit der Anmietung von Wohnungen oder kleineren Häusern überhaupt nicht mehr Herr zu werden ist. Nun gilt es, in größeren Einheiten zu denken. Deshalb sind Turnhallen und leerstehende Gewerbe-Gebäude längst in den Fokus gerückt.
Auf dem Gelände der Pfaffenhofener Trabrennbahn sind bekanntlich im Rahmen des Notfallplans der Regierung von Oberbayern Plätze für 150 Flüchtlinge geschaffen worden. Solche Notfall-Unterkünfte sollen eigentlich nur übergangsweise – für einige Wochen – genutzt und dann wieder geräumt werden. Inzwischen denkt Wolf aber darüber nach, dass der Landkreis längerfristig auf diese Räumlichkeiten zurückgreift, um dort selbst Asylbewerber einzuquartieren. Es gebe auch bereits Überlegungen, das bislang noch nicht genutzte Tribünen-Haus ebenfalls zur Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, sagte Wolf. Bislang werden nur die ehemalige Festhalle und der Zwischenbau verwendet.
Wie berichtet, müssen die Landkreise der Regierung von Oberbayern jeweils zwei größere Notfall-Unterkünfte melden, die im Bedarfsfall schnell bereitgestellt werden können. Wenn also der Kreis Pfaffenhofen die Räumlichkeiten an der Rennbahn künftig selbst nutzt, um die eigene Aufnahme-Quote zu erfüllen, dann gilt es wiederum eine Alternative für den Notfallplan zu finden. Und spätestens hier dürften dann so oder so die Turnhallen ins Spiel kommen.
In anderen Landkreisen ist die Nutzung von Turnhallen zur Unterbringung von Asylbewerbern schon fast Alltag. In seinem Kreis Fürstenfeldbruck seien schon etliche Turnhallen belegt, berichtete heute Landrat Thomas Karmasin (CSU), zugleich der Vorsitzende des Bezirksverbands im bayerischen Landkreistag. In Fürstenfeldbruck ist man notgedrungen schon einen Schritt weiter. Aktuell werde geprüft, ob eine Tiefgarage als Not-Unterkunft verwendet werden könne.
Wie soll das weitergehen?
"Wie soll das denn weitergehen?“, wird der Fürstenfeldbrucker Landrat angesichts des nicht abreißenden Zustroms von Flüchtlingen und der damit verbundenen Herausforderungen immer wieder gefragt. Bei dem Pressegespräch in Siebenecken bei Pfaffenhofen räumte er heute freimütig ein: „Ich habe noch nie bei einem Thema so dauerhaft keine Antwort gewusst.“ Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht dazu: "Ich habe noch nie so dauerhaft keine Antwort gewusst"