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Der Kreisverband hat den Wahlkampf eröffnet, sein Programm vorgestellt, gibt sich selbstbewusst und geschlossen – und will das eine oder andere Rathaus erobern

Audio-Podcast: "Ein Bürgermeister, das langt mir nicht" – Rede von FW-Kreischef Dierl

Von Tobias Zell

Selbstbewusst und mit neuer Geschlossenheit haben die Freien Wähler im Landkreis Pfaffenhofen gestern Abend beim „Alten Wirt“ in Rohrbach ihren den Wahlkampf eröffnet und das Programm vorgestellt, das in sieben „Lichtblicke“ gegliedert ist. Zwölf Kreistagsmandate haben die Freien Wähler derzeit inne. Weniger sollen es auch nach der Wahl nicht sein, sagt FW-Kreischef Christian Dierl im Gespräch mit unserer Zeitung. Außerdem erhofft er sich angesichts von acht Bürgermeisterkandidaten, die die Freien Wähler im Landkreis stellen, dass neben der Wiederwahl von Herbert Nerb in Manching auch noch das eine oder andere Rathaus erobert werden kann. „Ein Bürgermeister, das langt mir nicht“, rief Dierl ins Auditorium.

Bekanntlich tritt Erich Erl in Geisenfeld an, um Bürgermeister zu werden, während Marion Kißl in Ilmmünster kandidiert. Albert Gürtner will Erster Bürgermeister von Pfaffenhofen werden, zweiter ist er ja schon. Michael Kornke kandidiert in Rohrbach, Manfred Sterz in Scheyern, Ernst Müller in Vohburg und Florian Werther in Wolnzach.

Es herrscht Aufbruch-Stimmung bei den Freien Wählern im Landkreis. Das war immer wieder zu hören. Man betont, wie gut man sich versteht und wie gerne man sich mag und wie toll die Zusammenarbeit funktioniert. „Jeder, der heute hier ist, ist etwas Besonderes“, bauchpinselte der Rohrbacher Ortsvorsitzende Ralph Hochmuth die Anwesenden. Denn jeder stehe ein für eine ehrliche Politik, bei der der Mensch im Mittelpunkt stehe. Ganz nach dem Motto der Freien Wähler, die sachbezogen entscheiden würden und nicht nach Partei-Ideologie. Die Freien Wähler stünden für eine „Erneuerung der Politik“, seien kostenbewusst und unabhängig. 

Vize-Kreischef Max Hechinger blickte für die FW zurück auf sechs die zu Ende gehende Kreistags-Periode.

„Wir respektieren alle Mitbewerber“, stellte Dierl klar, betonte aber zugleich: „Wir schauen auf uns.“ Die Freien Wähler stünden für sachliche und Partei übergreifende Politik. Es gelte, Potenziale zu Nutzen und Vorhandenes zu optimieren. Stimmen, wonach die Freien Wähler längst eine Partei seien, widersprach er und verwies auf die Strukturen auf Kreis- und Kommunalebene. Er sei schon einige Zeit bei den Freien Wählern, aber ihm habe noch nie jemand „von oben“ gesagt, was er zu tun oder zu sagen habe. Das sei auch gar nicht der Stil der Freien Wähler.

In seiner Nachlese beleuchtete der stellvertretende FW-Kreisvorsitzende Max Hechinger die zu Ende gehende Kreistags-Periode. 2008 sei das „erfolgreichste Jahr der FW-Geschichte“ gewesen: Claudia Jung im Landtag, Rudi Koppold im Bezirkstag, Josef Schäch Landrat und mit 13 Mandaten zweitstärkste Fraktion im Kreistag. Überrascht worden sei man dann aber vom „Schmusekurs“ von CSU und SPD – „eine Koalition, die aus meiner Sicht nie richtig funktioniert hat“, so Hechinger. Der „traurige Höhepunkt „sei der Rückzug von Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) aus dem Aufsichtsrat der Ilmtalklinik gewesen, analysierte er und bezeichnete das Verhältnis zwischen Herker und Landrat Martin Wolf (CSU), der auch Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats ist, als „stark verbesserungswürdig“.

Die Situation für die Freien Wähler nach der „zwangsweisen Absetzung“ von Schäch als Landrat sei schwierig gewesen, räumte Hechinger ein, fand aber zugleich, man habe das „mit Bravour gemeistert“. Das zeigte sich seiner Meinung nach nicht zuletzt daran, dass Polit-Newcomer Rolf Deml bei der vorgezogenen Landratswahl im Jahr 2011 „aus dem Stand ein sehr gutes Ergebnis“ eingefahren habe. Zur Erinnerung: Er unterlag Wolf denkbar knapp in der Stichwahl, hat sich inzwischen aber aus beruflichen Gründen von der Kommunalpolitik verabschiedet.

Nach dem Rücktritt von Claudia Jung als Kreisvorsitzende musste man sich „neu justieren“, gab Hechinger zu. Sie hatte bekanntlich nach eigenen Worten wegen mangelnden Rückhalts und angesichts unterschiedlicher Vorstellungen über die künftige Ausrichtung das Handtuch geworfen und tritt auch bei der anstehenden Kreistagswahl nicht mehr für die Freien Wähler an, sondern steht auf der AUL-Liste. „Übertritt, Austritt, Nachtritt“, hatte Hochmuth zuvor schon kommentiert. Doch damit ist die Personalie Jung für die FW nun auch Geschichte. Der neue Kreischef Dierl sei „sehr engagiert“, lobte Hechinger und attestierte ihm, die Freien Wähler im Landkreis in sehr kurzer Zeit „wieder auf Kurs gebracht“ zu haben.

Wächst nach eigenen Worten an seiner Aufgabe: Christian Dierl.

Dierl selbst befand: „Ich wachse an der Aufgabe.“ Er steht ja  auch auf Platz eins der Kreistagsliste. "Hätte mir jemand, als ich vor sechs Jahren als Zuschauer bei der Auftaktveranstaltung war, gesagt, dass ich heute als Erster hier stehe, hätte ich nur gelacht."

Die sieben Hauptthemenfelder für den Wahlkampf, also Lichtblicke, wurden dann auch noch vorgestellt. Hechinger referierte zum Bereich Bildung. Der Landkreis wolle zu den Bildungs-Landkreisen gehören – dazu sei es aber notwendig, die Schullandschaft kritisch zu hinterfragen, legte er dar. 250 Leute aus dem Landkreis besuchen eine Wirtschaftsschule. Für die FW ist das Grund genug, um einen Antrag zu stellen auf Prüfung der Frage: Soll im Kreis eine Wirtschaftsschule errichtet werden – und wenn ja: wo? „Wir meinen, sie kann an einer bestehenden Schule angesiedelt sein.“

Im Landkreis liege die Übertritts-Quote ans Gymnasium bei 36 Prozent, führte Hechinger weiter aus. Die oberbayerische Quote liege mit 44 Prozent deutlich darüber. „Unsere Schüler sind aber auch nicht dümmer als anderswo“, betonte er. An den Schülern liege es jedenfalls nicht. Die Freien Wähler schlagen deshalb vor, ein weiteres Gymnasium im Landkreis zu schaffen – zum Beispiel in Manching als Außenstelle eines Ingolstädter Gymnasiums. Außerdem regen sie an, an der Berufsschule Pfaffenhofen eine Berufsfachschule für Pflegekräfte zu installieren.

Beim Thema Finanzen werben die Freien Wähler für eine transparente Einnahmen- und Ausgabenpolitik und mahnen zu einem vorsichtigen Umgang mit der Kreisumlage als Stellschraube. In Sachen Freizeit und Erholung stehen der Ausbau und die Optimierung des Radwege-Netzes, die Förderung von Vereinen und die Unterstützung des Ehrenamts auf der Agenda.

Bei der Infrastruktur im Landkreis ist es Dierl & Co. wichtig, dass Bauplätze für Einheimische in den Ortsteilen entstehen. „Kinder müssen am Heimatort bauen dürfen“, lautet hier das Credo. Die Entlastung der Städte und Gemeinden durch Umgehungsstraßen ist ein weiteres Anliegen – wobei es hier freilich auch immer erst einmal um die Frage der Finanzierung geht. Die Gemeinden sollen beim Breitband-Ausbau unterstützt und die Maßnahmen zum Hochwasserschutz vorangetrieben werden.

Der „Lichtblick Landwirtschaft und Umwelt“ beinhaltet unter anderem einen gentechnikfreien Landkreis, den langfristigen Erhalt des Landwirtschaftsamts und der Landwirtschaftsschule, die Einbindung der Bürger in die Energiewende und die Förderung regenerativer Energien. Auf dem sozialen Sektor ist es den Freien Wählern wichtig, dass Chancengleichheit für alle Jugendlichen herrscht und dass die berufliche Bildung auf Augenhöhe mit der schulischen gesehen wird. „Für ein leistungsfähiges und wirtschaftliches Kreiskrankenhaus“ sind die Freien Wähler ebenso wie für eine Notfallversorgung an der Ilmtalklinik. Beim Thema Wirtschaft gelte es, unter anderem lokale Arbeitsplätze zu fördern und die Auspendlerquote zu senken.

Als Gast war die Eichstätter Landtagsabgeordnete Eva Gottstein gekommen um diejenigen zu unterstützen, die auch sie bei ihrem Wahlkampf unterstützt haben, wie sie sagte. Sie lobte den persönlichen Einsatz vor allem von Max Hechinger und die nachhaltige Finanzpolitik im Kreis. "Kommunalpolitik funktioniert nur, wenn die Finanzen gesichert sind. Kritik übte Gottstein am Ausbau der A9, der weiteren Stau verursache, unter dem der Landkreis leide.

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