Diesjähriges Monitoring des BN: Ernüchterung nach jüngster Bestands-Erholung. Erfreulicher ist die Entwicklung bei der Ochsenzungen-Sandbiene.
(ty) Die ehrenamtlichen Wildbienen-Zähler vom "Bund Naturschutz" (BN) im Landkreis Pfaffenhofen haben in diesem Jahr bezüglich der Situation am und rund um den Windsberg beim Hohenwarter Ortsteil Freinhausen "eine gemischte Bilanz" zu verkünden. Während nach den im Rahmen des jüngsten Monitorings gewonnen Erkenntnissen "die Population der Ochsenzungen-Sandbiene sich gut erholt hat und steigende Zahlen vorweisen kann", verzeichne man bei der etwas später im Jahr fliegenden und äußerst seltenen Malven-Langhornbiene einen massiven Rückgang.
Wie berichtet, waren im vergangenen Jahr von den ehrenamtlichen BN-Akteuren im genannten Landstrich an den Zähltagen an verschiedenen Stellen insgesamt 685 Exemplare der Malven-Langhornbiene registriert worden – das sei nach einem zahlenmäßigen Einbruch in den vorangegangenen beiden Jahren ein deutlicher Anstieg und eine hoffnungsvolle Entwicklung, war dazu erklärt worden.
Zur Einordnung: Im Jahr 2021 waren laut BN unterm Strich noch 1153 Tiere registriert worden, dann folgte sozusagen der Schock. Im Jahr 2022 wurden im Rahmen der Zählungen lediglich 392 dieser Bienen gesichtet, im Jahr 2023 sogar nur mehr 255, im vergangenen Jahr dann 685. Heuer wurden laut aktueller Mitteilung nur 219 Individuen erfasst.
Besonders betroffen sei diesbezüglich das Gebiet westlich von Freinhausen, wo im Vorjahr noch 314 Bienen gesichtet worden seien – in diesem Jahr jedoch keine einzige. "Solche Einbüche hatten wir schon in den vergangenen Jahren. Die Ursache ist meist, dass ein Hotspot nicht mehr existiert", erklärt Bettina Markl, die Vorsitzende der BN-Ortsgruppe für Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach, die sich auch im Raum Hohenwart engagiert.
Sie verweist darauf, dass etwa Vertrags-Naturschutz-Flächen, für die nach fünf Jahren die Förderungen ausliefen, wieder in die landwirtschaftliche Nutzung übergingen. "Auch der trockene Frühling in der Wachstums-Phase der Futterpflanzen könnte in diesem Jahr eine Rolle gespielt haben", ergänzt Josef Schweigard als Mitinitiator der Schutz-Aktion. Am Windsberg selbst wurden nach BN-Angaben heuer 149 dieser seltenen Bienen gezählt – ebenfalls ein Rückgang gegenüber den 371 im Vorjahr.
Ochsenzungen-Sandbiene auf der Ochsenzunge.
"Die Malven-Langhornbiene ist auf die Wilde Malve als Futterpflanze angewiesen und gräbt ihre Bruthöhlen in sandige Böden", erklärt der BN. Die Malve als Futterpflanze werde von der Biene dauerhaft benötigt. Im Naturschutz-Gebiet Windsberg sowie am Straßenbegleitgrün seien diese Strukturen verlässlich und auf Dauer vorhanden und böten daher Stabilität für die bedrohten Bienen. "Wenn auch nur auf einem sehr kleinen Raum", so Markl & Co.
Es sei auch wichtig, dass die Straßenränder statt gemulcht nur gemäht würden. "Mit dem Mulchen verschwinden die Wildblumen am Straßenrand, es setzt sich nur die gemeine Quecke durch." Deshalb müsse auch die Pflege der Straßenränder geändert werden, heißt es aus der BN-Ortsgruppe – damit dieser wichtige Lebensraum für die Insekten erhalten bleibe.
Erfreulicher ist die Entwicklung laut BN bei der Ochsenzungen-Sandbiene. Nach einem dramatischen Rückgang von 109 gezählten Tieren im Jahr 2022 auf gerade einmal 35 im Jahr 2023 sei die Zahl im vergangenen Jahr leicht auf 38 gestiegen und liege heuer nun bei 92. "Besonders der Windsberg zeigt mit 69 Tieren wieder eine stärkere Besiedlung", fasst Markl zusammen. Auch in den erweiterten Beobachtungs-Gebieten, Sandgrube und Schindwidlberg, seien wieder einzelne Tiere gesichtet worden. "Die Zunahme ist ein gutes Zeichen, auch wenn wir noch weit von den Spitzenwerten der Jahre 2021 und 2022 entfernt sind", so Markl. Den vorangegangenen Rückgang hier könne sich die Ortsgruppe nach wie vor nicht erklären.
Das Monitoring zeigt laut Markl, "wie wichtig der Schutz spezialisierter Lebensräume für seltene Wildbienen-Arten ist". Die BN-Ortsgruppe setze sich seit Jahren für den Erhalt der Futterpflanzen und Brutstätten ein – durch Markierungen der Futterpflanzen, Pflege und Öffentlichkeitsarbeit. Die neuesten Zahlen "machen deutlich, dass dieses Engagement weiter intensiviert werden muss und die Zusammenarbeit von Naturschutz, Kommune und Landwirtschaft wichtiger denn je ist".
Die beiden genannten Wildbienen-Arten sind aus BN-Sicht "kleine Schätze für Bayern". Die Malven-Langhornbiene galt, wie mehrfach berichtet, lange Zeit im Freistaat als ausgestorben, wurde aber dann im Jahre 2004 zum ersten Mal am Windsberg im Gemeinde-Bereich von Hohenwart wiederentdeckt und gilt seit spätestens 2009 hier wieder als gesichert. Bundesweit gibt es die Malven-Langhornbiene nur noch an einer handvoll Stellen. Ebenfalls mutmaßlich in Bayern nur noch bei Hohenwart kommt die Ochsenzungen-Sandbiene vor.
Sowohl die Malven-Langhornbiene als auch die Ochsenzungen-Sandbiene sind laut BN-Angaben "jeweils hochspezialisiert und nach ihren Futterpflanzen benannt". Bei beiden Bienen-Arten handele es sich um Sandbienen, die ihre Bruthöhlen in den Boden der so genannten Paartaler Sanddünen graben. Diese Brutstätten seien damit auch sehr stark von Witterung betroffen.