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Was es doch für Vorteile hat, wenn man mit dem Auto nicht mehr dorthin fahren kann, wo man gerne hin möchte 

Von Michael Schmatloch 

Von Ephraim Kishon gibt es eine wundervolle Satire. Die heißt „Blaumilchkanal“ und handelt davon, wie ein Sonderling einfach mal so anfängt, ohne jeden Plan und ohne jeden Sinn mit einem Presslufthammer eine Stadt aufzuwühlen. In Ingolstadt hätte man derzeit sicherlich Spaß an der Lektüre jener Satire. Denn die Baustellenlogistik in Ingolstadt entbehrt nicht einer gewissen Gedankenlosigkeit, die verstehen zu wollen schon eine gehörige Portion Humor erfordert.

Zuerst wird die Unterführung Ettinger Straße/Richard-Wagner-Straße gleichzeitig mit der Sanierung der Fahrbahn auf der Theodor-Heuss-Brücke  in Angriff genommen, um großflächige Staus aus ganz sicher auszulösen. Dann bekommt die im Grunde ganz passable Münchener Straße einen neuen Belag und sperrt diese Verkehrsader stadteinwärts komplett und einige Nebenstraßen mit anderen Baustellen gleich mit. Das muss wohl auch so sein, denn Verkehrschaos entsteht schließlich nicht von alleine. Da muss man schon denkend eingreifen, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Leider haben die verantwortlichen in der Stadt übersehen, auch gleich noch die Tangente von Unsernherrn zur Manchinger Straße aufzureißen. Das wäre konsequent gewesen.

Na ja, es ist ja nicht alles schlecht. Sagt eine alte Redensart. Und in der Tat. Ich fahre wieder mit dem Rad ins Büro, weil ich Weihnachten schon was vorhabe. Und das Mittagessen bei meinem Metzger in der Münchener Straße geht auch viel schneller. Weil ich der einzige Kunde bin. Da ändert auch das Schild vor dem Laden wenig, auf dem zu lesen steht „Metzgerei und Imbiss durchgehend geöffnet.“ Das kann man in aller Ruhe vom Auto aus lesen. Schließlich steht man in dem Bereich kurz vor der Bahnhofskreuzung meist eine gefühlte halbe Stunde. Nur: man kommt halt nicht hin. Wäre gerade Fastenzeit, könnte man wenigstens die Maximen des Glaubens mit einem knurrenden Magen verbinden. So aber knurrt er, ohne dabei dem Willen Gottes zu genügen. Sei’s drum. Ein paar Leberkäs-Semmeln weniger tun dem Cholesterinspiegel gut und machen einen schmalen Fuß.

Es ist ja irgendwann auch wieder vorbei. Dann haben wir eine Münchener Straße, deren Belag mindestens so gut ist wie der vor der Sanierung. Und tanken und essen kann man dann als „Südstaatler“ auch wieder.

Oder es ist auch nicht vorbei. Denn wenn Tiefbauamt und die Glasfaser-Indianer sich ausgetobt haben, machen die Stadtwerke ab kommenden Montag weiter. Sie springen sozusagen in die Bresche und versorgen das Neue Rathaus mit Fernwärme. Von der östlichen Tiefgarageneinfahrt entlang der Schlosslände über die Tränktorstraße und der Unterquerung der Schutterstraße über den Viktualienmarkt und die Hieronymusgasse kommt die Wärme dann irgendwann am neunen Rathaus an. Verkehrsbehinderungen? Logisch, versprochen. Doch die schlechte Nachricht: Diese Baustelle dauert nur bis September. Spätestens dann brauchen wir in Ingolstadt etwas Neues. Na ja, vielleicht kann man bis dahin ja auch schon wieder die Münchener Straße aufreißen, weil man den Kanal sanieren möchte oder was ähnlich Hübsches.


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