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Nach Ingolstadt hat die "Critical Mass"-Bewegung nun auch Pfaffenhofen erreicht – morgen Abend soll hier die Premiere steigen. Wenn sich mindestens 16 Radler finden, wollen sie in Zweier-Reihen auf Hauptverkehrsstraßen fahren

(ty) Das Symbol ist ein stilisiertes Fahrrad und eine Faust. Der Name ist „Critical Mass Pfaffenhofen“. Und das Anliegen ist es, künftig an jedem ersten Montag im Monat – erstmals am morgigen Montag, 6. Juli, um 19 Uhr –  möglichst viele Radfahrer am Hauptplatz in Pfaffenhofen zu versammeln, um von dort aus gemeinsam für ein, zwei Stunden gemütlich durch die Stadt zu radeln und auf diese Art der Fortbewegung aufmerksam zu machen. Allerdings, und jetzt kommt’s: Dabei soll nicht etwa auf Radwegen oder auf für Radler freigegeben Gehwegen in die Pedale getreten werden, sondern auf Hauptverkehrsstraßen – und in Zweier-Reihen. Ganz nach dem Motto: „Wir blockieren nicht den Verkehr – Wir sind der Verkehr."

Was im ersten Moment klingt wie ein Flashmob, hat durchaus ein konkretes Ziel: Man wolle erreichen, „dass Radfahrer als vollwertige Verkehrsmitglieder akzeptiert werden“, sagt einer der Initiatoren, der anonym bleiben möchte. Aus einem ganz bestimmten Grund – aber dazu später noch. Man wolle jedenfalls mit der Aktion verdeutlichen, dass Radler Teil des normalen Verkehrs seien und dass ihre Anzahl zunehme. „Auch wenn sich Stadtrat und -verwaltung um ein fahrradgerechteres Pfaffenhofen bemühen, ist noch nicht viel erreicht“, heißt es dazu. Vor allem fehle es noch am Verständnis der motorisierten Verkehrsteilnehmer für die Radler – und da helfe auch die beste Verkehrsentwicklungsplanung nichts.

Bild von einer "Critical Mass"-Aktion in Ingolstadt; das Foto stammt aus der Facebook-Gruppe https://www.facebook.com/pages/Critical-Mass-Ingolstadt

Deshalb soll die „Critical Mass“-Aktion nicht nur für Aufsehen sorgen, sondern auch ein Umdenken befördern. Damit aber eine solche "Critical Mass" erreicht wird, müssen sich mindestens 16 Radler zusammenfinden. Ab dieser Anzahl gelten die Radler nämlich als geschlossener Verband. Und für einen solchen gelten sinngemäß die Verkehrsregeln eines einzelnen Fahrzeugs. Der Verband darf dann zum Beispiel – als wäre er etwa ein Sattelzug – in einem Zug über eine Kreuzung mit Ampel zu fahren, selbst wenn diese zwischenzeitlich auf Rot umschaltet. Für die Radler eines Verbands gilt zudem nicht die Radwegbenutzungspflicht – und sie dürfen auf der Straße zu zweit nebeneinander fahren. So steht es in dem entsprechenden Paragrafen der Straßenverkehrsordnung, auf den sich die „Critical Mass“ beruft.

Entstanden ist die Bewegung in den 1990er Jahren. Damals haben sich Rad-Aktivisten erstmals zu "Critical Mass"-Aktionen verabredet. Was in den USA begann, kam bald auch nach Europa. In Hamburg, München oder auch in Ingolstadt treffen sich Radler regelmäßig zu gemeinsamen Fahrten. In Ingolstadt seit etwa einem Jahr; dort wird immer am letzten Freitag im Monat gefahren. Mit wachsendem Erfolg, wie ein Insider berichtet: Bei der jüngsten Ausfahrt seien über 100 Teilnehmer gezählt worden. Und angeblich haben auch bereits einige Ingolstädter ihre Teilnahme an der morgigen Premiere in Pfaffenhofen zugesagt.

Die Initiatoren von "Critical Mass"-Fahrten möchten, wie gesagt, anonym bleiben, ihre Treffen werden meist über Facebook (https://www.facebook.com/criticalmasspfaffenhofen) oder andere Netzwerke organisiert. Warum, das erklärt einer der Drahtzieher der Pfaffenhofener Aktion: Sobald einer der Initiatoren namentlich in Erscheinung trete und offiziell zu einer Rundfahrt aufrufen würde, müsste diese Veranstaltung angemeldet werden. „Dann wären wiederum zahlreiche Auflagen zu beachten.“ Das wolle man vermeiden, denn es solle ja der Spaß im Vordergrund stehen. „Man trifft sich zum gemeinsamen Radfahren. Nicht mehr und nicht weniger“, sagt er. Deshalb gebe es auch keine feste Route, bestenfalls einen Vorschlag. Wohin geradelt wird, entscheiden im Grunde die, die vorausfahren.


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