Mähmaschinen bedeuten für den Reh-Nachwuchs immer wieder den Tod: Martin Braun, der Chef der Pfaffenhofener Jägervereinigung, ruft deshalb die Landwirte in diesen Wochen zu besonderer Vorsicht auf
(ty) Jetzt und in den kommenden Wochen erwarten die Jäger Nachwuchs bei den Wildtieren in den Revieren. Das Frühjahr ist Höhepunkt der Brut- und Setzzeit. So werden beispielsweise bis in den Juni hinein Rehkitze geboren. Während dieser Zeit sind die Mähmaschinen eine große Gefahr für junge Wildtiere auf den abzumähenden Wiesen. Deshalb ruft Martin Braun, Vorsitzender der Jägervereinigung Pfaffenhofen, die Landwirte unter dem Motto "Rettet die Rehkitze!" zu besonderer Vorsicht und zur Zusammenarbeit mit den Jägern auf.
Sobald die Wiesen schnittreif sind, wächst die Gefahr für deren tierische Bewohner, Opfer der Mahd zu werden. Der erste und teils auch der zweite Schnitt im Grünland fallen in den Zeitraum der Jungenaufzucht zahlreicher Wildtierarten. Junge Feldhasen und Rehkitze haben gegenüber ihren Fressfeinden eine besondere Strategie entwickelt: Wenn Gefahr droht, fliehen sie nicht, sondern ducken sich und verharren still, um nicht entdeckt oder aufgespürt zu werden.
Ausgerechnet dieses ansonsten wirkungsreiche Verharren als Schutzstrategie wird den Jungtieren bei der Wiesenmahd zum Verhängnis. „Deswegen sollten die Mahdtermine rechtzeitig, dem Jagdpächter gemeldet werden, damit dieser die Wiesen nach Kitzen absuchen oder Wildscheuchen aufstellen kann“, betont Braun. Aber auch der Landwirt selbst könne mit der richtigen Mähstrategie, zum Beispiel von innen nach außen, zur Rettung der Wildtiere beitragen.
Aber nicht nur Wiesen dienen den Wildtieren als Lebensraum. Auch Randstreifen beherbergen eine artenreiche Vielfalt: Insekten, Singvögel, Kiebitze, Feldlerchen, Rebhühner, Feldhasen – ihnen allen dienen Randstreifen als Deckung und Nahrungsvorrat. Mit bereits praxiserprobten Mähmethoden können Wildtierverluste deutlich gesenkt werden. Ein entscheidender Einflussfaktor ist dabei beispielsweise die Schnitthöhe. Je höher der Schnitt, desto geringer sind Verluste bei sich drückenden Tieren und Bodenbrütern. Den größten Einfluss hat allerdings der Zeitpunkt des Schnittes. Je später der Mahd-Termin, desto geringer sind die Verluste.
Um verletzte oder gar getötete Wildtiere durch Mahd und Bewirtschaftung möglichst zu verhindern, empfiehlt die Jägervereinigung Pfaffenhofen im Einzelnen folgende Maßnahmen:
- Der Mahd-Termin sollte mindestens 24 Stunden vor dem Anrücken des Mähwerks an den jeweils zuständigen Jagdpächter gemeldet werden. Nur dann hat er die Möglichkeit, Wildscheuchen aufzustellen und Wiesen nach Rehkitzen abzusuchen, um diese fachgerecht zu versetzen.
- Achtung: Jungtiere nicht mit bloßen Händen anfassen!
- Je höher der Schnitt, desto geringer sind Verluste bei sich drückenden Tieren und Bodenbrütern; deshalb sollte das Mähwerk entsprechend angepasst werden.
- Besser ist es, Wiesen in Teilstücken zu mähen und Randstreifen möglichst ungemäht lassen.
- Die Mahd der Wiese von „innen nach außen“ bietet besonders den schon älteren Jungtieren und ausgewachsenen Wildtieren die Möglichkeit zur Flucht.
- Je größer der Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Mahdtermin ist, desto höher ist die Chance für ein Zweitgelege und verringert die Verlustrate bei Bodenbrütern.
- Messerbalken-Mähwerke verursachen bisherigen Erkenntnissen nach weniger tote Wildtiere als beispielsweise moderne Kreiselmäher.
Wie der bayerische Landesjagdverband mitteilt, seien Landwirte als Verursacher der Gefahr nach dem Tierschutzgesetz allgemein gehalten, vermeidbare Tötungen und Verletzungen zu verhindern. Das gelte umso mehr, als der Landwirt Grundeigentümer und damit laut Bundesjagdgesetz Inhaber des Jagdrechts und demnach auch hegepflichtig sei. Als solcher sei er gesetzlich verpflichtet, Gefahren vom Wild abzuwenden, soweit ihm das möglich und zumutbar ist. Die bewusste Inkaufnahme von Schädigungen, die ohne großen Aufwand vermeidbar seien, stelle demnach eine schwere Verletzung dieser Pflicht dar.