Caritasmitarbeiterin Andrea Dilger spendete erfolgreich Blutstammzellen für ein 15-jähriges Mädchen in den USA
(ty) „Als ich das am Telefon erfuhr, war ich zunächst völlig perplex“, erzählt Andrea Dilger. Sie ist Heilerzieherin im Wohnheim für Kinder mit Behinderung im Caritas-Zentrum St. Vinzenz Ingolstadt. Der Anruf im Herbst vergangenen Jahres betraf sie aber privat. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hatte der 38-jährigen Frau mitgeteilt, dass ihre Werte mit denen eines anderen Menschen übereinstimmten, der ihre Blutstammzellen benötigt. „Meine erste Sorge war, ob das für mich risikoreich ist“, erinnert sich die Mutter einer dreijährigen Tochter aus Hepberg. Die anrufende Mitarbeiterin der DKMS nahm ihr jedoch schnell die Angst mit dem Hinweis, sie erhalte nur eine schwache Narkose. Daraufhin zögerte Andrea Dilger nicht lange und sagte noch am Telefon spontan: „Ich mach’s“. Schließlich war ihr sofort bewusst, dass sie ein Menschenleben retten konnte. Und die Chance, so etwas einmal zu tun, ist äußert gering. Nur etwa ein Prozent von derzeit registrierten gut 25 Millionen Menschen weltweit kann aufgrund seiner Werte tatsächlich helfen.
Vor drei Jahren hatte die Hepbergerin in Facebook ein Aufruf der DKMS nachdenklich gemacht. Sie ließ sich registrieren und typisieren: Das heißt, sie schickte der DKMS eine Speichelprobe. Während die weitaus meisten Menschen nach diesem Test nie wieder etwas damit zu tun haben, war er für Andrea Dilger der Beginn eines einschneidenden Erlebnisses. Kurze Zeit nach dem Anruf der DKMS ließ sie sich die Werte durch einen Bluttest beim Hausarzt nochmals bestätigen. Daraufhin wurde die Caritasmitarbeiterin für die anstehende Operation im Nordklinikum Nürnberg intensiv durchgecheckt: Ultraschall, EKG, Lunge. Es war alles okay, sodass dem Eingriff nichts mehr im Wege stand.
Bei der Operation kurz vor Weihnachten wurde Andrea Dilger Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Hierfür saugte man ihr über einen Liter Knochenmarkblut durch eine Punktionsnadel ab. Ganz spurlos ging das nicht an ihr vorüber: „Einige Tage danach, an denen ich aber auch krankgeschrieben war, fühlte ich mich schon etwas schwach und hatte beim Sitzen und Liegen das Gefühl eines stärkeren Muskelkaters.“ Doch für sie steht fest: „Ich würde das jederzeit wieder tun.“ Umso mehr, als sie inzwischen erfahren hat, dass ihre Stammzellenspende einem an Leukämie erkrankten 15-jährigen Mädchen in den USA das Leben gerettet hat. „Da habe ich schon eine Gänsehaut bekommen. Schließlich könnte diese vom Alter her meine Tochter sein.“
Nachdem die Transplantation bei dem Mädchen laut der DKMS gut verlaufen ist, möchte Andrea Dilger mit diesem Kontakt aufnehmen, wenn es das auch will. „Mich interessiert schon: Was ist das für ein Mensch und wie geht es ihm jetzt?“ Und wenn es zu einem intensiveren Austausch kommt, „dann entsteht vielleicht eine neue Freundschaft über den Atlantik hinweg.“
Am wichtigsten ist Andrea Dilger aber im Moment „das gute Gefühl, dass ich helfen konnte. Im Alltag erfahre ich das ja durch meine pädagogische Arbeit mit Kindern mit Behinderung. Nun erlebe ich es noch auf eine andere außergewöhnliche Weise“, freut sie sich. Und nach ihrer positiven Erfahrung liegt ihr daran, andere Menschen zu animieren, sich für eine potenzielle Knochenmarkspende registrieren und typisieren zu lassen.