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Nach dem Ausstieg von Großbritannien aus der EU fürchtet die Industrie- und Handelskammer Rückschläge für die bayerische Wirtschaft – Der Verband der Automobilindustrie rechnet mit kaum abschätzbaren Folgen

(ty) Großbritannien gehört nicht mehr zur Europäischen Union. „Als Schlag ins Kontor und schwarzen Tag“ bewertet die bayerische Wirtschaft die Entscheidung zum Austritt aus der EU. Und in Ingolstadt könnte Audi einer der Leidtragenden sein. Gestern noch hatten die deutschen Autohersteller vor den Folgen gewarnt. "Wir hätten schon enorme Herausforderungen zu bewältigen, wenn die Brexiteers gewinnen würden", hatte Matthias Wissmann, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie, gesagt. Aus seiner Sicht seien die Folgen eines Handelskonflikts zwischen Großbritannien und der EU kaum abschätzbar. Für Audi ist Großbritannien ein nicht unwesentlicher Markt. Alleine im Mai dieses Jahres gingen über 14 000 Autos über den Kanal. Mit mehr als 166 000 Auslieferungen 2015 trug Großbritannien für Audi signifikant zum Absatzergebnis in Europa bei. „Jeder fünfte Audi in Europa geht nach Großbritannien“, hatte Finanzvorstand Axel Strotbeck auf der Hauptversammlung von Audi verkündet.

"Wir respektieren das Ergebnis des EU-Referendums und werden uns eng mit unseren britischen Partnern abstimmen, zu denen wir fest stehen. Es ist noch zu früh, die vollständigen Auswirkungen auf unser Unternehmen zu bewerten", so ein Sprecher von Audi heute gegenüber unserer Zeitung, "Audi ist als Teil des Volkswagen Konzerns ein global tätiges Unternehmen, das in vielen verschiedenen internationalen Märkten etabliert und somit gut aufgestellt ist, um auf wechselnde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu reagieren."

Großbritannien sei ein wichtiger Markt für Audi, nach dem Heimatmarkt Deutschland der zweitgrößte Markt in Europa und der viertgrößte weltweit. "Wir verkaufen rund neun Prozent unserer weltweiten Produktion in Großbritannien."

„Mit dem Brexit wird der Europäische Binnenmarkt, Bayerns wichtigster Wirtschaftsraum, deutlich geschwächt mit noch nicht absehbaren Folgen für die Unternehmen im Freistaat“, warnt Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). Mit dem EU-Austritt verliere Bayern nicht nur den zweitwichtigsten Exportmarkt, sondern auch einen sehr dynamischen Absatzmarkt.

Allein im vergangenen Jahr exportierten die bayerischen Unternehmen Waren im Wert von 15,5 Milliarden Euro nach Großbritannien (plus 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr). „Geschäfte mit diesem wichtigen Auslandsmarkt werden mittelfristig für bayerische Unternehmen komplizierter“, so der BIHK-Präsident in einer ersten Einschätzung zum Ausgang des Referendums. Auch wenn der Brexit keine unmittelbaren rechtlichen Veränderungen auslöse, seien kurzfristig durchaus Währungsturbulenzen und damit auch eine Verteuerung von Exporten zu erwarten. Langfristig seien die wirtschaftlichen Folgen des Austritts von den künftigen Vereinbarungen zwischen der EU und Großbritannien abhängig. Dazu müsse Großbritannien nun Handelsverträge weltweit, aber auch mit der EU komplett neu aufsetzen. Die EUVerträge sehen einen Zeitraum von zwei Jahren vor, um diese neu zu regeln. „In dieser Phase der Unsicherheit ist eine Investitionszurückhaltung von beiden Seiten zu erwarten“, fürchtet Sasse. Die EU müsse jetzt den Zusammenhalt der restlichen Mitgliedsstaaten sichern.


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