Der Autohersteller will künftig massiv in Zukunftstechnologien investieren und dafür bei den traditionellen Modellen streichen
(ty) Ein radikaler Konzernumbau steht offenbar Audi bevor. Bis zu einem Drittel des gesamten Entwicklungsetats will Audi künftig in Zukunftstechnologien wie alternative Antriebe und autonomes Fahren stecken. Traditionelle Modelle sollen dafür auf der Strecke bleiben. Wie etwa das A3 Cabrio. Auch den A1 soll es nur noch in einer viertürigen Modellvariante geben. Die vor noch nicht allzu langer Zeit gepriesene Modell- und Motorenvielfalt ist also offenbar Schnee von gestern. Auch der Wettbewerb mit Mercedes und BMW um die Krone im Premiumsegment ist längst vergessen. Und verloren. Denn Mercedes hat Audi längst überholt bei den Absatzzahlen. Jetzt will Audi erneut Nummer eins werden. Aber nicht mehr beim Absatz, sondern bei Markenwert.
Digitalisierung ist das Schlagwort. Und es ist hoch an der zeit umzudenken. Denn Unternehmen wie Apple sind da schon ein paar Meilen weiter. Und auch finanzkräftiger unterwegs. Diesen digitalen Vorsprung einzuholen ist nicht einfach.
Auch bei der Elektrifizierung haben andere Unternehmen wie Tesla die Nase vor. Und Toyota fährt sogar schon mit Wasserstoff, wovon Audi nur träumen kann. 2018 soll der erste vollelektrische Audi, der Q6, auf die Straße rollen. Von einem Vorsprung durch Technik kann man in diesen Bereichen längst nicht mehr reden. Audi hat gewaltigen Nachholbedarf. Und das manifestiert sich in einem Unbauprogramm für den Konzern.
Das Umbauprogramm des Konzerns hat sogar einen Namen. „Speed up“. Und genau das will Audi-Chef Rupert Stadler morgen vor rund 2800 Audi-Managern in München vorstellen.
Das Programm „Speed up“ soll Audi wie gesagt fit für die Zukunft machen und beispielsweise federführend für den VW-Konzern die Brennstoffzellentechnik zur Serienreife entwickeln. Und Teile der künftigen Entwicklungen, auch das schreibt das Handelsblatt, sollen zu Partnerunternehmen ausgelagert werden, die weder eine Konzernmitbestimmung kennen noch an einen Tarifvertrag gebunden sind.
Finanziert werden soll dieser Konzernumbau dem Vernehmen nach unter anderem durch ein opulentes „Streichkonzert“ bei den traditionellen Modellen, was durchaus negative Konsequenzen für die Standtorte haben könnte. Denn Sparen ist nicht nur wegen Dieselgate angesagt. Die Investitionen sind immens, will man mit der Konkurrenz standhalten in Sachen Digitalisierung, in Sachen autonomes Fahren. Und die hat ein paar Euro mehr in der Kasse.
Die Strategie 2025 also muss es richten. Bis dahin will Audi immerhin 700 000 Elektroautos pro Jahr verkaufen. Ein Drittel des kompletten Absatzes. Da macht es wenig Sinn, weiter in neue Dieselaggregate zu investieren oder Modelle, die VW, Porsche und Audi sozusagen parallel produzieren und sich intern Konkurrenz machen. Deswegen wird die Palette bei Audi wohl auch etwas dünner ausfallen. Vor allem Modelle, die in der Rendite hinten liegen, dürften dabei über den Jordan gehen.
Und wenn das alles nicht reicht, um die digitale Zukunft zu finanzieren, wir Audi wohl auch über die Mitarbeiterzahl nachdenken.