Heute wurden 15 Objekte von 16 Tatverdächtigen durchsucht – Am Abend veröffentlichte die Polizei die Bilanz der Groß-Razzia
(ty) Wie berichtet, haben heute Vormittag rund 300 Einsatzkräfte der Polizei in drei Bundesländern 15 Wohn- und Geschäftsadressen von insgesamt 16 Tatverdächtigen durchsucht – wegen des dringenden Verdachts der banden- und gewerbsmäßig begangenen Urkundenfälschung und Amtsanmaßung. Die Federführung lag dabei bei der Staatsanwaltschaft München II und der beauftragten Ermittlungsgruppe „Wappen“ der Kripo Erding. Von der Groß-Razzia waren auch vier Objekte in Oberbayern betroffen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord gegenüber unserer Zeitung erklärte.
„Die Durchsuchungen, die gegen 17 Uhr abgeschlossen wurden, verliefen größtenteils ohne Vorkommnisse. Die von der Durchsuchung und Sicherstellung Betroffenen verhielten sich kooperativ“, teilte die Polizei am Abend in einer Presseerklärung mit und veröffentlichte zugleich weitere Details zu den Ergebnissen der groß angelegten Polizei-Aktion, an der auch Spezialeinheiten beteiligt waren.
An einem Objekt im Landkreis Haßberge kam es den Angaben zufolge „zu einer vorübergehenden Widerstandhandlung beim Betreten der Wohnung durch den 51-jährigen Wohnungsinhaber“. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten schließlich eine Schreckschusswaffe, die offensichtlich manipuliert war. Der Revolver und 44 Patronen zugehöriger Munition seien sichergestellt worden.
In Rheinland-Pfalz durchsuchten örtliche Kriminalbeamte die Wohnräume eines 58-jährigen Tatverdächtigen. Sie fanden eine „Reichsbürger-Fahne“, die zusammen mit einem PC sowie mehreren Mobiltelefonen und diversen Speichermedien zur Auswertung sichergestellt wurde. Der Beschuldigte besaß ferner zwei PTB-Schreckschusswaffen, die zur waffenrechtlichen Prüfung eingezogen wurden.
Im Hauptdurchsuchungsobjekt der Kripo Erding stießen die Beamten laut Polizei nicht nur auf die erwarteten zwei Beschuldigten, sondern auch auf einen 50-jährigen Mann, der offensichtlich ohne Anmeldung in dem Anwesen gewohnt hat. Seine Personalien werden derzeit noch abgeklärt. „Im ersten Stock des Anwesens stellten die Einsatzkräfte zahlreiche Dokumente, Urkunden-Formulare und Speichermedien sicher. Zudem wurden mehrere tausend Euro Bargeld aufgefunden, die mutmaßlich aus Gebühren und Steuereinnahmen stammen“, so ein Polizei-Sprecher.
An einem Objekt in Nürnberg fanden die Kriminalbeamten mehrere Lang- und Kurzwaffen, für die der 56-jährige Besitzer zwar über waffenrechtliche Erlaubnisse verfügte – bei der Überprüfung sei aber festgestellt worden, dass zwei Schusswaffen und ein erlaubnispflichtiges Waffenteil fehlten. Die weitere Abklärungen dauern hierzu noch an.
„Der überwiegende Teil der Beschuldigten wurde zur Sache vernommen und erkennungsdienstlich behandelt“, heißt es weiter. „Haftgründe für eine andauernde Freiheitsentziehung ergaben sich nicht.“
Zum Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft München II hatte vor einigen Wochen ein Ermittlungsverfahren wegen banden- und gewerbsmäßig begangener Urkundenfälschung eröffnet. Wie es heißt, bestehe der dringende Verdacht, dass sieben der Tatverdächtigen als Vertreter eines selbst ernannten „Bundesstaates Bayern“ agieren; bei den übrigen Tatverdächtigen handle es sich um Sympathisanten und Erwerber von „Urkunden“. Ziel sei die Schaffung eines „Deutschen Reichs“, wobei die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkannt werde.
„Die Beschuldigten im Alter von 40 bis 62 Jahren, darunter zwei Frauen, beschäftigen seit geraumer Zeit Ämter und öffentliche Stellen mit Faxversendungen und Widersprüchen zu Pfändungs- oder Bußgeldbescheiden sowie Schreiben, in denen sie ihrer kruden Rechtsansicht Ausdruck verleihen und selbst Forderungen gegen die betroffenen Behörden erheben“, teilte die Polizei heute zu dem Fall mit. Der Inhalt der besagten Schreiben „entspricht vielfach dem Tatbestand der versuchten Erpressung, versuchten Nötigung und Amtsanmaßung“.
Die bisherigen Erkenntnisse der Ermittler – so heißt es weiter – ergaben zudem Anhaltspunkte für den Aufbau einer Finanzverwaltung und eines Gewerbeamts. Den Angaben zufolge wurden „Staatsangehörigkeitsausweise“, „Führerscheine“, „Gewerbescheine“ und „Amtliche Lichtbildausweise“ ausgestellt sowie gegen Gebühr vertrieben.
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