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Bayerisch-Büchlein für Flüchtlinge: Ungewöhnliches Projekt am beruflichen Schulzentrum in Kelheim.

(ty) Projektorientierung, Kreativität, Integrationsförderung – das sind nur drei der vielen Forderungen, die an die Unterrichtsgestaltung des 21. Jahrhunderts gestellt werden. Das klingt auch sinnvoll, aber wo finden sich derart motivierte Schüler? Eine Antwort: Am beruflichen Schulzentrum Kelheim (BSZ). Im Rahmen des Deutschunterrichts haben sich die Vorklasse der Berufsoberschule (BOS) und die Vorklasse „Integration" der Fachoberschule (FOS) zusammengetan, um gemeinsam Sprachgrenzen zu überwinden. Herausgekommen ist ein ungewöhnliches Projekt.

 

Bereits im vergangenen Schuljahr war an der BOS ein Geheft zum bairischen Dialekt mit dem Titel „Von uns fia eich" für die am BSZ Kelheim unterrichteten Flüchtlinge und Asylbewerber entstanden, um ihnen auch die sprachliche Ankunft zu erleichtern. Das 32-seitige Kompendium wurde von den Schülern der Klasse BII nunmehr überarbeitet und zu einer 44-seitigen Broschüre ausgeweitet. Der Titel „Von uns fia eich" blieb erhalten, überschrieben ist das Geheft nun mit dem vielsagenden Motto „Migraboarisch".  

Im Anschluss an die Umarbeitung erfolgte der zweite Teil des Projekts. Die 17 Schüler der BOS-Vorklasse trafen einmal wöchentlich für 1,5 Stunden unter der Leitung  ihrer Deutschlehrer, Peter Kaspar und Lehrerin Daniela Kutzner, mit ihren zwölf Kollegen der FOS-Integrationsvorklasse zusammen. Und gemeinsam übertrugen sie die in die Broschüre aufgenommenen bairischen Wörter, Redewendungen und Beispielsätze ins Arabische – ein weiterer Schüler besorgte das Vorwort zudem auf Türkisch. „Das war nicht immer ganz einfach, kann man doch in einer anderen Sprache dasselbe nicht gleich ausdrücken", berichtet Berufsoberschüler Burak Yilmaz (18).

 

Eine Herausforderung stellte beispielsweise die Übersetzung von Schimpfwörtern wie „Gloifl" oder „Isarpreiß" dar. Was ist denn a Grattler? Ist das nicht dasselbe wie ein Grantler? Solche und ähnliche Fragen waren Gegenstand der Diskussionen. Aber  es wurden Entsprechungen gefunden. Auch die Eingabe der arabischen Wörter und Wendungen in die EDV konnte dank tatkräftiger Unterstützung seitens der Schüler gemeistert werden. „Das war ein großes Stück Arbeit", resümiert Ahmad Alshalabi (19). Jetzt liegt mit „Migraboarisch" aber eine Broschüre für alle Neuankömmlinge in Kelheim vor, die damit den bayerischen Dialekt direkt in ihre Muttersprache übersetzt bekommen. 

Was den Initiator des Projekts, Studienrat Kaspar, besonders freut, sind das Engagement sowie die Länder und Kulturen übergreifende Zusammenarbeit der Schüler. „Man erkennt, dass und wie Sprache verbindet. Und der Dialekt manchmal noch um ein Vielfaches mehr."

 

Der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (von links), Studienrat Peter Kasper und Oberstudiendirektor Johann Huber präsentieren das neue Werk. Foto: Landratsamt Keheim


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