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Wie in Reichertshofen und Pfaffenhofen anerkannte Asylbewerber geschult werden, um bessere Chancen bei der Wohnungssuche zu haben. Das Angebot soll landkreisweit eingeführt werden.

(ty) Im Landkreis Pfaffenhofen ist das Projekt „Mietführerschein“ erfolgreich gestartet. Anfang September hatte das erste von fünf Modulen der Qualifizierungs-Maßnahme in der Gemeinde Reichertshofen begonnen. Dabei erhalten 17 anerkannte Asylbewerber an fünf Abenden Grundkenntnisse im Verhalten als Mieter, in der Kommunikation mit dem Vermieter, im Verstehen von Rechten und Pflichten aus dem Mietvertrag sowie im Verstehen von Hausordnungen und deren Sinn. "Geschult werden die Teilnehmer in Reichertshofen dankenswerter Weise von Ehrenamtlichen", heißt es aus dem Landratsamt.

Das Caritas-Zentrum Pfaffenhofen bietet in Pfaffenhofen ebenfalls einen Kurs zum Erwerb eines „Mietführerscheins“ an. Dieser startet am morgigen Mittwoch und findet an fünf Abenden, jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr, in den Räumen der Caritas in Pfaffenhofen statt. Ziel für nächstes Jahr ist es nach Angaben aus dem Landratsamt, dieses Angebot über Reichertshofen und die Kreisstadt hinaus flächendeckend im gesamten Landkreis einzuführen.

Warum das alles? „Anerkannte Flüchtlinge haben große Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Viele Vermieter haben Bedenken, ihre Wohnung an anerkannte Asylbewerber zu vermieten“, berichtet Anna Kutzer-Meckl von der Netzwerkstelle Asyl, sie ist "Integrationslotsin" am Landratsamt. Das führe dazu, dass es immer mehr so genannte Fehlbeleger gibt. Das sind Asylbewerber, die zwar eine Anerkennung als Flüchtling haben, aber auf Grund dessen, dass sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine Wohnung finden, in den staatlichen Unterkünften bleiben (müssen).

Im Kreis Pfaffenhofen gibt es aktuell 327 Fehlbeleger, teilte das Landratsamt heute mit. Genau an dieser Stelle will das Projekt „Mietführerschein“ ansetzen, das sich in anderen Städten bereits unter dem Namen „Mieterqualifizierung – Fit für die eigene Wohnung – Neusässer Konzept“ bewährt hat.

Der Mietführerschein-Kurs des Caritas-Zentrums spricht indes noch eine weitere Zielgruppe an. „Nicht nur anerkannte Flüchtlinge, auch Migranten aus der EU oder Drittstaaten haben es auf dem Wohnungsmarkt in unserem Landkreis schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden,“ berichtet Jenny Nguemakwe Poungom von der Caritas-Migrationsberatung. „Dies zwingt viele Menschen und besonders Familien dazu in prekären Wohnsituationen zu verbleiben, da es keine Alternativen gibt.“ Die Mitarbeiter der Caritas-Migrationsberatung setzen bei ihrem Konzept auf eine aktivierende Herangehensweise mit vielen praktischen Übungen. Geplant sei noch für dieses Jahr, einen weiteren Kurs für Menschen mit sehr einfachen Deutsch-Kenntnissen anzubieten mit Unterstützung eines Dolmetschers.

In beiden Kursen werden mit den Teilnehmern an fünf Terminen unter anderem Themen und Regeln wie Mülltrennung, die Wichtigkeit des Einhaltens von Ruhezeiten und die Hausordnung behandelt. „Genauso wichtig ist die Vorbereitung auf Besichtigungstermine und was bei Abschluss eines Mietvertrages beachtet werden muss“, so Kutzer-Meckl. Die Teilnehmer der Schulung erlernen zudem das Erstellen einer Bewerbungsmappe mit allen relevanten Unterlagen für den Besichtigungstermin.

Wer an allen fünf Schulungsabenden, ob bei den Ehrenamtlichen in Reichertshofen oder im Caritas-Zentrum Pfaffenhofen, teilgenommen hat, erhält am Ende eine Teilnahmebescheinigung zur Ergänzung seiner Bewerbungsmappe. „Die Hoffnung, mit der Bescheinigung nach Abschluss der Schulung auf dem freien Wohnungsmarkt leichter eine Wohnung zu finden, aber auch ein echtes Interesse an dem Thema Wohnen, motiviert die Teilnehmer sehr“, berichtet Migrationsberaterin Nguemakwe Poungom von der Caritas.

Auch die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, setzt sich dafür ein, dass Vermietern Ängste genommen und sie überzeugt werden, anerkannten Asylbewerbern Wohnungen zu vermieten. „Wir brauchen noch mehr Projekte wie das Projekt ‚Mieterqualifizierung – Fit für die eigene Wohnung – Neusässer Konzept‘. Solche Projekte bauen Ängste ab und verbessern die Mietchancen von anerkannten Asylbewerbern.“  Bayernweit gab es im vergangenen Jahr 10 000 so genannte Fehlbeleger, derzeit sind es 33 000. Und bis Ende dieses Jahres könnten es sogar 70 000 werden.


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