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Freie Wähler haben nominiert: Landtags-Kandidat Gürtner geht mit der CSU ins Gericht, Bezirkstags-Bewerber Koppold sieht die Pfaffenhofener Investitionsfreude skeptisch.

Von Alfred Raths

Als ihren Kandidaten im Rennen um das hiesige Direkt-Mandat im Landtag haben die Freien Wähler am gestrigen Abend den Pfaffenhofener Vizebürgermeister, FW-Kreischef und Kreisrat Albert Gürtner einstimmig im Wolnzacher Gasthof zur Post gekürt. Weitere personelle Weichen stellten sie – wie bereits kurz berichtet – mit der Nominierung von Rudolf Koppold, langjähriger Kämmerer der Kreisstadt, der ebenfalls einhellig zum Direkt-Bewerber für den Bezirkstag nominiert wurde. Beide hatten intern keinen Gegenkandidaten. Gürtner will unter anderem mit weniger Vorschriften mehr Wohnraum schaffen, Koppold sein Augenmerk auf die sinnvolle Geldverteilung richten.

Sowohl der 57-jährige Gürtner aus Pfaffenhofen als auch der 61-jährige Koppold aus Schrobenhausen gehen für die Freien Wähler im Stimmkreis Pfaffenhofen ins Rennen, der das Gebiet des Landkreises Pfaffenhofen mit Ausnahme der Gemeinden Gerolsbach, Scheyern und Hohenwart umfasst. 

Vor insgesamt zwölf Stimmberechtigten empfahl sich Gürtner gestern Abend mit einer Bewerbungsrede, in der er etliche drängende Problemfelder ansprach; darunter Wohnungsnot, Digitalisierung, Landwirtschaft oder auch die leidige Straßenausbau-Beitragssatzung. Die Freien Wähler, so der 57-Jährige, wollten als starke Mitte für bürgerliche Werte in Stadt und Land mit gleichwertigen Lebensverhältnissen einstehen.

Hinsichtlich des Mangels an bezahlbarem Wohnraum griff Gürtner sowohl die hiesige als auch die Landes-CSU scharf an. So haben die Christsozialen für kommenden Montag in Wolnzach zu einem Diskussionstermin mit zwei Fachreferenten zum Thema Wohnungsbau-Förderung eingeladen – doch das ist für Gürtner eine "Alibi-Veranstaltung", wie er mit Verweis auf den Verkauf von 30 000 Ex-BayernLB-Wohnungen des Freistaats befand. Der designierte künftige Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe die Sozialwohnungen vor fünf Jahren an einen privaten Investor verscherbelt – "und jetzt, wo er merkt, das ist ein Thema für den Wahlkampf, jetzt setzt er das wieder auf die Agenda". Die Abgeordneten auf dem Land müssten nun zusehen, dass sie so ein Thema öffentlichkeitswirksam präsentierten.

Man merke, so Gürtner, "dass die Leute den Parolen der CSU nicht mehr hinterherlaufen, sondern nach Alternativen suchen". Die Alternative, das seien in Bayern die Freien Wähler mit ihrer bürgernahen Politik. Der Pfaffenhofener FW-Kreisvorsitzende schlug als Lösungsmöglichkeiten zur Schaffung neuen Wohnraums indirekt eine stärkere Förderung durch den Staat vor, indem er anprangerte, dass diese in den vergangene Jahren immer weiter zurückgefahren worden sei. Darüber hinaus seinen die (Bau-)Vorschriften, wie etwa zur Energie-Einsparung und den Brandschutz, "immer größer geworden", monierte er: "Das macht das Bauen immer teurer." Diese Regularien gehören seiner Meinung nach entrümpelt.

Einen massiven Lehrer-Mangel befürchtet Gürtner für die kommenden Jahre infolge der Pensionierungen vieler Grund- und Realschul-Lehrer. Dazu gebe es Pflegenotstand und Altersarmut. Zur möglichen Lösung dieser Probleme sagte er indes nichts, während Gürtner beim Thema Energiewende meinte, dass man vor Ort regenerative Energien schaffen und Energie sparen müsse, um Stromtrassen von der Nordsee her zu vermeiden. Er sprach sich ferner deutlich für eine bäuerliche Landwirtschaft – anstelle einer industriellen Landwirtschaft mit "Tierfabriken" – aus und nannte als Negativbeispiel die umstrittene, mittlerweile genehmigte Erweiterung der Hähnchen-Mastanlage im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach auf rund 145 000 Tiere. "Das ist für mich der falsche Weg!"

Politik, so Gürtner, müsse "Dienst an den Leuten" sein, wobei nicht die Frage nach einem sicheren Minister- oder Staatssekretär-Posten im Zentrum stehen dürfe. Gleichzeitig rügte er die Stimmkreisreform im Jahr 2013, die durch die Reduktion des Wahlkreises Stimmen-Verluste für die Freien Wähler gebracht habe. Alle FW-Direkt-Kandidaten wollen sich deshalb via Zweitstimmenliste gegenseitig unterstützen. Zum Ende seiner Rede erinnerte Gürtner an die Initiativen der Freien Wähler zur Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums (G9) oder zur Abschaffung der Studiengebühren – was die CSU gerne für sich reklamiere. "Genauso versucht sie es jetzt mit der Straßenausbau-Beitrag-Satzung."

Kritische Töne zu Pfaffenhofener Investitionsfreude

Rudolf Koppold, der bereits von 2008 bis 2013 im oberbayerischen Bezirkstag saß und in Schrobenhausen lebt, strebt das Amt nunmehr erneut an. Das Thema Straßenausbau-Beitrag-Satzung liegt ihm freilich als Pfaffenhofener Stadtkämmerer ebenfalls am Herzen. Eine Gegenfinanzierung sehe er durch die Kfz-Steuer oder durch eine womöglich kommende Pkw-Maut. Er kam unter Hinweis darauf, dass es beim Bezirk ja auch oft ums Geld gehe, auf die Finanzpolitik der Kreisstadt zu sprechen: "In Pfaffenhofen wird uns das Leben nicht immer so leicht gemacht", sagte er. "Weil da sind immer so großzügige Leute: ,Das leisten wir und und das leisten wir uns'. Ich wünsche ihnen ja nichts Schlechtes, aber irgendwann kommen auch wieder magere Zeiten und da werden sie sich hart tun, das, was wir jetzt geschaffen haben, auch zu erhalten."

Rudolf Koppold.

Koppold zählte dann unter anderem die vielfältigen Aufgaben des Bezirkstags auf. Dazu nannte er das Gesundheits- und Sozialwesen oder auch die Kultur- und Heimatpflege. Er wies darauf hin, dass der zwei Milliarden Euro umfassende Haushalt über die Bezirksumlage der oberbayerischen Landkreise und drei kreisfreien Städte sowie über den kommunalen Finanzausgleich finanziert werde. Wichtig sei für ihn, dass 90 Prozent des Geldes wieder in die Hilfe der Menschen fließen, "da ist es sinnvoll angebracht". 

Sorge bereitet den Freien Wählern mit Blick auf die Bezirkstagswahl, dass es Konkurrenz durch die im Frühjahr 2017 gegründete "Freie Liste Oberbayern" gibt. "Wir müssen aufpassen, die graben uns das Wasser ab", hieß es dazu von einer Ingolstädter Freien-Wähler-Funktionärin.

Erstmeldung zum Thema:

Albert Gürtner will in den Landtag, Rudi Koppold in den Bezirkstag


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