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Als seinerzeit der Friedhof verlegt werden sollte, riefen die Frauen zum Aufstand und schlugen dem Priester mit der Axt die Tür ein. Erst das Militär sorgte für Ruhe.

(ty) Ursprünglich umgab einst ein Friedhof die Stadtpfarrkirche von Pfaffenhofen. Als man aber anno 1798 aus hygienischen Gründen plante, den Gottesacker einzuebnen und die sterblichen Überreste stattdessen im Arme-Leute-Friedhof von Altenstadt – nördlich der heutigen City – beizusetzen, kam es am 22. August des besagten Jahres zu einem revolutionsartigen Tumult in der Stadt. Wilde Szenen spielten sich ab, wenig lady-like ging es zur Sache. Die Geschehnisse sollten als "Aufruhr der Weiber" in die Historie von Pfaffenhofen eingehen. 

Gleich drei "Weiberhaufen", heißt es, zogen anno dazumal – höchst aufgebracht – zum oberen Hauptplatz, um den Herrn Pfarrer ausfindig zu machen. Ihn beschuldigten sie nämlich, der Urheber der geplanten Friedhofs-Verlegung zu sein. Die Weibsbilder gingen wenig damenhaft und überhaupt nicht zimperlich zu Werke. Mit Leviten-Lesen fingen sie gar nicht erst an. Stattdessen begannen sie, mit einer Axt, die Tür des Pfarrhofs einzuschlagen. Als Waffe für den direkten Angriff auf den Geistlichen hatte eine der Frauen obendrein Steine in ihr Schnupftuch gebunden. 

In Panik floh der Priester angesichts dieses Aufstands aus der Stadt, so ist es überliefert. Um das aufsässige Weibsvolk zu bändigen, bezogen schließlich am 1. September jenen Jahres sogar 100 Mann von den Infanterie-Exekutionstruppen die Stadt – und noch am selben Tag begann man damit, die Grabmale zu entfernen sowie das Gelände einzuebnen und die Friedhofsmauer einzureißen. Die Rädelsführerinnen der wilden "Weiberhaufen" wurden übrigens verurteilt: Sie mussten zur Strafe am Pranger stehen oder die Schandgeige tragen. 

Diese sowie weitere ungewöhnliche, spektakuläre, mitunter grausige, aber in jedem Fall spannende Episoden aus der Historie der Stadt erfahren die Teilnehmer bei der "Kuriositäten-Tour" durch Pfaffenhofen, die jeden ersten Samstag im Monat angeboten wird. Die Palette der Geschichten reicht vom großen Stadtbrand im Jahr 1388 über die letzte Hinrichtung anno 1811 bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz im Jahre 1968. Auch die "blutige Brotzeit" darf nicht fehlen – die Geschichte von einem der schaurigsten Verbrechen in der Historie Pfaffenhofens. Oder die Story, als einst trotz zahlreicher Brauereien in der Stadt das Bier ausging.

Treffpunkt für diese ungewöhnliche, rund 90-minütige Stadtführung ist jeweils am ersten Samstag im Monat um 11 Uhr vor dem Rathaus am Hauptplatz. Die Teilnahme an der Kuriositäten-Tour kostet für Erwachsene drei Euro; für Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ist die Teilnahme kostenlos. Weitere Informationen zu den Stadt- und Bunkerführungen in Pfaffenhofen sowie auch zu individuellen Buchungen findet man unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de.


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