Es geht um einen Tunnel oder eine Brücke, um Wahlkampf und die Frage: Wer hat's erfunden? Oder anders gesagt: Die Freien Wähler sind sauer auf die FDP, weil die ein Bürgerbegehren zur Donauquerung anstrebt – nur hat ausgerechnet der eigene Bürgermeister bei den Liberalen unterschrieben
(ty) Die vierte Donauquerung sorgt in Ingolstadt für Aufregung. Doch bevor die Bürger sich auf der Schanz so richtig mit dem Thema auseinandersetzen konnten, sorgt es bereits für echte Stimmung bei den konkurrierenden Parteien und Gruppierungen. Denn wieder einmal ist die eigentliche Frage: „Wer hat’s erfunden?“ Fakt ist: Sowohl die Freien Wähler als auch die FDP haben die vierte Donauquerung zur Chefsache im Wahlkampf erklärt.
Und so konnte man am Wochenende das Knistern zwischen den beiden schon vernehmen, als sie nur wenige Meter voneinander entfernt ihre Wahlkampfstände aufgebaut hatten. Und während die FDP gerne mit einer Brückenlösung, einer Hochstraße auf Stelzen, irgendwie den Auwald überqueren würde, zieht es die Freien Wähler unter die Erde – mit einem etwa 2,5 Kilometer langen Tunnel wollen sie den Verkehr auf die andere Seite der Donau bringen. Den Tunnel wiederum kann sich zwar auch Karl Ettinger, der OB-Kandidat der FDP, vorstellen, aber lieber würde er halt in die Luft gehen: Hochstraße.
Fakt ist ferner, dass die Freien Wähler stinksauer sind auf Ettinger und sein Bürgerbegehren, für das er gerade mit Hochdruck 5000 Unterschriften zu sammeln sucht. „Ein Bürgerbegehren zu einer vierten Donauquerung, wie es die Ingolstädter FDP anstrebt, macht nach Auffassung der Freien Wähler zum jetzigen Zeitpunkt und in der jetzigen Konkretisierungsphase keinen Sinn“, sagen die Freien Wähler. „Zum einen muss jetzt das Ergebnis des vom Stadtrat in Auftrag gegebenen hydrogeologischen Gutachtens abgewartet werden, zum anderen ist die Vorstellung der FDP, den Auwald und die Donau mit einer aufgeständerten Brücke überqueren zu können, nicht zielführend.“
Das sieht aber offenbar nicht nur Ettinger anders, sondern beispielsweise auch Sepp Mißlbeck, der Dritte Bürgermeister von Ingolstadt – und der ist nicht nur bei den Freien Wählern, der hat am Samstag auch vor lauter Begeisterung gleich auf der Liste der FDP für das Bürgerbegehren unterschrieben. Das kann weh tun. Vielleicht hätte man mit ihm auch einfach mal sprechen sollen. Dann wäre der FW das „friendly fire“ möglicherweise erspart geblieben.
„Es geht doch erst einmal darum, den Willen des Bürgers zu formulieren“, meint indes Karl Ettinger, „wenn die Bürger sagen, wir wollen das haben, ergibt sich daraus ein klarer Auftrag an die Stadt.“ Im Bürgerbegehren der FDP seien ohnehin beide Lösungen vorgesehen. Er selber bevorzuge die Brücke, weil er der Meinung ist, dass es die preiswertere Lösung ist.
„Wir haben uns mit Fachleuten intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Eine Brückenlösung scheidet aus, weil sie aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht genehmigt werden kann“, erklärt dagegen der OB-Kandidat der Freien Wähler, Peter Springl. „Es freut uns aber, dass die FDP mit unserem Thema Wahlkampf macht und uns damit indirekt unterstützt. Die Wähler wissen genau, wer das Thema vierte Donauquerung zur Sprache gebracht und fundiert untersucht hat.“
Da also liegt der Hase im Pfeffer. Die FW sind einigermaßen angepisst, dass ihnen die FDP das Thema streitig macht, sozusagen im gleichen Sandkasten spielt. Der liberale OB-Kandidat Ettinger sieht das eher gelassen: „Letzten Endes ist es doch egal, wer damit Wahlkampf macht. Wichtig ist, dass die vierte Donauquerung vorankommt. Es dient doch auch der Sache der Freien Wähler. Wenn sich herausstellt, dass die Bürger einen Tunnel wollen, kann ich damit gut leben.“
Alles klar soweit? Oben drüber? Unten drunter? Und dann bleibt da noch die Frage: Für wen macht eigentlich Sepp Mißlbeck Wahlkampf – der Bürgermeister der Freien Wähler, der auf dem Bürgerbegehren für die FDP unterschrieben hat.