Schrobenhausener Konzern hat Zahlen fürs erste Halbjahr veröffentlicht, auf eine Prognose für den Rest des Jahres wird verzichtet.
(ty) Die in Schrobenhausen ansässige Bauer-Gruppe hat heuer im ersten Halbjahr einen Rückgang der Gesamt-Konzernleistung gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum um 12,8 Prozent auf 725,0 Millionen Euro verzeichnet. Die Umsatz-Erlöse haben sich um 13,0 Prozent auf 648,5 Millionen Euro verringert und das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) lag mit 6,5 Millionen Euro deutlich unter dem des Vorjahres-Zeitraums von 35,3 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern des Konzerns war deutlich negativ und betrug minus 16,0 Millionen Euro (Vorjahr: minus 0,4 Millionen Euro). Diese Zahlen wurden heute veröffentlicht. "Die Folgen der Corona-Pandemie haben bei uns zu einem deutlichen Leistungs- und Ergebnis-Rückgang geführt", so Michael Stomberg, der Vorstands-Vorsitzende der Bauer-AG.
"Unsere Maschinenkunden investieren deutlich zurückhaltender. Außerdem erschweren die verschiedenen landes-spezifischen Bestimmungen sowie die weltweiten Reisebeschränkungen die Projektabwicklung im Baugeschäft." Der Auftragsbestand im Konzern sei gegenüber dem Vergleichs-Zeitraum des Vorjahres um 25,1 Prozent sehr deutlich gestiegen und habe sich auch gegenüber dem Jahresende 2019 um 24,1 Prozent auf rund 1,28 Milliarden Euro erhöht.
Mit seinen drei Segmenten Bau, Maschinen und Resources und dem breit diversifizierten Geschäftsmodell ist der Konzern mit mehr als 110 Tochter-Unternehmen in rund 70 Ländern der Welt tätig. Die Gesamt-Konzernleistung im Segment Bau lag mit 321,5 Millionen Euro leicht unter dem Wert des Vorjahres-Zeitraums von 323,0 Millionen Euro. Das Ebit hat sich gegenüber der Vorjahres-Periode von 4,5 Millionen Euro auf minus 1,7 Millionen Euro deutlich verringert. Das Ergebnis nach Steuern lag mit minus 11,2 Millionen Euro leicht unter dem Wert des Vorjahres-Zeitraums von minus 10,0 Millionen Euro.
"Hier spiegeln sich vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie wieder, aber auch Zins-Sicherungs-Geschäfte hatten aufgrund der entsprechenden Entwicklung der Marktzinsen einen negativen Einfluss", erklärte der Konzern. "Ein positiver Ergebnisbeitrag, der aus der Entkonsolidierung einer Tochterfirma entstanden ist, wirkte etwas entgegen." Der Auftragsbestand ist im Segment Bau um 61,5 Prozent von 509,0 Millionen Euro im Vorjahres-Zeitraum auf 822,0 Millionen Euro erheblich angestiegen. Hauptgrund hierfür sei im wesentlich ein sehr großer Auftrag in Europa, den Bauer im zweiten Quartal erhalten hatte.
Die Gesamt-Konzernleistung im Segment Maschinen fiel im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum deutlich um 22,0 Prozent auf 296,9 Millionen Euro, die Umsatzerlöse um 26,9 Prozent auf 223,1 Millionen Euro. Das Ebit ist von 31,2 Millionen Euro auf 6,1 Millionen Euro erheblich zurückgegangen. Das Ergebnis nach Steuern reduzierte sich von 14,3 Millionen Euro auf minus 3,8 Millionen Euro. Der Auftragsbestand ist um 14,1 Prozent auf 126,1 Millionen Euro gefallen, der Auftragseingang um 16,7 Prozent auf 314,8 Millionen Euro.
Im Segment Resources lag die Gesamt-Konzernleistung nach dem ersten Halbjahr mit 142,5 Millionen Euro um 9,8 Prozent unter dem Wert des Vorjahres-Zeitraums. Das Ebit verringerte sich dabei von 0,1 Millionen Euro auf minus 0,5 Millionen Euro und das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich leicht von 0,6 Millionen Euro auf 0,7 Millionen Euro. Der Auftragsbestand ist nach den ersten sechs Monaten um 10,0 Prozent auf 327,5 Millionen Euro zurückgegangen. Der Auftragseingang ist um 13,0 Prozent auf 161,8 Millionen Euro gesunken.
"Insgesamt war das Segment Bau besonders im zweiten Quartal deutlich von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen, während im ersten Quartal noch auf den meisten Baustellen gearbeitet werden konnte", erklärte der Konzern heute. "In zahlreichen Ländern herrschten Ausgangs- sowie Reisebeschränkungen, was die Baustellenlogistik und Ausstattung mit Geräten, Material und Personal erschwerte."
Das Segment Maschinen sei aktuell am deutlichsten von der Investitions-Zurückhaltung der Kunden betroffen. "Dies zeigte sich vor allem im zweiten Quartal. Am Hauptstandort in Schrobenhausen wurde deshalb die Produktion heruntergefahren und entsprechend mit Kurzarbeit reagiert." Positiv zeige sich das Geschäft in China, wo bereits seit April wieder eine gute Auftragslage herrscht.
Das Segment Resources sei im ersten Halbjahr wenig von der Corona-Pandemie beeinflusst gewesen. "Für das zweite Halbjahr zeichnen sich jedoch auch hier Einflüsse auf die Märkte durch die Corona-Pandemie ab. Das Umweltgeschäft verlief gut, ebenso das Geschäft mit Brunnen-Ausbau-Materialien."
Das Unternehmen arbeitet nach eigenem Bekunden intensiv an den in den vergangenen Jahren angestoßenen Reorganisations-Maßnahmen. "Äußere Faktoren wie die Pandemie können wir wenig beeinflussen, wir müssen sie beobachten und entsprechend flexibel reagieren", so Stomberg. "Wir arbeiten aber weiter konsequent an den Themen, die wir beeinflussen können."
So sei im Jahresverlauf geplant, das Geschäft mit den Brunnenbohr-Anlagen unter der Marke Prakla von Peine nach Schrobenhausen beziehungsweise Nordhausen zu verlagern und den entsprechenden Standort in Peine aufzugeben. Außerdem soll die "Esau & Hueber GmbH" verkauft werden, die in den vergangenen beiden Jahren Verluste verzeichnet habe. Dafür sei bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Zudem beendet Bauer, wie bereits berichtet, das Joint-Venture in der Tiefbohr-Technik mit Schlumberger.
"Die Konzentration auf unsere Kerngeschäfte und deren Wachstumsfelder setzen wir konsequent um", so Stomberg. Auch in Bezug auf die Finanzierung habe das Management nach dem Covenant-Bruch eine gute Lösung mit allen Finanzpartnern finden können. Zudem sei die Liquiditätssituation gut und die Nettoverschuldung liege unterhalb des Vorjahres.
"Die weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich im zweiten Quartal vor allem in den Segmenten Bau und Maschinen bemerkbar gemacht", fasst der Konzern zusammen. Das Unternehmen könne die weiteren Entwicklungen nur schwer abschätzen. In den vielen Regionen und Ländern der Welt zeige sich jeweils ein sehr unterschiedliches Bild. Grundsätzlich bringe dies in Summe "eine erhebliche Unsicherheit für das laufende Geschäftsjahr und den Ausblick mit sich".
Aufgrund der Unsicherheiten über den weiteren Jahresverlauf hatte die Bauer-AG am 17. Juni nach Überprüfung der Hochrechnungen die Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurückgenommen. "Es ist weiterhin nicht verlässlich abzusehen, wie sich die Pandemie auf die weitere Bautätigkeit in der Welt sowie auf die Nachfrage der Kunden nach Maschinen und damit letztlich auf die Leistungs- und Ergebnis-Entwicklung auswirken wird", hieß es heute. Daher sei es dem Vorstand weiterhin nicht möglich, eine belastbare Planung zu erstellen und folglich eine konkrete neue Prognose für das Geschäftsjahr abzugeben. "Insgesamt sind wir aber zuversichtlich", so Stomberg, "dass es gelingen wird, die negativen Auswirkungen der Pandemie auf den Konzern durch die vielen eingeleiteten Maßnahmen gut beschränken zu können".