Der 67-Jährige wurde zum Direkt-Kandidaten seiner Partei im hiesigen Wahlkreis gekürt.
(ty) Am 18. April hatte die Partei "Volt" ihren Aufstellungs-Parteitag für die bayerische Landesliste zur bevorstehenden Bundestagswahl sowie unter anderem auch die Abstimmung über den Direkt-Kandidaten für den hiesigen Wahlkreis abgehalten – wegen der Corona-Pandemie erfolgte das online. Nun seien die Nominierungen per Briefwahl bestätigt, teilte die Partei mit: 26 Kandidierende auf der Landesliste sowie der Pfaffenhofener Horst Boljahn als Direkt-Kandidat im Wahlkreis 214, der neben den gesamten Landkreisen Pfaffenhofen und Freising auch die Stadt Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen umfasst.
"Ich freue mich riesig über das Vertrauen, das mir die Partei entgegenbringt", erklärte Boljahn. Er zähle mit seinen 67 Jahren zu den ältesten Mitgliedern der Partei. "In meinen 49 Jahren Berufsleben habe ich persönlich erlebt, wo unsere nationale Politik an Grenzen stößt und dass selbst eine Nation wie Deutschland mit immerhin rund 83 Millionen Einwohnern, das sind weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung, immer weniger Gehör findet und immer mehr zum Spielball der Interessen anderer, größerer, uns nicht immer wohl gesonnener Mächte wurde." Das, so Boljahn weiter, "gefährdet selbst unser alltägliches Leben, das wir als freie Europäer gewohnt sind, hat Auswirkungen auf unsere Lebensqualität und auf unsere wirtschaftlichen Interessen im Spiel der Kräfte dieser Erde".
Die Bundespolitik sei für Städte und Gemeinden derzeit wichtiger denn je. Kommunale Großprojekte seien praktisch nur noch möglich, wenn entsprechende Fördermittel von Landes- oder Bundesebene zur Verfügung stünden. "Deshalb ist es wichtig, dass unser Wahlkreis in Berlin eine starke Vertretung hat", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Partei. Die bundesdeutsche Politik benötige einen Neuanfang. "Deutschland war auf die Corona-Pandemie schlecht vorbereitet und die Regierenden haben sich überraschend schwer damit getan, aus ihren Fehlern zu lernen." Fehler seien menschlich, aber man dürfe sie nicht ständig wiederholen.
Corona habe schonungslos die Schwächen des Systems sowie einiger Abgeordneter offengelegt. "Warum sollte man nun den gleichen Politikern, die diese Schwächen zu verantworten haben, das Vertrauen schenken diese zu beseitigen?", fragt "Volt" und fordert: "Außerdem sollten wir mehr über den Tellerrand blicken. Vor allem innerhalb Europas können wir viel voneinander lernen. Und das müssen wir auch, denn China, Russland und die USA schlafen nicht." Nur durch eine verbesserte europäische Zusammenarbeit und nur durch eine grundlegende Reform der EU werde Deutschland seine Position in der Welt behaupten können. "Die Ergebnisse der deutschen Ratspräsidentschaft des letzten Jahres waren diesbezüglich enttäuschend."
Nach dem Einzug des deutschen Volt-Kandidaten Damian Boeselager ins Europaparlament, von "Volt" in das niederländische Parlament, von mittlerweile gut 30 Stadt- und Kreisräten in die Stadtparlamente mehrerer europäischer Länder, sei "Volt" in Deutschland nun auch bereit, in den Bundestag einzuziehen. Volt war 2017 von einer Französin, einem Italiener und einem Deutschen als Reaktion auf den "Brexit" und den erstarkenden Rechtspopulismus in Europa gegründet worden. Erklärtes Ziel sei es, die erste echte europaweite Partei aufzubauen. Die Bewegung ziele darauf ab, ein Europa zu verwirklichen, das all seinen Bürgern eine Stimme verleihe. Heuer tritt Volt erstmals bei der Bundestagswahl an.