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Gedanken zum „pilotierten Fragen“ bei der Audi Bilanzpressekonferenz 

Von Michael Schmatloch

Vom so genannten pilotierten Fahren verspricht Audi sich in den kommenden Jahren so Einiges. Das bedeutet, man braucht – grob gesprochen – die Hände nicht mehr ans Lenkrad legen, weil das Auto von selber weiß, wo es lang geht.

Offenbar aber forscht Audi noch auf einem ganz anderen Gebiet, wie sich heute bei der Bilanzpressekonferenz herausstellte. Forschungsgebiet: das pilotierte Fragen. Denn einfach den Finger zu heben wie ein Schüler, wenn einem eine Frage im Gebiss schwelt,  das kann jeder. Aber das hat ja nun so gar nichts mit „Vorsprung durch Technik“ zu tun.

Deswegen ging das bei Audi in diesem Jahr auch ganz anders. Jeder Journalist bekam heute einen personalisierten Apple iPod. Mit dem musste er, nachdem er sich seinen Sitzplatz gesucht hatte, den dort befindlichen QR-Code einscannen. Danach tauchte auf dem Display ein großes Fragezeichen auf. Auf das wiederum konnte der zukunftsorientierte Schreiberling dann drücken, wenn er denn eine Frage hatte.

Gut, dass das nicht gleich funktionierte wie geplant und dann dennoch wieder Finger in die Luft gestreckt werden mussten, ist bei der Markteinführung revolutionärer Konzepte nun mal üblich. Ist vermutlich noch in der Beta-Phase der Erprobung, das pilotierte Fragen. Und beinahe terroristische Verhaltensweisen wie die eines Kollegen, der per Druck auf das Display eine Frage anmeldete, dann aber flugs den Raum verließ, sind in solch hochsensiblen Systemen natürlich auch nicht vorgesehen. Das war bei der herkömmlichen Fragemethode noch einfacher. Denn dort, wo ein Finger ist, da ist in aller Regel auch der Restmensch, der der Erkenntnis heischt.

Im kommenden Jahr sollen dem Vernehmen nach in der zweiten Ausbaustufe dann bei den Journalisten gleich die Hirnströme abgegriffen werden, so denn welche vorhanden sind. Das bedeutet, man braucht erst gar nicht mehr zu fragen, weil das dann hoch vernetzt per Gedankenübertragung funktioniert. Sollte also, um den obigen Fall zu simulieren, ein Tastenknecht einen fragenden Gedanken haben, dann aber plötzlich merken, dass er mal eben für kleine Journalisten muss, kriegt das System natürlich Wind von den niederen Bedürfnissen und annulliert die Frage zugunsten eines anderen Kollegen, der seine Blase besser im Griff hat. Ja und in der Endausbauphase braucht man irgendwann dann vermutlich erst gar nicht mehr zu denken, weil die Antworten schon in der Pressemappe liegen.

Aber dann ist ja alles wieder so, wie es heute ist? Richtig. Aber hochgradig technologisiert. Und dann kann Audi zu recht behaupten: Vorsprung durch Technik, die beginnt im Kopf. Das ist dann wohl auch die Endstufe des pilotierten Fahrens. Man setzt sich in seinen Audi und denkt sich, wo man hin will. Das Auto macht aber gar nix. Weil es längst weiß, dass der Fahrer nachher ohnehin wieder nach Hause will. Und bleibt gleich da. Das wäre doch mal ein preisverdächtiger Gedanke für den Audi Urban Future Award. Mobilität 3.0 sozusagen. Und die Autos würden zudem auch deutlich billiger, weil sie keinen Motor mehr bräuchten.


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