Der etwas andere Blick auf sämtliche Bürgermeister-Wahlen im Landkreis Pfaffenhofen
Von Tobias Zell
In allen 19 Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen haben gestern auch Bürgermeister-Wahlen stattgefunden. Für den neutralen Beobachter war da wirklich alles dabei: Von Solisten, die sich ohne Gegenkandidaten zurücklehnen konnten, über eingesessene Platzhirsche, die den Herausforderern keine Chance ließen, bis hin zu den echten „Neuvergaben“ des Chefpostens im Rathaus. In drei Gemeinden geht es außerdem in die Stichwahl, wovon ein Fall besonders bemerkenswert ist: Dem Wolnzacher Amtsinhaber Jens Machold (CSU) fehlten gerade einmal neun Stimmen zur absoluten Mehrheit, weshalb er nun gegen Werner Hammerschmid (SPD) in die Verlängerung muss. Wir haben für sie die wichtigsten Ergebnisse und Fakten zu den Bürgermeister-Wahlen aus allen Gemeinden im Landkreis zusammengestellt.
Die Solisten
Ganz entspannt konnten der Ernsgadener Rathauschef Karl Huber (CSU) und sein Hohenwarter Kollege Manfred Russer (CSU) in die Wahl gehen. Beide waren ohne Gegenkandidaten angetreten und konnten sich deshalb längst auf eine weitere sechsjährige Amtszeit einstellen. Huber bekam dann 93,0 Prozent der Stimmen, Russer holte 88 Prozent.
Die Neuen
Lediglich in zwei Gemeinden im Landkreis wurde gestern ein neuer Bürgermeister ins Amt gewählt. So ist Manfred Betzin (CSU) in Jetzendorf zum Nachfolger von Parteifreund Richard Schnell gekürt worden. Er holte 69, 3 Prozent der Stimmen und ließ damit seiner Herausforderin Ruth Kudorfer von den Freien Bürgern (30,7 Prozent) keine Chance.
In Pörnbach, wo Bürgermeister Alois Ilmberger (Dorfgemeinschaft), nicht mehr angetreten war, holte sich FUW-Kandidat Helmut Bergwinkel den Posten. Er vereinte bemerkenswerte 66,5 Prozent der Stimmen auf sich und schlug Klaus Reiter von der Dorfgemeinschaft (31,4 Prozent) deutlich.
Die Zitterer
In drei Landkreis-Gemeinden ist gestern noch keine endgültige Entscheidung in der Bürgermeister-Frage gefallen, hier geht es jeweils in die Stichwahl.
In Rohrbach duellieren sich zum Beispiel SPD-Mann Peter Keck, der im ersten Wahlgang 35,7 Prozent bekam, und CSU-Bewerber Hans Wolf, der mit 34,1 Prozent kaum weniger Wähler überzeugt hat. Aus dem Rennen sind dagegen Michael Kornke, der für die Freien Wähler 26,4 Prozent holte, und FDP-Kandidat Christian Peter, der gerade einmal auf 3,8 Prozent kam.
In Scheyern, wo Bürgermeister Albert Müller (WGS) wegen der neuerlichen Spanner-Affäre nicht mehr zur Wahl stand, wird ebenfalls noch um die Nachfolge gerungen. Hier überraschte Manfred Sterz (Freie Wähler) mit 45,1 Prozent, während Alice Köstler-Hösl (CSU/Bürgerblock) 29,4 Prozent holte. Die beiden werden sich nun ein spannendes Finale um den Chefsessel im Rathaus liefern, während WGS-Mann Gerhard Eisinger nach einem engagierten Wahlkampf, der ihm 25,5 Prozent brachte, die Segel streichen muss.
Am dramatischsten ging es gestern Abend ohne Zweifel in Wolnzach zu, wo Amtsinhaber Jens Machold (CSU) sich wohl insgeheim in den Hintern gebissen hat. Insgesamt wurden bei der dortigen Bürgermeisterwahl 5560 gültige Stimmen abgegeben. Die absolute Mehrheit wären damit 50 Prozent davon plus eine Stimme, also 2781 Stimmen, gewesen – Machold bekam 2772. Es fehlen ihm also neun Stimmen zur direkten Wiederwahl. Deshalb geht es für ihn nun gegen Werner Hammerschmid (SPD), der auf 24,8 Prozent kam, in die Verlängerung. Entscheidend mit dazu beigetragen, dass es spannend bleibt, haben die weiteren beiden Bewerber: Thomas Stockmaier (FDP/UW) holte 11,2 Prozent, Florian Werther (Freie Wähler) 14,1 Prozent.
Die Titelverteidiger
Die gestrigen Urnengänge waren im Hinblick auf die Bürgermeisterposten über den gesamten Landkreis hinweg von Wiederwahlen geprägt. Überall, wo es bereits gestern ein klares Ergebnis gab – sprich: wo keine Stichwahl nötig ist – und wo sich ein Amtsinhaber zur Wahl stellte, setzte er sich auch durch.
Man hätte ihn fast in die Kategorie der „Zitterer“ einsortieren müssen, doch am Ende hat Christian Staudter (USB) mit 52,0 Prozent doch die absolute Mehrheit geschafft und bleibt Rathauschef von Geisenfeld. Hans Schranner hat für die CSU 25,5 Prozent geholt, Erich Erl vereinte im Namen der Freien Wähler 22,6 Prozent der stimmen auf sich.
Fast ebenso knapp ging es bei der Mission Wiederwahl für Reinhard Heinrich (CSU) in Reichertshausen zu. Die beiden Herausforderer hätten ihn nach einem insgesamt turbulenten Wahlkampf fast in eine Stichwahl gezwungen – aber eben nur fast. Am Ende standen für Heinrich 54,2 Prozent an der Tafel, während Erwin Renauer (UWG) auf 33,4 Prozent kam und sich Benjamin Bertram-Pfister (SPD) mit 12,4 Prozent begnügen musste.
In Hettenshausen hatte Amtsinhaber Hans Wojta (UWG) ja bekanntlich angesichts der Querelen um das umstrittene Baugebiet „Weblinger Feld“ schon mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeißen und nicht mehr antreten, doch dann wollte er es doch noch einmal wissen. Und das Ergebnis spricht eine deutliche Sprach: Wojta, der im Hauptberuf Geschäftsleiter der Gemeinde Reichertshofen ist, holte 64,7 Prozent und arbeitet damit weiterhin in zwei Rathäusern. Sein Herausforderer Albert Hiereth (CSU) kam dementsprechend nur auf 35,3 Prozent.
In Pfaffenhofen, konnten nicht einmal drei Herausforderer den Amtsinhaber Thomas Herker ins Wanken bringen. Der SPD-Mann, der nicht nur von seiner eigenen Partei, sondern auch von den Grünen zum Bürgermeisterkandidaten gekürt worden war, holte satte 63,4 Prozent und pulverisierte damit jegliche Hoffnung der Kontrahenten, ihn vielleicht zumindest in eine Stichwahl zwingen zu können. CSU-Bewerber Thomas Röder fuhr mit 21,8 Prozent ein kaum weniger enttäuschendes Ergebnis ein als der bisherige Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW), der lediglich auf 13,8 Prozent kam. Keine Rolle spielte indes Viktor Kalupar, der 0,99 Prozent holte, was exakt 122 Stimmen entspricht.
In Manching darf Herbert Nerb von den Freien Wähler auf Basis von unmissverständlichen 63,8 Prozent der Stimmen im Amt bleiben. Die beiden Herausforderer hatten sich sicher mehr erhofft, konnten Nerb aber nicht einmal in die Nähe einer Stichwahl drängen. Elke Drack (SPD) kam auf 25,7 Prozent, Werner Semmler (UW) auf 10,4 Prozent.
Auf ein ähnliches Ergebnis brachte es in Reichertshofen Michael Franken (JWU), der 63,1 Prozent bekam und damit ebenfalls weiterregieren darf. Allerdings gab es hier nur zwei Bewerber, was bedeutet, dass Andrea Schweiger von der CSU respektable 36,9 Prozent holte. Von Wechselstimmung kann aber auch hier unterm Strich keine Rede sein.
Die Stimmenkönige
Es gibt Wiederwahlen und Wiederwahlen. Was passiert, wenn man – auch noch als einziger Herausforderer – gegen einen eingesessenen und ganz offensichtlich beliebten Bürgermeister antritt, erlebten gestern mehrere Kandidaten, denen am Ende nur ein Achtungserfolg bleibt. Die im Amt bestätigten Rathauschefs, beziehungsweise deren Wähler, ließen in den folgenden Fällen nicht den geringsten Zweifel aufkommen, wen sie im Rathaus sitzen haben wollen.
Mit 76,4 Prozent schnitt in der Kategorie der Stimmenkönige der alte und neuen Rathauschef von Gerolsbach, Martin Seitz, noch am „schwächsten“ ab. Seine Herausforderin Annette Schütz-Finkenzeller (UB) kam immerhin auf 23,6 Prozent.
In Münchsmünster schafften die Wählerinnen und Wähler noch klarere Verhältnisse. Sie bestätigten Andreas Meyer (CWG) mit 78,6 Prozent im Amt und degradierten den Herausforderer Rudolf Eisenrieder (SPD/UW) zum demokratischen Statisten.
Noch unmissverständlicher ging die Bürgermeisterwahl in Ilmmünster aus, wo Anton Steinberger von der CSU mit glatt 80 Prozent wiedergewählt wurde. Marion Kißl (FWG) musste sich folglich mit 20 Prozent der Stimmen begnügen. In konkreten Zahlen bedeutet das übrigens: 854 Kreuzchen für Steinberger, 214 für Kißl.
Aber es geht noch deutlicher. Zum Beispiel in Baar-Ebenhausen, wo der alte und damit auch neue Bürgermeister Ludwig Wayand (CSU) 80,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Thomas Ruckdäschel von der SPD konnte da angesichts seiner 19,3 Prozent nur artig gratulieren.
Der Prozente-König ist indes Albert Vogler von der CSU. Der Rathauschef von Schweitenkirchen wurde mit herausragenden 84,4 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt und ließ seinem Herausforderer Christian Ostler (SPD/FW) nicht den Hauch einer Chance. Zum Vergleich: In Hohenwart kam Manfred Russer (CSU) ohne einen Gegenkandidaten auf 88,0 Prozent.
Der Platzhirsch
Und dann gibt es noch einen, der alle Kategorien sprengt. Martin Schmid (SPD), der alte und neue Bürgermeister von Vohburg. Er bekam – trotz zweier Gegenkandidaten – auf Anhieb sage und schreibe 80,4 Prozent der Stimmen und darf damit weitere sechs Jahre Bürgermeister sein. Sollten die beiden Mitbewerber Ernst Müller (FW/FWB) und Xaver Dietz (CSU) ernsthaft Hoffnungen gehegt haben, dann sind diese jedenfalls auf grausame Weise zerstört worden. Müller kam auf 11,7 Prozent, Dietz auf 7,9 Prozent.