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Zahlreiche Bäume müssen hier aus Sicherheits-Gründen gefällt werden, weil sie mit einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz befallen sind.

(ty) Deutlich verändern wird sich das Landschaftsbild am Reichertshausener Waldfriedhof. Dort müssen zahlreiche Eschen gefällt werden, die von einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz befallen sind. Die Gefahr für Fußgänger und Benutzer des Parkplatzes am Angerweg ist keinesfalls zu unterschätzen. Sicherheitshalber sind bereits Teile des Areals gesperrt. Insbesondere bei Sturmlagen, wie sie dieser Tage vorherrschen, könnten morsche Äste oder gar ganze Bäume infolge der Krankheit auf die Parkfläche oder den Weg entlang des Gottesackers fallen. Deshalb soll in den kommenden zwei, drei Wochen der Harvester, eine Holz-Vollernte-Maschine, anrücken und nahezu den gesamten angrenzenden Baumbestand auf mehr als 3000 Quadratmetern entfernen. Nur einzelne, gesunde Eschen, die von dem Eschentriebsterben nicht befallen sind, werden den Einschlag überstehen – sowie einige Ahorne, Erlen und Eichen.

Neben der Gemeinde Reicherthausen selbst, die direkt am Parkplatz mindestens sechs größere Eschen opfern muss, ist der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, dem der angrenzende Wald gehört, der weitere Grundbesitzer. Forstrevier-Leiter Rudolf Vierheilig rechnet durch die Aktion mit einem Aufkommen von zirka 50 Festmetern Brennholz. "Das werden wir vor Ort an Interessierte verkaufen, ein angepinnter Hinweis-Zettel auf dem Polter wird mit der Kontakt-Adresse versehen sein", kündigte er heute bereits an. Die Fällungen werden seinen Worten zufolge maximal zwei Tage dauern und spätestens Anfang März abgeschlossen sein. Auf dem moorigen Boden werden voraussichtlich im Frühjahr Erlen angepflanzt, kündigt Vierheilig an. Diese Baumart passe ideal zu den dortigen Verhältnissen, die dem so genannten Erlen-Bruchwald-Biotoptyp nahekämen.

 

Peter Niggemeyer, Leiter der Forstdirektion des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, bedauert zwar, dass gut 95 Prozent der hier bislang wachsenden Eschen so frühzeitig gefällt werden müssen, verweist aber unter anderem auf die Pflicht zur Verkehrs-Sicherung. Es müssten notwendige und zumutbare Vorkehrungen getroffen werden, um Schäden anderer – wie beispielsweise hier die Nutzer des Parkplatzes – zu verhindern. Die Kronen- oder Stammschäden an den betroffenen Bäumen seien deutlich zu sehen. "Teilweise sind die Äste schon abgestorben", betont Niggemeyer. Glücklicherweise habe bislang niemand einen Schaden erlitten. Das Eschentriebsterben, auch Eschenwelke genannt, sieht er als ernst zu nehmendes Problem der Forstwirtschaft: "Die Entwicklung hat seit vier Jahren rasant zugenommen!"

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Vermutlich wurde der Pilz mit importierten Eschen-Pflanzen nach Europa eingeschleppt. Seine Sporen infizieren im Sommer die Blätter der Esche, von wo aus der Erreger dann in die Triebe vordringt, die schließlich absterben. Mit dem Fortschreiten der Krankheit kann sich der befallene Baum nicht mehr gegen Sekundär-Schädlinge wehren und es kommt zusätzlich zum Befall mit Hallimasch. "Gerade beim Hallimasch-Befall wird der Baum dann zur extrem großen Gefahr", erläutert Niggemeyer, "denn die rasche Zerstörung der Ankerwurzeln lässt auch starke Bäume unvermittelt umfallen."

Die Fläche, um die es hier geht, sei vom amtlichen und nicht-amtlichen Naturschutz bereits besichtigt worden. Die Vertreter, so wurde heute bei einem Pressetermin vor Ort erklärt, bestätigten die Notwendigkeit der bevorstehenden Fällungen und sahen diese außerdem als nicht abwendbar an. Aktuell, aber auch noch in den kommenden Jahren, werde die Pflicht zur Einhaltung der Bestimmungen der Verkehrs-Sicherungs-Pflicht in den Wäldern, wo Eschen im Gefahren-Bereich von Wegen stehen – also rechts und links des Weges in einem Streifen von 30 Meter Tiefe, was etwa jeweils einer Baumlänge entspricht – dazu führen, dass immer wieder kranke und gefährliche Bäume gefällt werden müssten, prophezeit Niggemeyer.

Das Vorgehen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds bei der Bearbeitung der Wege oder Plätze für die Verkehrs-Sicherung sei so, dass stets nur die Bäume entnommen würden, die bereits jetzt oder in den kommenden ein bis zwei Jahren eine erhebliche und vorhersehbare Gefahr für die Sicherheit darstellten. Bei der Esche werden den Angaben zufolge die Bäume in sechs Gesundheits-Stufen eingeteilt – wobei Stufe 0 gesund bedeutet. "Der Schädigungsgrad des Baum-Bestandes am Parkplatz des Waldfriedhofs ist sehr schnell vorangeschritten", sagt Niggemeyer. "Bis auf sehr wenige Bäume müssen alle Eschen entfernt werden, sie fallen nahezu alle in die Stufe 3 oder 4. Andere Baumarten werden soweit möglich geschont." Die Prüfung auf besondere Habitate habe ergeben, dass es dort nur wenige Strukturen gebe. "Diese werden, soweit machbar, geschont, bespielsweise durch Stehenlassen von Stümpfen."

Sind sich einig: Vize-Bürgermeister Albert Schnell (von links), Gemeinde-Bauamt-Leiter Bernhard Mayer, Forstdirektions-Leiter Peter Niggemeyer, Forstrevier-Chef Rudolf Vierheilig, Naturschutz-Wächter Helmut Rudolf Simek sowie Felix Lipp von der Unteren Naturschutz-Behörde am Landratsamt.

Unisono lobten heute bei dem Ortstermin der hiesige Vize-Bürgermeister Albert Schnell und Bauamt-Leiter Bernhard Mayer als Vertreter der Gemeinde Reichertshausen sowie Felix Lipp von der Unteren Naturschutz-Behörde als Vertreter des Landratsamts von Pfaffenhofen und nicht zuletzt auch Naturschutz-Wächter Helmut Rudolf Simek die "kostruktive, transparente und informative" Zusammenarbeit mit den Forstvertretern des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Sie sei geradezu beispielhaft im Sinne des Naturschutzes.

Die Kommune und der Wittelsbacher Ausgleichsfonds bitten die Besucher des Friedhofs sowie außerdem Personen, die vom Parkplatz aus in den Wald gehen wollen, darum, während der nun anstehenden Forst-Arbeiten die Absperrungen unbedingt zu beachten sowie gegebenenfalls alternative Routen zu nutzen.

Zum Hintergrund

Das Eschentriebsterben ist eine gravierende Baumkrankheit, die durch einen Schlauch-Pilz verursacht wird. Es wird vermutet, dass dieser von Asien nach Europa eingeschleppt wurde. Da gegen das Eschentriebsterben keine wirkungsvollen Maßnahmen getroffen werden können, führt es früher oder später zum Tod des betroffenen Baums. Anfang der 1990er Jahre breitete sich der Erreger rasch von den baltischen Staaten und Polen epidemisch bis ins hiesige Verbreitungs-Gebiet der Esche aus. In Bayern war man erstmals im Jahre 2008 auf den Pilz aufmerksam geworden. Eschen jeden Alters können von dem Erreger betroffen sein.

Feuchtigkeit fördert vorwiegend an der Stammbasis die Sporenbildung und den Infektionserfolg des Pilzes. Es gibt nur wenige Eschen, die – wohl nur dank ihrer genetischen Ausstattung – weniger anfällig für diese Krankheit oder gar resistent sind. Junge Bäume sterben bei Befall etwas schneller, alte langsamer ab. Durch abgestorbene, kahle Triebe wird die Baumkrone zunehmend verlichtet und die Verzweigungs-Struktur der Krone wandelt sich, da mit Ersatztrieben und Wasserreisern der Baum versucht, seinen Verlust an Trieben auszugleichen. Geht die Infektion vom Stammfuß aus, zeigt sich in der Regel eine zungenförmige und eingesunkene Rinden-Nekrose, von wo aus vorwiegend die Myzelmatte vom Hallimasch gute Wuchsbedingungen hat. 


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