Klement Kreitmeier, Leiter der Polizeiinspektion in Geisenfeld, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um diesen ehrenamtlichen Dienst.
Von Tobias Zell
Es geht um Ehrenamtliche, die im Landkreis Pfaffenhofen auf Streife gehen. In einem Verbund ist die Sicherheitswacht der Polizeiinspektion von Geisenfeld derzeit in den Gemeinden Geisenfeld, Wolnzach, Vohburg, Münchsmünster, Reichertshofen und Baar-Ebenhausen im Einsatz. Nun werden weitere Mitglieder gesucht. Die Sicherheitswacht sei "eine weitere Säule unserer Sicherheit", sagt Klement Kreitmeier, der Leiter der Polizei-Dienststelle in Geisenfeld. Dort können interessierte Männer und Frauen ihre Bewerbung für den ehrenamtlichen Dienst einreichen. Aber was machen die Mitglieder der Sicherheitswacht eigentlich? Was dürfen und können sie, wie ist ihre Rolle zu sehen? Darüber haben wir mit Polizei-Chef Kreitmeier gesprochen.
Herr Kreitmeier, wie beschreiben Sie die Rolle der Sicherheitswacht?
Klement Kreitmeier: Die Sicherheitswacht soll durch erkennbare Präsenz in den Gemeinden Ansprechpartner für die Bürger und der erste Kontakt zur Polizei sein. Wir wollen keine kleinlichen Aufpasser, die gleich jeden Verstoß gegen die Gemeindeordnung oder andere Vorschriften verfolgen. Vielmehr sollen sie die Bürger auf Fehlverhalten aufmerksam machen und dazu anhalten, sich ordnungsgemäß zu benehmen. Ich erwähne hier exemplarisch Verunreinigungen an beliebten Treffpunkten. Ein klärendes, entspanntes Gespräch zur Selbstkontrolle ist wertvoller, als ein Bußgeld. Natürlich haben wir auch die Möglichkeit, bei notorischen Zuwiderhandlungen ein Bußgeld-Verfahren einzuleiten. Unsere Sicherheitswacht hat schon mehrfach in Notlagen helfen oder schnelle Hilfe herbeiholen können.
Bedeutet mehr Sicherheitswacht weniger Polizeipräsenz?
Kreitmeier: Die Sicherheitswacht ist eine weitere Säule unserer Sicherheit. Sie kann allerdings keinesfalls die Aufgaben der Polizei übernehmen oder haben gar die gleichen Befugnisse. Hier gibt es eine klare Trennung. Wir können kleinere Aufträge der Sicherheitswacht erteilen, stehen immer dahinter, um unterstützend eingreifen zu können. Die Sicherheitswacht ist eine Ergänzung zur Polizei-Arbeit. Wir haben unser Sicherheits-Konzept in keinster Weise verändert. Die Sicherheitswacht führt weder zu einer Reduzierung der Polizeipräsenz auf den Straßen, noch zu einer Veränderung der bestehenden Personal-Situation. Man kann sie als zusätzliche Präsenz verstehen, nicht als Konkurrenz zur Polizei.
Was machen die Sicherheitswachtler?
Kreitmeier: Zum einen verfolgen sie mit ihrem Grundsatz-Auftrag, Streife zu gehen und Ansprechpartner für die Bürger zu sein, ihre wesentliche Aufgabe. Sie werden aber auch situativ mit Spezial-Aufträgen eingesetzt. Etwa in Siedlungen, Parks, Naherholungs- und Naturschutz-Gebieten, im Umfeld von Brennpunkten oder bei Veranstaltungen. Sie stärken mit ihrer Anwesenheit das Sicherheits-Gefühl der Bevölkerung. Gerade in einer Zeit des Wegschauens steuert die uniformierte Sicherheitswacht hier entgegen. Die Mitglieder handeln und leisten Hilfe, wo andere wegschauen und sich abwenden. Sie helfen als Bindeglied zur örtlichen Polizei, Vandalismus und Ordnungs-Störungen vorzubeugen. Auskunfts-Erteilung und kleinere Hilfestellungen für den Bürger gehören dabei zum Arbeits-Alltag eines jeden Sicherheitswachtlers.
Welche Befugnisse haben diese Ehrenamtlichen?
Kreitmeier: Die Ehrenamtlichen im Dienste des Gemeinwohls haben zunächst die gleichen Rechte wie jeder andere Bürger auch. So dürfen sie beispielsweise einen auf frischer Tat angetroffenen Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten; zudem dürfen sie in Notwehr und Nothilfe für die Mitmenschen handeln. Darüber hinaus gibt ihnen ein eigenes Gesetz folgende spezielle Befugnisse zur Gefahren-Abwehr: Durchführung von Befragungen und Identitäts-Feststellungen von Personen, Übermittlung von personen-bezogenen Daten an Polizei und Gemeinden, Erteilung von Platzverweisen zur Gefahren-Abwehr.
Haben die Mitglieder der Sicherheitswacht eine spezielle Ausrüstung?
Kreitmeier: Zur Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrags erhalten Mitglieder der Sicherheitswacht eine besondere Ausstattung, die sie im Dienst mitführen. Es handelt sich hierbei um ein Digitalfunkgerät, eine Taschenlampe, ein Reizstoff-Sprühgerät und ein Erste-Hilfe-Set. Die Angehörigen der Sicherheitswacht sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und verbessern schon durch ihre Präsenz das subjektive Sicherheits-Gefühl der Bürger. Bei verdächtigen Wahrnehmungen informieren sie über das Handsprechfunkgerät die Einsatz-Zentrale der Polizei.
Woran erkennt man, dass jemand zur Sicherheitswacht gehört?
Kreitmeier: Die Angehörigen der Sicherheitswacht tragen während ihres Dienstes ein dunkelblaues Polohemd und/oder eine dunkelblaue Einsatzjacke mit dem bayerischen Staatswappen und mit der Aufschrift Sicherheitswacht – gegebenenfalls ergänzend mit einer zusätzlichen gelben Warnweste oder eine Einsatzmütze mit dem Schriftzug Sicherheitswacht. Alle Ehrenamtlichen erhalten außerdem einen persönlichen Dienstausweis, der sie als Angehörige der Sicherheitswacht legitimiert.
Was bekommt ein Sicherheitswachtler für sein Engagement?
Kreitmeier: Für ihre Dienste erhalten die Mitglieder der Sicherheitswacht eine Aufwands-Entschädigung von acht Euro pro Stunde.
Welche Voraussetzungen müssen diese Ehrenamtlichen erfüllen?
Kreitmeier: Mitglied der Sicherheitswacht kann grundsätzlich jede Person werden, die die nötige Verantwortungs-Bereitschaft, Zuverlässigkeit und Zivilcourage mitbringt sowie einen ehrenamtlichen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung leisten will. Darüber hinaus müssen die Bewerberinnen und Bewerber über einige Grundvoraussetzungen verfügen. Hierzu zählen ein Mindestalter von 18 Jahren und ein Höchstalter von 62 Jahren zum Zeitpunkt des Eintritts in die Sicherheitswacht. Der aktive Einsatz in der Sicherheitswacht ist bei entsprechender gesundheitlicher Eignung für den Außendienst grundsätzlich bis zum Alter von 67 Jahren möglich. Die Bewerber müssen eine abgeschlossene Schul- oder Berufs-Ausbildung nachweisen können, sollten am Einsatzort oder in der näheren Umgebung wohnen und dazu bereit sein, für mindestens fünf Stunden Einsatzzeit monatlich zur Verfügung zu stehen. Die deutsche Staatsangehörigkeit ist nicht erforderlich; die sichere Beherrschung der deutschen Sprache wird jedoch vorausgesetzt.
Wo und wie kann man sich bewerben?
Kreitmeier: In einem Verbund wird die Sicherheitswacht der Polizeiinspektion von Geisenfeld in den Gemeinden Geisenfeld, Wolnzach, Vohburg, Münchsmünster, Reichertshofen und Baar-Ebenhausen eingesetzt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion in Geisenfeld unter der Telefonnummer (0 84 52) 72 00 zu melden.
Wie geht es nach einer Bewerbung weiter?
Kreitmeier: Bürgerinnen und Bürger mit Verantwortungs-Gefühl und Zivilcourage sind bei der Sicherheitswacht herzlich willkommen, wenn sie die Einstellungs-Voraussetzungen erfüllen. Im Rahmen des Auswahl-Verfahrens geeigneter Personen werden die Bewerberinnen und Bewerber im Hinblick auf ihre Zuverlässigkeit überprüft. Erst nach persönlichen Auswahl-Gesprächen werden die Kandidatinnen und Kandidaten von der Polizei ausgebildet und anschließend für den Dienst in der Sicherheitswacht bestellt. Bevor diese Verstärkungskräfte ihren Dienst an der Gemeinschaft verrichten können, gilt es eine Ausbildung mit insgesamt 40 Unterrichts-Stunden in Theorie und Praxis zu absolvieren. Darin wird neben Selbstverteidigung auch Rechtslehre und Praxiswissen gelehrt. Es gilt vor allem die eigenen Befugnisse kennenzulernen und diese taktisch und psychologisch richtig anzuwenden.
Welchen Mehrwert bringt die Sicherheitswacht aus Ihrer Sicht?
Kreitmeier: Stärkung des Sicherheits-Gefühls in der Bevölkerung zum Nulltarif für die Gemeinden und Städte. Die Mitglieder der Sicherheitswacht erhalten, wie gesagt, für ihre Dienste eine Aufwands-Entschädigung von acht Euro in der Stunde. Diese und alle anderen Kosten für die Errichtung, den Betrieb und den Unterhalt werden komplett durch den Freistaat Bayern übernommen. Auf die Kommunen mit eingerichteter Sicherheitswacht kommen somit keinerlei Ausgaben zu. Auch um die Aus- und Fortbildung der Sicherheitswacht-Angehörigen sowie um deren Ausstattung brauchen sich die Gemeinden und Städte nicht kümmern; dies übernimmt vollumfänglich die Polizei. Somit entstehen keine Aufwände oder Belastungen für die Kommunen.
Gibt es konkrete Beispiele für Erfolge?
Kreitmeier: Der Einsatz an sozialen Brennpunkten, einhergehend mit Beschwerden von Bürgern oder Kommunen wegen Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, zeigt oft schnelle Wirkung. Wenn die Störer immer wieder angehalten werden, zum Beispiel ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen, ist der positive Einsatz der Sicherheitswacht für alle erkennbar. Natürlich kann nicht jeder Erfolg gemessen werden. Wenn sich Jugendliche durch die Anwesenheit der Streifen davon abhalten lassen, zum Beispiel Sachbeschädigungen zu begehen, ist dies in absoluten Zahlen nicht messbar. Allein die Anwesenheit der Sicherheitswacht gibt ein gutes Gefühl der Sicherheit, was ja letztlich ein wichtiger Grund ihres Daseins ist. Im vergangenen Jahr rettete ein Angehöriger der Sicherheitswacht Geisenfeld einen Mann aus einer total verrauchten Wohnung vor dem Tod durch die Rauchgase.