Am Ende der heutigen Sitzung wurden die neun Rätinnen und Räte verabschiedet, die dem Pfaffenhofener Gremium in der nächsten Amtszeit nicht mehr angehören
(zel) „137 Jahre Stadtrat verlassen uns“, fasste der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD) zusammen, als er den letzten Tagesordnungspunkt der heutigen Stadtratssitzung einleitete. Es war die letzte Sitzung dieser Ratsperiode – und so wurden die Mitglieder des Gremiums verabschiedet, die ihm in der neuen Amtsperiode nicht mehr angehören werden. Sei es, weil sie nicht wieder kandidiert haben oder weil sie den erneuten Sprung ins Gremium verpassten. Und diese neun scheidenden Rätinnen und Räte bringen es zusammen auf 137 Jahre Mitgliedschaft im Gremium.
30 Mitglieder umfasst der Pfaffenhofener Stadtrat – neun neue Gesichter wird es in der neuen Amtsperiode geben. Das ist fast ein Drittel, was durchaus eine bemerkenswert hohe Zahl ist. Die neun ausscheidenden Räte wurden heute Abend mit lobenden Worten, Dank für ihr Engagement, mit Applaus und kleinen Präsenten verabschiedet. Unter ihnen auch die Dritte Bürgermeisterin Monika Schratt (Grüne), die nach 18 Jahren aufhört, und CSU-Stratege Theo Abenstein, der nach 30 Jahren nicht mehr kandidiert hat – sowie natürlich Helmut Stadler (FW), der sich nach sage und schreibe 36 Jahren als Stadtrat aus der aktiven Politik zurückzieht. Zur Verdeutlichung: Im Jahr 1978, als Bürgermeister Herker geboren wurde, zog Stadler erstmals in den Stadtrat ein.
Außerdem scheiden aus dem Gremium aus: Florian Weiß (CSU), Georg Hammerschmid (CSU), Wolfgang Moll (FDP), Brigitte Döring (SPD), Johann Buska (parteilos) und Franz Muthig (ÖDP). Bis auf Muthig, der krankheitsbedingt fehlte, waren heute Abend alle gekommen.
Das Stadtrats-Amt sei ein Ehrenamt, stellte Bürgermeister Herker noch einmal heraus. Das wüssten viele Bürger nicht, die glaubten, die Räte würde für die vielen Stunden, die sie sich – auch über Sitzungen hinaus – engagieren, fürstlich entlohnt. Wer im Stadtrat sei, werde zu einer öffentlichen Person, auch persönliche Verletzungen blieben da nicht aus, so Herker. Er dankte auch den Partnern und Familien der Stadträte für deren Rückhalt. An die Adresse der scheidenden Räte sagte er: „Ich hoffe, dass Sie zufrieden sind mit Ihrem Wirken.“ Er sei sich jedenfalls sicher, dass keiner der Neun in ein Loch falle. Viele werden sich weiterhin politisch interessieren, mancher bekleidet weitere Ehrenämter.
Mit der heutigen Sitzung ist die Amtsperiode des Stadtrats in dieser Zusammensetzung beendet. Der neue Stadtrat trifft sich nun am Dienstag, 6. Mai, um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses zur konstituierenden Sitzung. Zwei Tage später, am 8. Mai, um 17 Uhr findet dann die erste „reguläre“ Sitzung des neuen Gremiums statt. Heute aber standen erst einmal noch die im Mittelpunkt, die in den vergangenen sechs Jahren die Entscheidungen getroffen haben – und ganz besonders die, die nach insgesamt 137 Jahren im Gremium ausscheiden.
Übrigens bekam jeder der Neun auch die Gelegenheit zu einem kleinen Abschieds-Statement. Schratt hielt es zum Abschluss, auch angesichts der Politikverdrossenheit, mit einem Zitat des Philosophen Kant: "Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen." Das würde dem Gemeinwohl gut tun, so Schratt.
Die neun ausscheidenden Räte:
- Helmut Stadler (FW), der Alterspräsident des Stadtrates und dienstälteste Stadtrat, hat dem Gremium seit 1978 angehört, also 36 Jahre ohne Unterbrechung. Von 2002 bis 2008 war er Dritter Bürgermeister.
- Theo Abenstein (CSU) hat sich nach 30 Jahren Stadtratsarbeit nicht mehr zur Wahl gestellt. Er war viele Jahre Sprecher und politischer Kopf der CSU-Fraktion, gehörte immer dem Rechnungsprüfungsausschuss an und war maßgeblich an der Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft beteiligt.
- Monika Schratt (Grüne) kandidierte nach 18 Jahren Stadtratstätigkeit nicht mehr. Seit 2008 war sie Dritte Bürgermeisterin. Außerdem war sie die Referentin des Stadtrats für die Gartenschau „Natur in Pfaffenhofen 2017“ und sie ist Mitglied im Aufsichtsrat der „Natur in Pfaffenhofen 2017“ GmbH.
- Georg Hammerschmid (CSU) gehörte dem Stadtrat ebenfalls seit 1996 an. Er war „die Stimme Ehrenbergs“ und zunächst Verkehrsreferent, in den vergangenen sechs Jahren Referent für Kläranlagen und Kanäle. In dieser Zeit wurden einige Ortsteile an die Kläranlage angeschlossen.
- Johann Buska (parteilos) gehörte dem Stadtrat insgesamt zwölf Jahre an, stellte sich aber jetzt nicht mehr zur Wahl. 1999 war er als Nachfolger von Sepp Reiter ins Gremium gekommen, dem er bis 2008 angehörte. Vor drei Jahren rückte er dann für den ausgeschiedenen Franz Kaindl nach.
- Franz Muthig (ÖDP)war im Jahr 2005 als Nachrücker für Bernhard Schachner in den Stadtrat gekommen. Seit 2008 war er als Referent für Grünanlagen und Kinderspielplätze tätig. Nach insgesamt neun Jahren kandidierte er jetzt nicht mehr.
- Wolfgang Moll (FDP)war eine Legislaturperiode lang im Stadtrat als Referent für Familien und Kinderbetreuungseinrichtungen. Jetzt kandidierte er nicht mehr, bleibt der Kommunalpolitik aber im Kreistag weiter erhalten.
- Birgitte Döring (SPD)hatte bei der Kommunalwahl 2008 den Einzug in den Stadtrat ganz knapp verpasst, kam dann aber ein Jahr später als Nachrückerin für Klaus Herber ins Gremium. Sie engagierte sich vor allem in ihrem Referat für Märkte und Dulten. Im neuen Stadtrat ist sie nicht mehr vertreten.
- Florian Weiß (CSU) war 2011 für Martin Wolf in den Stadtrat nachgerückt, nachdem Wolf zum Landrat gewählt worden war. Jetzt stellte Weiß sich nicht mehr zur Wahl, bleibt aber als BLSV-Kreisvorsitzender und Sportfunktionär weiter ehrenamtlich aktiv.