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Die Faszination für das königliche Spiel entdeckte der 82-Jährige schon als Bub, zum Drechseln kam er durchs Internet. Der Stall wurde zur Werkstatt, die Technik verfeinert.

(ty) Wer rastet, der rostet. Das könnte das Motto von Anton Amann sein. Der 82-jährige Witwer aus Engelbrechtsmünster bei Geisenfeld hat ein besonderes Hobby. Er drechselt Schachfiguren. Seine Leidenschaft für das königliche Spiel hat der ehemalige Landwirt schon als Bub entdeckt: "Ja, mit Schach, das ist eine lange Geschichte", sagt er. Früher sei man nach dem Hopfen-Zupfen abends beisammengesessen. "Da hat man halt verschiedene Spiele gemacht, unter anderem auch Schach." Mit den Figuren sei es aber seinerzeit nicht weit her gewesen. "Das erste Schachspiel war aus Sperrholz", erinnert er sich. Man habe die Formen mit der Laubsäge ausgeschnitten und dann auf ein Blatt geklebt, damit sie nicht umfallen. Heute sind es kleine Kunstwerke, die Amann erschafft.

Schach habe ihn eigentlich schon immer fasziniert, erzählt er. Im Alter von 15 Jahren habe er sich dann mal ein Schachspiel geschnitzt, aus Vierkantstäben. Doch später fehlte ihn für sowas die Zeit. "Ich hab' geheiratet und war selber in der Landwirtschaft tätig und dann war für das Hobby keine Zeit mehr da." Mittlerweile sieht das anders aus. Im Jahr 2005 ging Amann in den Ruhestand. Doch mit Ruhe kann der rüstige Rentner halt so gar nichts anfangen. "Des ist mir ein Gräuel, wenn ich allerweil umeinandersitze", sagt er. "Ich bin eigentlich von Kind auf gewohnt: immer mitarbeiten daheim, immer fleißig. Als Kind hat man schon mitarbeiten müssen in der Landwirtschaft."

Nichtstun, herumstehen, das habe er schon immer gehasst. Er habe stets was zu tun gehabt. "Irgendwas muss ich machen", sagt er und attestiert sich selbst "eine Art Unruhe". Und im Ruhestand "habe ich halt ein Hobby gebraucht". Aus dem Stall, in dem früher Schweine und Rinder gehalten worden waren, hat Amann kurzerhand eine Drechsler-Werkstatt gemacht. "Wie ich zum Drechseln gekommen bin? Durch Zufall", erzählt er und verweist auf das Internet. "Manchmal hab ich gesehen, wie da einer eine Drechsel-Vorführung macht, und von da raus hab ich gemeint, das kann ich eigentlich auch probieren." Dachte er allerdings nicht nur, sondern machte sich sogleich daran, sich eine Drechsel-Maschine selbst zu bauen.

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"Das ist natürlich mit der Präzision nicht so gut", räumt er ein. "Mein Sohn hat mich derweil immer beobachtet, wie ich da rumbastel. Dann haben sie mir zu meinem 80. Geburtstag eine echte Drechsel-Maschine gekauft." Das sei schon ein Highlight gewesen. Mit Folgen: "Da hab ich meine Technik natürlich verfeinert", sagt Anton Amann. Sein 80. Geburtstag ist mittlerweile gut zwei Jahre her. Seitdem hat der Rentner insgesamt sieben Schachspiele fertiggestellt. Die meiste Arbeit mache ihm dabei übrigens der Springer, der als Pferd dargestellt wird – und zwar, weil er hier noch zusätzlich schnitzen müsse. In Amanns Werkstatt kann man derzeit aber auch Weihnachtssterne, eine Krippe, Holzblumen und selbst gemachte Messer sehen.

Seine jüngsten Werke sind für das Laienauge kaum von einem Profi-Werk zu unterscheiden. "Wenn mir mal ein Stück gelingt, das ist dann schon eine Genugtuung", sagt er. Die Filetstücke, wie Amann sie nennt, hat er im Wohnzimmer ausgestellt. Hier findet man auch Kerzenständer mit Metall-Einlassungen. "Profi bin ich noch lange nicht", sagt er, "aber ich glaub, dass man es anschauen kann." Für den Verkauf sind die Stücke übrigens nicht gedacht. Aufträge gebe es aus der eigenen Familie genug. Schließlich hat Amann vier Kinder und sechs Enkel. Und Weihnachten steht ja auch schon wieder vor der Tür.


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