Oberhirte der Diözese sieht Synodalität als "theologisch-geistlichen Begriff". Er sei nicht gleich zu setzen mit einer "Demokratisierung der Kirche".
(ty) Vor der bevorstehenden letzten Vollversammlung des so genannten Synodalen Weges, bei dem es um weitreichende Reformen in der katholischen Kirche geht und der von Vatikan und Papst kritisch gesehen wird, hat der Augsburger Bischof Bertram Meier die Notwendigkeit einer "geistlichen Reform" der Kirche betont. In einem Interview mit dem TV-Magazin "katholisch1.tv" (siehe Video unten) sagte er: "Synodalität ist ein theologisch-geistlicher Begriff und nicht eins zu eins zu setzen mit einer Demokratisierung der Kirche." Der Oberhirte der Diözese, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, spricht sich darin auch für Veränderungen in der Kirche aus.
Der Bischof begründet in dem Interview auch seine Beteiligung an dem Brief von fünf Bischöfen an den Vatikan hinsichtlich der Teilnahme an dem geplanten "Synodalen Ausschuss", der neue Leitungs-Strukturen in der Kirche vorbereiten soll – was Rom ausdrücklich missbilligt. "Es geht uns allen um die Beteiligung der Laien am kirchlichen Leben, aber es stellt sich die Frage, ob die Leitungs-Struktur der Kirche, wie sie im künftigen Synodalen Rat angedacht ist, dem katholischen Kirchen-Verständnis entspricht", so Meier. Bevor er sich an diesem Brief beteiligt habe, so der Bischof, habe er sein "Abwägen und Ringen" auch in das Augsburger Domkapitel als Konsultoren-Kollegium sowie in die Hauptabteilungsleiter-Konferenz eingebracht.
Es habe eine mahnende Stimme gegeben, erklärt Meier, "alle anderen haben mich unterstützt und gesagt: Frag doch mal in Rom nach". Der Bischof betonte, dass es in der Kirche Veränderungen geben müsse: "Ich versuche, das Gute, Bewährte zu erhalten und trotzdem dynamisch mit Veränderungen in die Zukunft zu gehen. Es geht um eine geistliche Reform der Kirche, nämlich, dass wir uns von Jesus Christus in Dienst nehmen lassen, Freundschaft zu Gott pflegen und sein Evangelium den Menschen anbieten. Das ist für mich geistliche Erneuerung – und das ist nicht nur Struktur-Erneuerung."
In Bezug auf den "Synodalen Weg" selbst, den Bischof Bertram schon auf der ersten Vollversammlung vor drei Jahren als "geistliches Experiment" bezeichnet hatte, gebe er die Hoffnung nicht auf: "Ich glaube, dass sozusagen der Leiter des geistlichen Experiments noch immer der Heilige Geist ist", sagt er. "Seiner Fantasie möchte ich keine Grenzen setzen. Ich selber bin bereit, mich von ihm verändern zu lassen, erwarte mir aber auch vom Volk Gottes in Augsburg, dass wir uns nicht auseinander dividieren – sondern dass wir immer miteinander in einem Boot bleiben."
Was hinter dem "Synodalen Weg" steckt
Nach der Veröffentlichung der Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordens-Angehörige im Bereich der deutschen Bischofs-Konferenz" und den damit verbundenen Erschütterungen ist deutlich geworden: Die Kirche in Deutschland braucht einen Weg der Umkehr und Erneuerung. Aus diesem Anlass haben die deutschen Bischöfe im März 2019 einen "Synodalen Weg" beschlossen, der der gemeinsamen Suche nach Antworten auf die gegenwärtige Situation dient und nach Schritten zur Stärkung des christlichen Zeugnisses fragt. Der "Synodale Weg" wird von der deutschen Bischofs-Konferenz und dem "Zentral-Komitee der deutschen Katholiken" (ZdK) getragen.
Der "Synodale Weg" der Kirche sei eine gute Chance, weil er der Stärkung der christlichen Botschaft diene, heißt es zum Selbstverständnis der Initiative. Dabei ermögliche der "Synodale Weg" eine konzentrierte, verbindliche Auseinandersetzung unter Einbeziehung von Laien und Priestern, von Frauen und Männern gleichermaßen. "Gemeinsam wollen wir zeigen, dass Kirche ein guter Ort ist, um den Glauben zu leben und ihn in unsere Gesellschaft hineinzutragen", heißt es auf der Homepage. Die thematische Arbeit des "Synodalen Weges" wird in insgesamt vier Synodal-Foren vorbereitet: "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag"; "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft"; "Priesterliche Existenz heute"; "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche". Weitere Infos dazu gibt es auf www.synodalerweg.de