Der SPD-Kreischef wirft Landrat Wolf und dem Mehrheitsbündnis im Pfaffenhofener Kreistag vor, keine Lösung gegen das drohende Schulsterben zu haben und zudem jede vernünftige Alternative abzulehnen
Von Tobias Zell
SPD-Kreischef Markus Käser schlägt Alarm. „Jetzt müssen wir unsere regionale Schulpolitik und Standort-Entwicklung selbst in die Hand nehmen. Und das, noch bevor es zu spät ist“, sagt er. „Denn das Schulsterben im Landkreis setz sich wie prognostiziert fort. Und eine Schule, die einmal weg ist, kommt nicht wieder zurück.“ Seine Forderung: „Wir brauchen dringend alternative Schulmodelle, wohnortnah und mit neuer Pädagogik.“
In diesem Zusammenhang schießt Käser scharf gegen die Kreistags-Mehrheit. Landrat Martin Wolf (CSU) und die Freien Wähler „haben dazu keine Lösung“, kritisiert er im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Koalition von CSU und Freien Wählern wirft er vor, „schulpolitisch weit neben der Spur“ zu liegen. Zugleich fordert er, dass nun Fakten auf den Tisch kommen müssten; unter anderem eine „Bildungslandkarte“ für den Landkreis.
Auslöser für Käsers harsche Kritik an Landrat Wolf und dem Kreistags-Bündnis von CSU und FW ist eine Analyse der SPD-Landtagsfraktion in Zusammenarbeit mit dem Bildungswissenschaftler Dr. Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, die gestern bei einer Pressekonferenz im bayerischen Landtag vorgestellt wurde. Demnach sind derzeit mindestens 163 Standorte von Mittelschulen (frühere Hauptschule) in Bayern von der Schließung bedroht – darunter auch die in Schweitenkirchen.
Martin Wolf, dessen CSU-Fraktion und der FW-Fraktion wirft Käser nicht nur vor, „keine Lösung“ gegen das drohende Schulsterben zu haben. „Sie lehnen sogar jede Form von vernünftigen Alternativen ab“, moniert er. „Und das, obwohl sich nun deutlich auch bei uns zeigt, was das von der Staatsregierung eingeführte Mittelschulmodell von Anfang an war: Ein Etikettenschwindel, der mittelfristig nur zur weiteren Schließung von kleineren Schulen – vor allem auf dem Land – führen wird.“
Schulpolitisch liegen nach Einschätzung des SPD-Kreisvorsitzenden die neuen Kreistags-Bündnispartner CSU und FW „weit neben der Spur“, wie er sagt. Fest macht er das an den aktuellen Gedankenspielen über ein weiteres Gymnasium im nördlichen Landkreis sowie über eine mögliche Wirtschaftsschule, etwa in Rohrbach. Aus Sicht der Sozialdemokraten sind das aber nicht die drängendsten Themen: „Unsere kleineren Ortschaften haben ganz andere Sorgen als beispielsweise die Prüfung einer Wirtschaftsschule und eines neuen Gymnasium im Landkreis“, so Käser.
Der SPD-Kreischef fordert nun, mit besorgtem Blick auf das mögliche weitere Schulsterben, die Fakten auf den Tisch zu legen. Er will wissen: Sind noch weitere Standorte betroffen? Wie sind die aktuellen und zukünftigen Schülerströme? Die Kreis-SPD verlangt deshalb schnellstens die Erstellung einer "Bildungslandkarte" für den Landkreis Pfaffenhofen, um die Entwicklung der kommenden Jahre absehbarer und planbarer zu machen.
„Außerdem rufen wir die Kommunen, das Schulamt und die Verantwortlichen im Landkreis auf, sich über echte Alternativen Gedanken zu machen und dabei vor allem die Eltern einzubinden“, sagt Käser. Die ganze Schulfamilie vor Ort solle beteiligt sein. Als mögliche Lösung bringt er zum Beispiel eine „Schule des gemeinsamen Lernens“ auch im Kreis Pfaffenhofen ins Gespräch. Die Vorteile sind seiner Meinung nach bestechend: „Bis zur 10. Klasse gemeinsamer Unterricht ohne Selektion in der 4. Klasse, das integrierte Angebot von Quali und Realschulabschluss sowie die Vorbereitung für den Übertritt an das Gymnasium. Und das alles direkt vor der Haustüre.“
Ganz offensichtlich will man bei der Kreis-SPD das Bündnis von CSU und FW im Kreistag zum Reagieren bewegen. Käser äußert jedenfalls einen ausdrücklichen Appell: Alle Kommunen, die ihren Schulstandort schützen wollen, können sich bei uns melden. Wir helfen gerne mit bei der Erarbeitung von Grundlagen und individuellen Konzepten.“
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