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Vor allem Wohnkosten machen das Leben in Deutschland unterschiedlich teuer. Sehr kostspielig sind München, Frankfurt und Stuttgart. So schneidet die hiesige Region ab.

(ty) Wo sind sind Miete, Energie und Lebensmittel besonders teuer? Wo besonders günstig? Das beleuchtet eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die erstmals die Lebenshaltungs-Kosten für alle 400 Kreise und Städte in Deutschland beziffert. Inklusive Wohnkosten ist die bayerische Landeshauptstadt ein Viertel (25,1 Prozent) teurer als im deutschen Durchschnitt, gefolgt vom Landkreis München (16,7 Prozent), Frankfurt/Main (15,9) und Stuttgart (14,8). Mit 1,4 Prozent knapp über dem Durchschnitt liegt der Kreis Pfaffenhofen. Ähnlich schneidet der Kreis Neuburg-Schrobenhausen (1,7 Prozent) ab, während Ingolstadt (8,4) schon um einiges teurer ist. Hier die Details der Studie sowie die einzelnen Ergebnisse der Nachbar-Landkreise.

Für den Landkreis Fürstenfeldbruck wurde ein Wert von 11,3 Prozent über dem Durchschnitt errechnet, für den Kreis Dachau sind es 10,1 Prozent. Der Kreis Freising liegt bei den Lebenshaltungs-Kosten um 8,0 Prozent über dem Bundes-Schnitt, im Kreis Erding sind es 6,8 Prozent, im Kreis Fürstenfeldbruck 11,3 Prozent, im Kreis Eichstätt 1,2 Prozent. Unter dem Durchschnitt rangieren die Landkreise Kelheim (Index-Wert: 99,6), Landshut (98,7) und Passau (95,5). "Bisher gestaltete sich die Erhebung der Daten zu aufwendig", heißt es in der Presse-Mitteilung des IW. Zusammen mit dem BBSR habe man über drei Jahre lang daran gearbeitet, diese Forschungslücke zu schließen.

Entstanden sei ein neuer Preisindex, der Wohn- und Lebenshaltungs-Kosten wie Miete, Strom, Gas und Lebensmittel für alle 400 Kreise und kreisfreien Städte transparent vergleiche. Die Datenerhebung erfolgte dabei weitgehend automatisiert. Das Ergebnis: Genau im Bundes-Durchschnitt liegen Braunschweig und der Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz (Index-Wert: 100). Am teuersten ist das Leben in München (Index-Wert: 125), im Landkreis München (117), in Frankfurt (116) und Stuttgart (115), am günstigsten ist es hingegen im sächsischen Vogtland-Kreis (Index-Wert: 90), im thüringischen Greiz (90,5) sowie in Görlitz (90,6). Die günstigste Region im Westen ist Pirmasens in Rheinland-Pfalz (90,7). 

Vor allem die Wohnkosten machten den Unterschied, so die Autoren der Studie. Hier gebe es zwischen den einzelnen Regionen die größten Abweichungen. Rechnet man sie heraus, reichen die Index-Werte den Angaben zufolge von 98 (Landkreis Leer in Niedersachsen) bis 104 (Stuttgart). Der Vogtland-Kreis zeigt diesen Effekt besonders deutlich: Wohnen ist hier 32 Prozent günstiger als im deutschen Durchschnitt, die sonstigen Kosten sind gerade einmal 0,3 Prozent geringer – insgesamt ist das Leben in keiner deutschen Region noch günstiger. 

Für die Studie haben die Wissenschaftler im vergangenen Jahr Preisdaten von diversen frei zugänglichen Internet-Seiten automatisiert erfasst, darunter Portale wie Rewe.de und Verivox.de. Die Daten wurden nach durchschnittlichem Verbrauch gewichtet – angelehnt an den Warenkorb des statistischen Bundesamtes – und zu einem Regional-Preisindex zusammengefügt. Für die Wohnkosten haben die Forscher alle verfügbaren Angebots-Mieten erhoben und sie mithilfe eines Modells auf Bestands-Mieten umgerechnet, um so der Realität so nahe wie möglich zu kommen. Das Projekt wurde von Juli 2020 bis Mai 2022 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Die Lebenshaltungs-Kosten in Deutschland unterscheiden sich je nach Region teilweise deutlich. "Wo es sich günstig oder teuer lebt, ist vor allem abhängig von den Kosten des Wohnens", so die Bilanz der Studie. Zählt man diesen Faktor mit, ist es in der teuersten Stadt München 38 Prozent teurer als im günstigsten Landkreis Vogtland im Südwesten Sachsens. Ohne das Wohnen betrage der Kosten-Unterschied zwischen den Extrem-Werten dagegen nur sechs Prozent. Ohne Wohnen ist dagegen Stuttgart am teuersten, allerdings nur mit 4,2 Prozent Aufschlag auf den Bundes-Durchschnitt.

Dahinter folgen München (2,1), Aschaffenburg (1,8) und Freiburg (1,6). Die niedrigsten Kosten identifizierte die Studie im Landkreis Leer, wo es 1,7 Prozent billiger ist, gefolgt von Ostprignitz-Ruppin und Nordhausen (Thüringen) mit je 1,6 Prozent. Mit 0,3 Prozent liegt der Kreis Pfaffenhofen/Ilm knapp unter dem Durchschnitt, ähnlich wie Neuburg-Schrobenhausen (0,1). Die Index-Werte der anderen Nachbar-Landkreise: Eichstätt 100 (genau im Bundes-Durchschnitt), Freising 100,3, Kelheim 100,3, Dachau 100,7, Fürstenfeldbruck 100,8, Erding 100,8, Landshut 100,8. Für die Stadt Ingolstadt wurde ein Index-Wert von 100,4 errechnet.

"Durch die starke Rolle der Wohnkosten sind es insbesondere die großen Ballungsräume und sie umgebenden Kreise, die teuer sind", so die Verfasser der Studie. Hinzu kämen attraktive Wohn-Gegenden, beispielsweise am Alpenrand oder Bodensee. Die östlichen Bundesländer seien dagegen, mit Ausnahme von Berlin und Umgebung, meist deutlich billiger als der Durchschnitt. Dass die bevölkerungsstarken Städte bei den Kosten teils weit über dem Durchschnitt liegen, ziehe dabei den gesamten Index nach oben.

Das führt zum auf den ersten Blick überraschenden Ergebnis, dass von den 400 Städten, Kreisen und Landkreisen insgesamt 274 billiger als der Durchschnitt sind. Nur 124 sind teurer, zwei liegen praktisch exakt im Durchschnitt. Doch ein sehr teures München gleicht in der Berechnung auch Dutzende dünn besiedelte billige Landkreise in der Statistik aus. Zu bedenken sei bei den Lebenshaltungs-Kosten allerdings, dass es zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten teils enorme Einkommens-Unterschiede gibt. Auch bestehe immer noch ein Einkommens-Gefälle zwischen West- und Ostdeutschland.

In vielen Bereichen der Lebenshaltungs-Kosten gibt es keine oder nur geringe regionale Unterschiede, wie Christoph Schröder vom IW erklärt. Als Beispiele nennt er Bestellungen im Internet, Lebensmittel vom Discounter, Kleidung bei Modeketten oder die Eigenmarken der Supermärkte. Größere regionale Unterschiede fanden die Forscher dagegen bei Gaststätten und Hotels, aber auch bei den Kosten für Pflege oder bei Versicherungen, wie der IW-Experte Jan Wendt sagt. Doch die Menge der relativ stabilen anderen Kosten dämpfe deren Auswirkungen.

Dementsprechend liegt von den 400 erfassten Kreisen, Landkreisen und Städten der allergrößte Teil ohne Berücksichtigung der Wohnkosten sehr nahe am Bundes-Durchschnitt. Nur 60 weichen mehr als ein Prozent davon ab. Wohnen macht den Unterschied deshalb so viel größer, weil die Wohnkosten im so genannten Warenkorb ein hohes Gewicht haben. Und die Unterschiede sind auch sehr groß: In München sind die Wohnkosten mit 180,9 Prozent des Bundes-Schnitts mehr als 2,5 Mal so hoch wie im Vogtland-Kreis (68 Prozent). Das schlägt sich in den Zahlen entsprechend nieder.

"Das Leben muss bezahlbar bleiben, egal wo in Deutschland", fordert IW-Studien-Autor Christoph Schröder. "Der Staat übernimmt für Bedürftige die Wohnkosten, das entlastet an der richtigen Stelle und führt zu einer starken Regionalisierung der Transfer-Leistungen." Hilfreich sei auch das Wohngeld, weil es die regionalen Kosten-Unterschiede passgenau berücksichtige. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass die Regional-Politik noch Hausaufgaben machen muss. "Da der Schuh vor allem bei den hohen Wohnkosten in den Großstädten drückt, wäre es hilfreich, die Nachfrage ins Umland umzuleiten, beispielsweise durch eine bessere Infrastruktur", so Schröder. Damit an den Orten, an denen Wohnungen fehlen, mehr und billiger gebaut wird, sollten Nachverdichtung, Neubau und die Baulandplanung einfacher werden – und dafür brauche es Erleichterungen, wenn es um Bürokratie und Bauvorschriften geht. 

Preisdaten für verschiedenste Waren und Dienstleistungen in 400 Kreisen, Landkreisen und kreisfreie Städten zu erheben, ist laut der Presse-Mitteilung angesichts der Fülle an Informationen extrem aufwendig. IW und BBSR haben drei Jahre an der Entwicklung ihres Preisindex gearbeitet und nutzen dabei teilweise automatische Daten-Abfragen im Internet – so genanntes Scraping.

Damit kamen 24 Millionen Datenpunkte zusammen, wie Wendt erklärt. Datenstand ist das Jahr 2022. Bei der Genauigkeit der Daten gebe es gewisse Einschränkungen, da nicht für alle Güter regionale Preise erhoben werden konnten. Dazu zählen persönliche Dienstleistungen, frische Blumen oder einige Haushaltswaren. Ihr Gewicht am Warenkorb für den Index liegt bei 14,7 Prozent.

Die Autoren gehen aber davon aus, dass ihr Fehlen die Ergebnisse kaum ändert. Dasselbe gilt für einige Landkreise, in denen es keine regionalen Daten aus Supermärkten gab, weswegen hier Durchschnitts-Werte aus Kreisen mit ähnlicher Struktur verwendet wurden. Weitere Informationen zu der Studie über die Lebenshaltungs-Kosten finden sich unter diesem Link.


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