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Männer-Wallfahrt zum Bistums-Patron von Augsburg im Rahmen der Ulrichs-Woche: Weihbischof Losinger bekräftigt hohen Wert der Kirche.

(ty) Im Rahmen der Ulrichs-Woche in der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, sind am gestrigen Abend Hunderte Männer ans Grab des Bistums-Patrons gepilgert. Dabei nutzte Weihbischof Anton Losinger die Gelegenheit, zu bekräftigen, dass die Kirche das Potenzial habe, gerade in der heutigen Zeit geistige Heimat und Orientierung anzubieten. "Was wäre, wenn gerade angesichts der Lage der Kirche und der Seelsorge in unseren wirklich nicht unproblematischen Zeiten die Kirchen fehlten?", fragte er während des Festgottesdienstes in der Basilika "St. Ulrich und Afra".

Schon deutlich vor 19.30 Uhr formierte sich nach und nach bei immer noch hochsommerlichen Temperaturen im Schatten des Doms der Prozessions-Zug, an dessen Spitze sich Weihbischof Losinger und Diözesan-Männer-Seelsorger Diakon Gerhard Kahl setzten. Wie in jedem Jahr flankierten Fahnen und Standarten der kirchlichen Verbände, Feuerwehren und religiösen Vereinigungen das Kreuz. Mit dem Glocken-Schlag um 19.30 Uhr wurden die Teilnehmer begrüßt und setzten sich kurz darauf in Richtung der Ulrichs-Basilika in Bewegung.

Hunderte Männer zogenvorbei am Rathaus-Platz, gemustert und gefilmt von den Passanten, die immer noch in Fußball-Europameisterschafts-Flair gehüllte Prachtstraße entlang und dem Schrein des Bistums-Patrons entgegen. Kurz vor 20 Uhr zogen die Fahnen-Abordnungen samt den Wallfahrern unter den Klängen von Ulrichs-Bläsern und Orgel durch das Hauptschiff vor den Altar und senkten ihre Fahnen. "Es waren nachdenkliche, aber auch aufrüttelnde Worte, die Weihbischof Anton an die Wallfahrer in der Basilika richtete", schreibt die Presse-Stelle des Bistums. Er habe dazu das Bild einer Kirche aufgegriffen, die übers Land fahre.

Denn es sei eine Erinnerung aus der Zeit nach der politischen Wende der 1990er in Deutschland, die ihm auf dem Weg vom Dom über die Maximilianstraße zur Basilika nicht aus dem Kopf gegangen sei: Eine Jahrhunderte alte Kirche im sächsischen Heuersdorf, die seinerzeit ausgegraben wurde, weil sie dem Braunkohle-Tagebau Platz machen musste, und 30 Kilometer entfernt eine neue Heimat fand. Losinger fragte sich: "Was bewegt die Menschen – wenn alles um sie herum, was ihnen vertraut und bekannt war, kaputtgehen wird – ausgerechnet ihre Kirche mitzunehmen?"

Für den Weihbischof stellt sich die Antwort darauf "so kompliziert wie einfach" dar, denn die Kirche sei mehr als ein Haus aus Stein. "Sie steht für eine geistige Heimat. Sie steht für ein tragendes Fundament im Leben von Generationen von Menschen, für eine Wurzel aus der heraus eine Gesellschaft ihre Kraft bezieht und sie steht für Werte, Ziele, Trost, die Menschen tragen und stützen", sagte Losinger. Letztlich stehe sie für die wichtigste aller Fragen der menschlichen Existenz: die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Mit Blick auf das Angebot von Orientierung und Halt in einer Zeit, die unübersichtlicher, schwieriger, digitaler und gefährlicher geworden sei als in früheren Generationen, widmete sich Losinger in seiner Predigt besonders den jungen Menschen, die immer häufiger in Familien aufwachsen, in denen es keine Antworten auf ihre religiösen Sinnfragen gebe, "weil die Eltern es selbst nicht gelernt haben, weil eine Oma fehlt, die ein Gute-Nacht-Gebet vorsagen oder die wundervollen Jesus-Geschichten vorlesen könnte". Wer nun aber meine, dass 90 Minuten Religions-Unterricht in der Schule das, was von klein auf nicht geschenkt worden sei, ersetzen könne, der greife seiner Ansicht nach zu hoch.

So fordert der Weihbischof für die Zukunft, dass junge Menschen nicht nur die Kultur-Techniken der Menschheit erlernten, mit Laptops ausgestattet, digital gebildet und in den Lern-Techniken optimiert würden: "Was wir heute brauchen, ist, im Bild gesprochen, eine Kirche, die übers Land fährt. Wir brauchen eine Gesellschaft mit Sinn-Antworten, die tragen, und Glaube, der stützt", so Losinger. "Wir brauchen heute vielleicht nichts dringender als je zuvor Werte, Orientierungen, Ziele und eine geistige Heimat für heimatlose Menschen", gab er den versammelten Männern, die nach dem Gottesdienst wieder in ihre Gemeinden und Pfarreien zurückkehrten, als Botschaft mit auf den Heimweg.

Diakon Gerhard Kahl bedankte sich am Ende des Gottesdienstes bei allen Beteiligten, die zum reibungslosen und stimmungsvollen Ablauf der Männer-Wallfahrt ihren Teil beigetragen hatten. Einen besonderen Dank richtete er an die Musikkapelle Osterbuch, die Ulrichs-Bläser und Kirchen-Musiker Peter Bader an der Orgel, die der Wallfahrt ihren musikalisch-festlichen Rahmen gaben. Dieser endete auch heuer wieder mit einem Ulrichslied "Streiter in Not, Helfer bei Gott", das Hunderte Männer-Kehlen in den Innenraum der Basilika schmetterten.

Darunter waren auch 22 Männer, die in den vergangenen 24 Stunden eine längere Wallfahrts-Strecke hinter sich gebracht hatten. Sie nahmen den Weg von Türkheim nach Augsburg unter die Füße. Zusammen mit den Männer-Seelsorgern Diakon Gerhard Kahl und Franz Snehotta pilgerten sie die Nacht hindurch 60 Kilometer zum Grab des Heiligen Ulrich – in Stille, im Gebet und in Gemeinschaft vereint. Für Männer, die eine besondere Herausforderung suchen, gibt es dieses besondere Angebot seit fast 20 Jahren.

Die Ulrichs-Woche und das große Ulrichs-Jubiläum enden am kommenden Sonntag, 14. Juli, mit der feierlichen Reponierung des Ulrichs-Schreins. Das Pontifikalamt zum Abschluss von Ulrichs-Woche und Jubiläums-Jahr am 14. Juli um 10 Uhr werde im Regional-Fernsehen bei a.tv und im Internet auf www.bistum-augsburg.de und www.katholisch1.tv live aus der Basilika "St. Ulrich und Afra" übertragen. Unter diesem Link gibt es einen ausführlichen Überblick über alle Gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen.

Das Bistum Augsburg erinnert mit dem Doppel-Jubiläum an den 1100. Jahrestag der Bischofsweihe und den 1050. Todestag des Bistums- und Stadtpatrons Ulrich. Dieses Jubiläum steht unter dem Leitwort "Mit dem Ohr des Herzens". Die aktuelle Ulrichs-Woche wurde mit der feierlichen Erhebung des Ulrichs-Schreins eröffnet und läuft bis Sonntag, 14. Juli. Bei Gottesdiensten, Wallfahrten und weiteren Veranstaltungen in und um die Basilika "St. Ulrich und Afra" findet das Ulrichs-Jubiläum seinen feierlichen Ausklang. Mehr Informationen zum Programm gibt es unter www.ulrichswoche.de und www.ulrichsjubilaeum.de.


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