"Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen, das die Leistung und Einsatz-Bereitschaft der Beschäftigten wertschätzt."
(ty) Rund 15 000 Beschäftigte aus verschiedenen Firmen hatten sich heute nach Gewerkschafts-Angaben zu einem Warnstreik in Ingolstadt versammelt und damit die dritte Warnstreik-Woche in der Metall- und Elektro-Industrie eröffnet. Mit Flammen vor der Bühne und kräftiger Stimme heizte Carlos Gil, der Erster Bevollmächtigte der hiesigen IG-Metall, dabei die Stimmung an. "Wir sind nicht allein, ganz im Gegenteil", betont er: "Seit dem Auftakt unserer Tarif-Bewegung haben in Bayern über 100 000 und bundesweit weit über eine halbe Million Warnstreikende ihre Arbeit zeitweise niedergelegt und damit ein deutliches Zeichen gesetzt." Seine Botschaft: "Es ist an der Zeit, dass uns die Arbeitgeber endlich ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen, das die Leistung und Einsatz-Bereitschaft der Beschäftigten wertschätzt."
Karola Frank, Mitglied im Vorstand der IG-Metall und Vorsitzende der IG Metall-Vertrauenskörper-Leitung bei Audi, begrüßte die Warnstreikenden auf der Piazza am Audi-Forum in Ingolstadt und rief ihnen zu: "Eure so zahlreiche Teilnahme zeigt, dass es brennt. Die hohen Preise und die steigenden Lebenshaltungskosten machen uns allen die Taschen leer." Weiter erklärte sie: "Wir bekommen nichts geschenkt, und wir wollen auch nichts geschenkt. Wir wollen nur das, was uns zusteht." Und das sind ihren Worten zufolge eben sieben Prozent mehr Lohn. "Für unseren Einsatz, für unser Engagement, für unsere tägliche Arbeit", so Frank.
Jörg Schlagbauer, Vorsitzender des Gesamt-Betriebsrats bei Audi und Mitglied der bayerischen IG Metall-Tarif-Kommission, bezeichnete das vorliegende Angebot der Arbeitgeber als Mogelpackung und führte aus: "Wir übernehmen jederzeit Verantwortung und sind verhandlungsbereit, aber wir lassen uns auch nicht so einfach über den Tisch ziehen." Die letzten drei Tarif-Runden waren nach seinem Dafürhalten geprägt von maßvollen Abschlüssen und einer Fokussierung auf Arbeitsplatz-Sicherung. "Es sind die Beschäftigten, die die Unternehmen Tag für Tag am Laufen halten, auch in schwierigen Zeiten durch dick und dünn gehen und die Gewinne erwirtschaften." Schlagbauer: "Loyalität und Fleiß verdienen mehr Wertschätzung – auch im Geldbeutel."
Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG-Metall unterstrich: "Das Angebot, das die Arbeitgeber bisher vorgelegt haben, ist ungenügend – und zwar in jeder Hinsicht. Angesichts der gestiegenen Kosten sei die angebotene Entgelt-Erhöhung zu gering und komme zu spät – außerdem sei die Laufzeit zu lang. "Ich erwarte von den Arbeitgebern, dass sie heute bei der Verhandlung in Hamburg spürbar nachlegen – gerade auch, was die Ausbildungs-Vergütungen angeht", so Kerner. "Wir brauchen dringend einen Booster für die betriebliche Ausbildung, damit sie wieder für mehr junge Menschen attraktiv wird."
Eine angemessene Entgelterhöhung sei jetzt dringend nötig und auch wirtschaftlich geboten, sagt Kerner, denn die Wirtschaft brauche diese Stabilisierung der Kaufkraft. Gleichzeitig sei klar: "Das wird nicht reichen, um die gegenwärtigen Probleme zu lösen." Die Politik müsse darum jetzt dringend handeln, den Standort Deutschland durch eine entschlossene Industrie-Politik zukunftsfähig machen und so für Sicherheit und Wachstum sorgen. "Die Arbeitgeber müssen sich klar zum Industrie-Standort Deutschland bekennen und hier investieren", so Kerner. "Das gilt auch für VW. Kürzen, streichen, schließen – das ist keine Zukunfts-Strategie."