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Der Pfaffenhofener Fernmeldebunker, ein Relikt des Kalten Kriegs, wird nun im Rahmen von Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – wir bieten erste Eindrücke in Bildern

Audio-Podcast: "Atombombensicher geplant" – Historiker Andreas Sauer über die Rolle des Bunkers

(ty) Dass der Kalte Krieg auch an Pfaffenhofen nicht spurlos vorübergegangen ist, davon zeugt die ehemalige Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle der Deutschen Bundeswehr an der Ingolstädter Straße. Fast 40 Jahre war der unterirdische Bunker in Betrieb und sollte im Falle eines atomaren Angriffes, als Teil eines deutschlandweit angelegten Fernmeldenetzes, die Notfallkommunikation aufrechterhalten. Getarnt durch die benachbarten Schrebergärten am Heimgartenweg, wurden die Fernmeldezentrale und das dazu gehörige Verwaltungsgebäude in den 1960er Jahren unter strengster Geheimhaltung erbaut. Ab Ende Juli wird nun der unterirdische Bunker im Rahmen von Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sozusagen das Geheimnis wird gelüftet. Eine umfangreiche Bildergalerie finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Die hiesige Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) organisiert in Zusammenarbeit mit der Stadt nun regelmäßige Führungen durch die ehemalige Fernmeldezentrale. „Der Bunker am Heimgartenweg ist ein Relikt des Kalten Krieges,“ erläutert Stadtarchivar und Historiker Andreas Sauer. „Es gibt kaum einen Ort, der die Beklemmung und Angst vor Atomangriffen während der Trennung Deutschlands besser vermitteln könnte.“ Die Bunkerführungen sind  eine Erweiterung und Ergänzung der Pfaffenhofener Stadtführungen und vervollständigen das historische Angebot der Stadt sowohl für Einheimische wie auch für Interessierte von außerhalb.

Historiker Andreas Sauer erläutert die technische Einrichtung.

Da aus sicherheitstechnischen Gründen die Anzahl der Besucher im Bunker begrenzt ist, bedarf es einer verbindlichen Anmeldung im Vorfeld. Buchen kann man eine Bunker-Führung ab 19. Juli entweder unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de oder telefonisch bei der Wirtschafts- und Servicegesellschaft unter der Nummer (0 84 41) 40 55 0- 10. Eine Bunker-Tour dauert rund 90 Minuten und kostet fünf Euro. Übrigens ist warme Kleidung durchaus angebracht – denn die Temperatur im Bunker steigt nur selten über zwölf Grad.

Will man den Bunker betreten, so muss man zunächst einmal 37 Stufen hinab unter die Erde steigen. Drei Meter dicke Betonwände und tonnenschwere Eisentüren sollten vor Erschütterung und atomarer Strahlung schützen. Kaltes Neonlicht ersetzt das fehlende Tageslicht. An der Seite eines Bunkerführers können die Interessierten den unterirdischen Bunker erkunden und werden über die einzelnen Räume und deren Funktionen aufgeklärt. Man erfährt dabei alles über den damaligen Alltag der Angestellten unter der Erde, den Notfallplan für das Schreckensszenario eines atomaren Angriffs und erhält einen detaillierten Einblick in die Zeit des Kalten Krieges und über das beklemmende Gefühl, das die Menschen, die in dem Bunker arbeiteten, erfuhren.

Die Bunkeranlage in Pfaffenhofen befindet sich komplett unter der Erde. Aus der Luft betrachtet sind – neben dem Verwaltungsgebäude – nur die Entlüftungen, die Einstiege und die Abluftbauwerke zu erkennen. Das Terrain war bis zur Schließung der Fernmeldestelle im Jahr 1997 stets eingezäunt und strengstens bewacht. Obstbäume und Pflanzen sollten den Eindruck eines normalen Schrebergartens erwecken.

Aufnahme aus der Bauzeit des Bunkers, der 1960 bis 1965 unter größter Geheimhaltung errichtet wurde – allerdings wusste die russische Seite dann doch gut Bescheid...

Seit vergangenem Jahr wird das Gartengelände als Inter-Kultur-Garten genutzt. Die einstmals militärische Zone erfährt einen Wandel und soll bis zur Gartenschau „Natur in Pfaffenhofen 2017“ wieder das werden, was ursprünglich gedacht war: ein Garten. Die erste offizielle Pflanzung im Inter-Kultur-Garten war ein Korbinians-Apfelbaum als Symbol der Wiedervereinigung und des Friedens. Pünktlich zum Start der diesjährigen Gartensaison wurden, wie berichtet, weitere Bäume gepflanzt und die ersten 13 Parzellen zum Eigenanbau von Gemüse vergeben: Hobbygärtner können dort ihre eigenen Beete bestellen. 

Seit Dezember 2001 erscheinen jährlich die „Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n)“. Diese städtische Publikation leistet seit 13 Jahren einen Beitrag zur Heimatkunde, indem sie verschiedene Themen behandelt und einen Einblick in die Historie der Stadt bietet. Verfasser ist Stadtarchivar und Historiker Andreas Sauer. Thema der nun schon 14. Ausgabe wird, in Anlehnung an die Etablierung der Bunkerführungen, die Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle (GSVBw 66) der deutschen Bundeswehr am Heimgartenweg sein.

Luftaufnahme von 1968 mit Blick auf das Terrain. Das von Stacheldrahtzaun umschlossene Gelände wird vom Verwaltungsgebäude (unten) und dem links versetzt stehenden Garagenbau dominiert. Unter der von einem Rundweg umgebenen Fläche verbirgt sich die unterirdische Fernmeldeanlage. Von oben erkennbar sind die Zu- und Abluftbauten mit Schutzdächern.

Sauer erörtert in dieser Broschüre alle historische Fakten zum Kalten Krieg, zur Entstehung der Fernmeldezentrale in Pfaffenhofen und auch zur Nutzung und Verwendung des Bunkers nach dessen Schließung. Die Ausgabe der „Pfaffenhofener Stadtgeschichte(n)“ zum Bunker in Pfaffenhofen ist damit auch eine willkommene inhaltliche Ergänzung zu den Bunkerführungen. Die Veröffentlichung der 14. Ausgabe der Stadtgeschichte(n) wird durch eine Ausstellung im Rathaus begleitet. Zur Eröffnung am Samstag, 19. Juli, ab 10 Uhr im Rathausfoyer ist die gesamte Öffentlichkeit eingeladen. Die Ausstellung ist dann auch der offizielle Auftakt zu den Bunkerführungen.

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