In einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen hat Karlskron im Halbfinale um das Bayern3-Dorffest dann doch verloren
Von Denise Steger
Viele waren bereits in den frühen Morgenstunden aus ihrem Bett gekrochen und auch Bürgermeister Stefan Kumpf fiel sehr früh aus den Federn, um die Karlskroner um Punkt Sieben Uhr zu wecken: Er fuhr auf einem Feuerwehrfahrzeug durch die Gemeinde und rief „Auuuufwaacheeeeen“ ins Megaphon. Schließlich ist für Karlskron heute der Tag der Tage. Der Tag, an dem sich entscheiden soll, ob die Gemeinde ins Finale einzieht im Kampf um das Bayern3-Dorffest.
Man sieht kaum etwas doch die Karlskroner kämpfen sich schon um kurz nach sieben Uhr tapfer durch den Nebel.
Bis um halb acht hat sich der Platz vor dem Mändlfelder Wirt dann gut gefüllt, freie Bierbänke gibt es kaum noch. Moderator Tom Glas heizt die Karlskroner schon mal auf und übt mit ihnen für die erste Liveschaltung. „Oberbayern, Oberbayern, hey! Hey!“, ruft die Menge mit einer einzigen Stimme. Die Gesichter gerötet vor Aufregung und Kälte, denn das Wetter meint es nicht unbedingt gut. Es ist neblig, nass und kalt. Dann um kurz nach acht Uhr endlich die erste Liveschaltung.
Karlskron hatte sich zuvor bereits gegen viele andere Dörfer durchgesetzt und sich durch ein sehr erfolgreiches Online-Voting zusammen mit drei weiteren Dörfern ins Halbfinale gekämpft. Gleichzeitig hatten das auch Sulzdorf, Altdorf und Zeitlarn geschafft. Die ersten beiden hatten ihr Halbfinale bereits am Dienstag. Bei diesem hat sich Altdorf durchgesetzt. Heute kämpft Karlskron also gegen Zeitlarn.
Moderator Tom Glas führte in Karlskron durch die Veranstaltung.
„Oberbayern, Oberbayern, hey! Hey!“. Die geprobten Rufe funktionieren problemlos und auch die Kandidaten für das erste Spiel sind ausgewählt und sitzen um den Tisch. Es ist ein Musikquiz: Das ganze Dorf bekommt einen Schnipsel aus einem Bayern3-Hit zu hören und muss dann erraten, um welchen Song es sich handelt. Nach jedem Schnipsel gibt es fünf Sekunden Beratungszeit, in der die Kandidaten ihre Gemeinde fragen können. Weiß man die Antwort, müssen die Kandidaten sie auf einen Zettel schreiben und abgeben. Gleichzeitig muss auch das andere Dorf seinen Zettel abgeben. Ist der Zettel bei beiden Dörfern leer gibt es eine nächste Runde mit einem längeren Schnipsel, ist er bei beiden falsch gibt es einen neuen Schnipsel, falls beide richtig liegen bekommen auch beide Dörfer einen Punkt. Sobald also ein Dorf etwas auf seinen Zettel schreibt, entscheidet sich die Runde. Für Karlskron tretet DJ Tom Jones mit Unterstützung von zwei jungen Frauen an.
Das Musikteam steht beziehungsweise sitzt schon in den Startlöchern. Gleich kommt der erste Schnipsel.
Moderator Tom beruhigt die Menge, denn gleich kommt der erste Schnipsel und alle müssen leise sein. Eine Sekunde lang hört man dann ein Geräusch. Man könnte nach dieser Sekunde wohl nicht einmal sagen, dass es sich um ein Lied handelt, hätte es der Moderator nicht vorher angekündigt. Karlskron zeigt sich ratlos und die Kandidaten geben nach fünf Sekunden einen leeren Zettel ab. Auch Zeitlarn hat einen leeren Zettel abgegeben.
Also gibt es einen längeren Schnipsel. Alles wird wieder still. Dann zwei Sekunden Geräusch und die Menge explodiert und ruft wild durcheinander. Doch die Kandidaten lassen sich nicht beeinflussen und geben auch in dieser Runde wieder ein leeres Blatt ab. Zeitlarn tut es genauso. Also gibt es noch ein drittes Geräusch. Ein drittes Mal wildes Durcheinanderufen und dieses Mal scheinen auch die Karlskroner Musikexperten etwas erkannt zu haben, denn sie schreiben „Far away“ auf ihren Zettel. Zeitlarn hat nichts auf ihrem Zettel. Wenn also jetzt die Antwort der Karlskroner stimmt gehen sie in Führung.
Doch leider muss Bayern3 Studio-Moderator Sebastian Winkler festellen: "Nein das ist falsch es war ,Rather be' von der Band Clean Bandit." Die Stimmung fällt ein bisschen und die Nerven spannen sich noch weiter. „Das macht gar nichts“, sagt der Karlskroner Bürgermeister Stefan Kumpf „wir haben noch mindestens zwei Spiele, das können wir locker wieder aufholen, ich bin da ganz optimistisch.“ Auch der Moderator versucht den Optimismus zu schüren: „Ihr wisst doch, wer eins zu null hinten liegt, gewinnt das Ding am Ende.“ Die Menge glaubt ihm, lässt sich mitreißen, die Mundwinkel gehen wieder nach oben. Noch ist nichts verloren.
Im zweiten Spiel müssen insgesamt sechs Dörfler drei Stücke Holz von einem dünnen Balken absägen. Mit einer einfachen Handsäge. Einer hält einer sägt. Mindestens eines der Teams muss dabei aus zwei Frauen bestehen. Nachdem eines der markierten Stücke abgesägt wurde, muss auch die Schutzkleidung (Schutzbrille und Handschuhe) an das nächste Team weitergegeben werden. Ähnlich wie der Stab beim Staffellauf. Die Teams sind schnell gefunden und stehen mit Namensschildern bereit. Das letzte Lied vor der nächsten Liveschaltung zieht sich unglaublich in die Länge. Keiner achtet mehr wirklich darauf, jeder will nur, dass es weiter geht.
Dann melden sich die Bayern3-Reporter wieder und es geht in die nächste Liveschaltung. Die Stimmung ist fantastisch, das ganze Dorf jubelt für seine Kandidaten, man versteht kaum noch was in der Radio-Show gesprochen wird. Dann geht es los. Die Kandidaten positionieren sich und der erste fängt an zu sägen. Ratsch, ratsch, ratsch, durch. Das erste Stück Holz fällt nach weniger als fünf Sekunden. Als nächstes sind die starken Frauen dran. Die haben ein bisschen Schwierigkeiten. Aber auch bei ihnen fällt das Holz schnell. Schnell die Kleidung übergeben und das letzte Team ranlassen. Innerhalb weniger Sekunden fällt auch das letzte Stück, Tom kommt gar nicht mehr mit dem Moderieren hinterher. Er gibt nur durch „Wir sind fertig! Wir sind fertig!“ Zeitlarn ist es nicht. Karlskron hat gewonnen und bekommt seinen ersten Punkt. Gleichstand. Die Menge hüpft, schreit, tanzt, lacht. Die Minuten bis zum nächsten Spiel vergehen wie im Flug.
Bürgermeister Stefan Kumpf freut sich mit seiner Gemeinde.
Die Regeln sind wieder die gleichen wie schon beim Musikquiz, doch dieses Mal soll eine prominente Person erraten werden und statt Musikschnipsel gibt es Hinweise. Die Kandidaten sind auch dieses Mal wieder schnell gefunden und nehmen am Tisch Platz. Dann die Liveschaltung und der erste Hinweis: „Diese Person wohnt auf Ibiza.“ „Da wohnen viele“, ruft jemand aus der Menge und die Kandidaten scheinen es genauso zu sehen, denn sie geben einen leeren Zettel ab. Zeitlarn genauso also gibt es den nächsten Hinweis. „Diese Person ist zwar nicht deutsch hat aber schon zwei Jahre lang in Deutschland gewohnt.“ Ratlose Gesichter und auch nach fünf Sekunden ist man nicht schlauer. Der nächste leere Zettel also. Ebenso scheint es in Zeitlarn gewesen zu sein.
Alles wird ruhig und man macht sich bereit für den dritten Hinweis. „Diese Person ist seit Winter 2013 verlobt.“ Einige Dorfbewohner äußern vorsichtig ein paar Vorschläge. Doch so richtig überzeugt scheint keiner zu sein. Ein leerer Zettel von Karlskron und glücklicherweise auch einer von Zeitlarn. Also Zeit für den nächsten Hinweis: „Diese Person hat bei einem Besuch Bayern3 schon einmal auf dem Dach herumgetanzt.“ Da kommt auf einmal Leben in die Menge „James Blunt“ rufen einige, „das muss James Blunt sein.“ Die Kandidaten vertrauen ihrer Gemeinde und schreiben „James Blunt“ auf den Zettel. Augenblicklich herrscht wieder Stille. Moderator Tom liest vor was auf dem Zettel steht. Dann schaltet Bayern3 nach Zeitlarn. Auch auf deren Zettel steht „James Blunt“. Ist die Antwort falsch bekommen beide Dörfer eine neue prominente Person, ist es richtig bekommen beide einen Punkt und es gibt eine entscheidende Schätzfrage.
„Die Antwort ist richtig“, sagt Bayern3-Moderatorin Simone Faust. Also gibt es eine Schätzfrage. Viel Zeit, das Rateteam noch zu tauschen bleibt den Karlskronern nicht. Denn nach ein paar Minuten soll es schon wieder weitergehen. Also entscheidet man sich dafür, die letzten Kandidaten zu behalten. Die letzten Töne des Liedes verklingen und es geht zurück in die Liveschaltung. Ein letztes Mal fragt Bayern3-Moderator Sebastian Winkler nach der Stimmung und die Antwort der Karlskroner ist so ohrenbetäubend, dass spätestens jetzt wohl wirklich jeder im Umkreis von einigen Kilometern wach ist. Dann stellt Sebastian die alles entscheidende Frage: „Meine Co-Moderatorin Simone hat das Säge-Spiel im voraus schon ausprobiert um sicher zu stellen, dass die Bedingungen passen. Wie lange denkt ihr hat Simone gebraucht um ein Stück Holz abzusägen.“
Die Menge plappert wild durcheinander und von „30 Sekunden“ bis „zwei Minuten“ ist wohl jede Antwort vertreten. Der Kandidat entschied sich schließlich für eine sportliche Zeit von 35 Sekunden. Zeitlarn entscheidet sich für 45. Es ist lange Zeit still, dann meldet sich Sebastian wieder. „Also die Simone hat gebraucht. Acht-und- . . .“ Er macht eine lange Pause. Niemand bewegt sich, alle schauen gespannt auf die Lautsprecher und hoffen, dass er endlich weiter spricht. „. . . -fünfzig Sekunden. Das bedeutet Zeitlarn ist weiter.“
Gedrückte Stimmung vor dem Wirt in Mändlfeld. Karlskron hat gut gekämpft aber für den Sieg hat es nicht gereicht.
Es dauert eine Weile, bis diese Information durchgedrungen ist. Das Jubeln der Zeitlarner aus den Lautsprechern nimmt man kaum wahr, während sich Karlskron von seiner Schockstarre erholt. Die Stimmung ist ein wenig gedrückt. Und Moderator Tom versucht, sie zu retten: „Jetzt warten wir erst mal ab, wo das Finale dann stattfindet. Und vielleicht packt der Bürgermeister ja dann einen Bus voll und fährt hin." Bürgermeister Stefan Kumpf nickt heftig. Langsam löst sich die Veranstaltung auf. Es ist jetzt fast halb zehn und viele müssen in die Arbeit. Aber eines ist allen klar: Kalrskron hat gut gekämpft. „Und außerdem feiern wir jetzt halt einfach unsere eigene Party“, sagt eine Zuschauerin entschlossen.