Logo
Anzeige
Anzeige

Vor den Toren Neuburgs hat Audi heute sein 47 Hektar großes Hightech-Areal in Betrieb genommen: Fahr- und Präsentations-Zentrum mit Teststrecke, Offroad-Parcours, Gastronomie und Tagungsräumen – sowie künftige Herzkammer des weltweiten Motorsport-Engagements

Von Tobias Zell

Im Beisein zahlreicher prominenter Gäste hat Audi heute in Neuburg sein neues Hightech-Areal vor den Toren der Stadt in Betrieb genommen. Nach zwei Jahren Bauzeit ist das 47 Hektar umfassende Gelände mit imposanten Bauten sowie einer Test- und Übungsstrecke fertiggestellt worden. Dort entstehen nach Angaben des Ingolstädter Autobauers insgesamt 460 Arbeitsplätze. Unter einem Dach befinden sich hier künftig das Kompetenz-Zentrum für Motorsport mit „Audi Sport customer racing“, das „Audi driving experience center“ sowie Funktionen der Technischen Entwicklung. „Für Neuburg ein echter Glücksfall und die Wirtschaftsnachricht des Jahrzehnts“, betonte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU). In einem waren sich heute alle Redner einig: Mit dieser Investition, die nach Unternehmensangaben im oberen zweistelligen Millionenbereich liegt, hat Audi trotz allen internationalen Engagements ein starkes Bekenntnis zur Heimatregion abgelegt.

Das neue Audi-Gelände bei Neuburg aus der Vogelperspektive mit Erläuterung.

Und weil so ein Hightech-Areal nicht alle Tage eröffnet wird, war die Liste der Gäste lang und hochkarätig. Allen voran war der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gekommen, um eine flammende Rede auf das Wirken und die Bedeutung von Audi zu halten. Ebenso heute dabei: Der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU), die Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (FW) und Tanja Schorer-Dremel (CSU), der oberbayerische Regierungspräsident Christoph Hillenbrand,  der hiesige Landrat Roland Weigert und der Ingolstädter Ex-OB Alfred Lehmann.

Audi-Vorstandschef Rupert Stadler.

Heuer sei wieder einmal ein besonderes Jahr für Audi, sagte der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler – und damit meinte er nicht nur die Eröffnung in Neuburg, sondern er blickte auch auf die drei großen Siege bei den internationalen 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Spa und am Nürburgring. Audi zeichne sich durch „Teamwork, absoluten Innovationsgeist, Fokussierung und Effizienz, Beharrlichkeit und absoluten Siegeswillen“ aus, so Stadler. „Wir geben nicht eher auf, bis wir die smarteste Lösung gefunden haben.“

Die Heimat-Standorte seien das Rückgrat von Audi, stellte der Vorstandschef heraus. Mehr als die Hälfte der Investitionen bis zum Jahr 2018 fließen in die deutschen Standorte, davon mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr in den Standort Ingolstadt. „Wir schätzen das ausgesprochen investitionsfreundliche Klima und den Hightech-Standort Bayern. Das passt zum Vorsprung durch Technik“, so Stadler. Bis zum Ende des Jahrzehnts werde Audi wohl zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr verkaufen, sagte der Firmen-Boss. Aktuell werde alle 20 Sekunden irgendwo auf der Welt ein Audi an einen Kunden übergeben. In China eröffne jede Woche ein neuer Händlerbetrieb. Weltweit zähle Audi aktuell 76 678 Beschäftigte, davon die Hälfte in Oberbayern.

Loblied auf Bayern und Audi: Ministerpräsident Horst Seehofer.

Ministerpräsident Seehofer würdigte Audi als „Inbegriff des Fortschritts“. Er lobte die Innovationen des Unternehmens ebenso wie dessen soziale und ökologische Verantwortung und das Engagement im kulturellen Bereich. „Bayern geht es verdammt gut, der Region Ingolstadt noch ein Stückchen besser“, so Seehofer – und das liege auch an Audi. „Wir leben nicht nur mit Audi, sondern auch von Audi“, sagte er. Seehofer erinnerte auch an die Mitte der 1970er Jahre, als die Region Ingolstadt noch zum „Armenhaus Bayerns“ gehörte und der Autobauer in der Krise steckte. Damals habe die Regierung ein Notprogramm gestartet.

Der Ingolstädter Autobauer sei „eine Herzensangelegenheit“ für die bayerische Staatsregierung, unterstrich der Landesvater. Er gratulierte zu der Investition in Neuburg, die nicht nur eine neue Epoche für den Konzern eröffne, sondern auch für die Region. Auch mit Blick auf den kürzlich eröffneten neuen Standort Münchsmünster lobte er die Treue von Audi zur Region. „Das schafft Arbeitsplätze, bedeutet Wachstum und ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit ganz Bayerns.“

Ein bisschen Eigenwerbung betrieb Seehofer dann auch noch. Dass es Bayern „verdammt gut“ gehe, verdeutlichte er an zwei Zahlen. Von den 16 deutschen Bundesländern vermeldete nur der Freistaat eine Arbeitslosenquote, die mit einer Drei vor dem Komma beginne, alle anderen vermelden über vier Prozent, Berlin gar elf Prozent. Und in den Länderfinanzausgleich zahle Bayern 56 Prozent ein – eben aufgrund seiner starken Wirtschaftskraft.

Oberbürgermeister Gmehling unterstrich die Bedeutung des neuen Audi-Standorts für Neuburg: Das schaffe nicht nur Arbeitsplätze, sondern gebe einen Schub für die lokale Wirtschaft und sei ein „immenser Image-Gewinn“. Die erhoffte „Magnet-Wirkung“ habe sich bereits gezeigt: Erste Partnerunternehmen hätten sich bereits niedergelassen, die Zahl der Anfragen habe deutlich zugenommen.

Mit Blick auf den wegen des Motorenlärms aufgekommenen Unmut aus der Nachbarschaft des neuen Audi-Areals betonte der OB, dass sich das Unternehmen an alle Vorgaben halte. Trotzdem arbeite Audi mit einem Expertenteam an Verbesserungen. Das bestätigte auch Prof. Ulrich Hackenberg, der Vorstand für Technische Entwicklung bei Audi. Man nehme das „sehr ernst“, versicherte er, und man habe auch bereits reagiert – durch die Entwicklung einer Abgas-Anlage, die den Lärm halbiere.

Hackenberg sieht Neuburg als strategisch wichtigen Standort im weltweiten Entwicklungs-Netzwerk von Audi: „Hier entwickeln und bauen wir unsere Hochleistungs-Rennwagen. Die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Audi-Rennmotoren-Entwicklung in Neckarsulm und Audi-Sport in Neuburg ist ein mustergültiges Beispiel dafür, wie Vorsprung durch Technik entsteht.“ In Neuburg sollen laut Hackenberg in Zukunft alle Rennsport-Fahrzeuge von Audi entwickelt und gebaut werden. Weltweit seien 10 000 Mitarbeiter in der Entwicklung tätig. Hackenberg erklärte auch, dass die Strecke auf dem Areal nicht für die Renn-Erprobung gedacht und geeignet sei, sondern nur für Roll-outs, also die Inbetriebnahme der Boliden. Und Kunden können dort Schleuder-, Fahr- und Fahrassistenzübungen absolvieren.

Peter Mosch, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Audi, hob hervor: „Besonders erfreulich ist, dass im Kompetenz-Center und im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen attraktive Arbeitsplätze entstehen.“ Zudem sei das Hightech-Projekt ein klares Bekenntnis zur Region und stärke somit das Stammwerk weiter „als Ideenschmiede“ im Konzern. In Neuburg träfen Kundenbegeisterung und Ingenieurskunst aufeinander und würden erlebbar gemacht. „Ein Gewinn für die gesamte Region.“

Live-Übertragung von der Teststrecke draußen; rechts Audi-Sport-Chef Wolfgang Ulrich.

Klaus Demel, der Leiter des „Audi driving experience center“, stellte kurz das Kundengebäude und das Areal vor. Bis Ende August seien schon 6000 Besucher zu vermelden. Und Audi-Sport-Chef Wolfgang Ulrich blickte zurück auf die Zeit, als er damals bei „Audi Sport“ begann – seinerzeit noch mit 70 Mitarbeitern in einem ehemaligen Ingolstädter Supermarkt. Heute zähle „Audi Sport“ 330 Mitarbeiter. Und damit es nicht nur bei den Worten blieb, drehten dann drei erfolgreiche Flitzer von Audi ein paar Runden für die Gäste. Spätestens jetzt war der neue Audi-Standort in Neuburg dann wirklich offiziell eröffnet.

Im neuen Kompetenz-Zentrum für Motorsport in Neuburg konzentriert „Audi Sport“ künftig seine Aktivitäten: Der 300 Meter lange und 100 Meter breite Gebäudekomplex umfasst Werkstatt, Prüfstandsgebäude und Lager-Logistik-Halle sowie das repräsentative Hauptgebäude mit den Entwicklungsbüros. Hier entwickelt
Audi fortan High-Performance-Technologien für Rennfahrzeuge – auch, um sie für einen möglichen Serieneinsatz vorzubereiten. Audi Neuburg ist nach Darstellung des Unternehmens die Schnittstelle zur Sport-Motorenentwicklung im Werk Neckarsulm. Dort konstruieren und montieren Ingenieure und Techniker die Rennmotoren. Auf hochmodernen Motorenprüfständen in Neuburg erprobt Audi die Aggregate nahezu unter Realbedingungen. Die Inbetriebnahme der Rennwagen findet unter anderem auf der 3,4 Kilometer langen Strecke in Neuburg statt.

Bester Blick auf die Strecke: Direkt hinter der Absperrung oder – noch besser – vom Balkon.

„Audi Sport“ organisiert und koordiniert ab Ende Oktober von Neuburg aus die Werkaktivitäten für die weltweiten Renneinsätze der DTM und der „World Endurance Championship“ (WEC) mit den legendären 24-Stunden Rennen von Le Mans – insgesamt werden etwa 20 Rennen in zwölf Ländern pro Jahr absolviert.

Das „Audi driving experience center“ bietet bereits seit Mai Kundenveranstaltungen auf der 30 000 Quadratmeter großen Dynamikfläche, dem Handling-Parcours und dem Offroad-Gelände an. Das zentrale Kundengebäude beherbergt Präsentationsflächen mit Tagungsräumen. Das hauseigene Restaurant mit Aussichtsterrasse steht Tagungs- und Trainingsteilnehmern ebenso wie Besuchern offen.

Die Technische Entwicklung führt auf dem Gelände in Neuburg Entwicklungsfahrten durch und prüft unter anderem Fahrassistenz- und Kamerasysteme der neuesten Generation. Bis zum Frühjahr soll auch noch das „Audi Sport customer racing“ nach Neuburg ziehen. Das Team entwickelt und vermarktet den „Audi R8 LMS ultra“ und betreut von hier aus das Kundensport-Engagement im GT-Sport.

Weitere Beiträge zum Thema:

Seehofer: Ausbau der B16 ist "unabdingbar"

"Bayern geht es verdammt gut, der Region noch besser"

Heimat für 460 Mitarbeiter 


Anzeige
RSS feed