450-jähriges Bestehen des Eichstätter Priesterseminars: Kardinal Cordes nahm als päpstlicher Legat an den Feierlichkeiten teil und zelebrierte den Festgottesdienst – der Bischof von Münster, Felix Genn, hielt den Festvortrag
(pde) Als „bedeutsames Datum nicht nur der Diözese Eichstätt, sondern mindestens der katholischen Kirche Deutschlands, wenn nicht der Universalkirche“, hat Kardinal Paul Josef Cordes das 450-jährige Bestehen des Eichstätter Priesterseminars gewürdigt. Er nahm als päpstlicher Legat an den Feierlichkeiten teil und zelebrierte heute einen Festgottesdienst in der vollbesetzten Seminar- und Universitätskirche, der Schutzengelkirche.
In seiner Predigt hob Kardinal Cordes den Wert des Priesteramtes hervor und ging auf die aktuelle Situation der geistlichen Berufungen ein. Priesteramtskandidaten seien in den deutschen Diözesen scheinbar auf eine verschwindende Minderheit reduziert. Ihr Mangel laste heute kaum weniger drückend auf Bischöfen, Priestern und Gläubigen als zur Zeit der Gründung des Collegium Willibaldinum. Mögliche Priesteramtskandidaten würden aus verschiedenen Gründen, unter anderem durch die Pädophilie-Skandale und Forderungen von Laienvertretern, verunsichert.
Kein Realist könne die Augen vor dem Mangel an geistlichen Berufungen verschließen, so der Kardinal. „Doch wird er uns nicht zu kurzatmigen Schnellschüssen oder larmoyantem Selbstmittleid verleiten.“ Auch gehe es nicht darum, die Wiederentdeckung des Laienapostolats durch das Zweite Vatikanische Konzil abzuwerten. Er habe in langen Jahren der Verantwortung im Päpstlichen Rat für die Laien die Früchte dieses Aufbruchs kennen gelernt und begleitet, so Kardinal Cordes.
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft nahmen am dem Fest im Alten Stadttheater Eichstätt teil.
Nach den Worten des Kardinals sind in der Kirche Strukturerneuerung und Verwaltungsreformen geboten, Sorge für die Armen und brüderlicher Umgang bleiben unentbehrlich. „Aber all das kann das geweihte Amt, das Gott selbst uns schenkt, nicht aufwiegen. Ersatzlösungen setzen auf Irdisches und machen oft Gott vergessen“, so Cordes. Darum sei das Seminarjubiläum auch Anlass, „uns neu daran zu erinnern, dass der geweihte Priester unersetzbar ist“. Er fügte hinzu: „Geistliche Berufe reifen, sofern der Glaube in den Herzen der Hirten und in den Gemeinden lebt.“
Beim anschließenden Festakt im Alten Stadttheater von Eichstätt hielt der Bischof von Münster, Felix Genn, einen Festvortrag mit dem Thema: „Die erstrebte Erneuerung der gesamten Kirche hängt zum großen Teil vom priesterlichen Dienst ab – Perspektiven der Priesterausbildung im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils 50 Jahre danach.“ In seinen Ausführungen schlug er vor, einige wenige größere Seminare in Deutschland zu bilden, die interdiözesanen Charakter hätten. Genn ist Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz. Die Grüße der bayerischen Staatsregierung überbrachte der Leiter der Staatskanzlei, Marcel Huber (CSU).