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Das Landratsamt will einen im Rentamt frei gewordenen Laden übergangsweise als eigenes Büro nutzen – was SPD-Kreischef Markus Käser auf die Palme bringt: "Kommen Sie zur Besinnung", appelliert er an Landrat Martin Wolf (CSU). Es gibt indes auch eine Interessentin, die die 50 Quadratmeter gerne anmieten würde

Von Tobias Zell

Markus Käser, der Vorsitzende der SPD im Landkreis Pfaffenhofen, ist bekannt dafür, dass er die Dinge gerne zuspitzt und keinesfalls davor zurückschreckt, Landrat Martin Wolf (CSU) ins Visier zu nehmen. Nun hat er einen aktuellen Fall zum Anlass genommen, um eine gehörige Salve in Richtung Wolf abzufeuern. „Will der Landrat kleine Einzelhändler aus der Pfaffenhofener Innenstadt verdrängen?“, ätzt Käser und appelliert an die Adresse von Wolf: „Kommen Sie zur Besinnung.“

Der Hintergrund ist schnell erzählt. Im Erdgeschoss des alten Pfaffenhofener Rentamts, direkt im Herzen der Stadt, war zuletzt ein Goldschmied mit seinem Laden eingemietet. Der hat kürzlich aber den Vertrag gekündigt, die Räume sind somit frei geworden. Der Landkreis, dem das Rentamt gehört, will diese Gelegenheit beim Schopfe packen, um während der bereits laufenden Generalsanierung des Landratsamts den eigenen Raumbedarf besser decken zu können. Und genau das bringt Käser auf die Palme. „Hier wird eine der besten kleinen Ladenflächen in A-Lage am Hauptplatz für eine Büro-Erweiterung umgenutzt“, schimpft er. Zumal es eine Interessentin gibt, die die Räume gerne anmieten würde.

Im Landratsamt bestätigt man auf Anfrage die Pläne zur Umnutzung der Geschäftsräume als Büros für die Kreisbehörde. Sprecher Karl Huber verweist auf die aktuell „große Unterdeckung“ an Räumen und spricht von „massivem Bedarf“, nicht zuletzt wegen der Generalsanierung, aber auch angesichts der zusätzlichen Aufgaben, die das Landratsamt zu bewältigen habe – zum Beispiel beim Thema Asyl. Deshalb sei man nach Abwägung zu dem Entschluss gekommen, die besagten Geschäftsräume vorübergehend, zwei bis drei Jahre, selbst zu nutzen. „Für uns sind diese Räume wichtig, weil sie direkt am Landratsamt liegen“, so Huber.

Das alte Rentamt von Pfaffenhofen, beste City-Lage.

In der Stadtverwaltung von Pfaffenhofen löst dieser Schritt zwar nicht gerade Begeisterung aus, doch man hegt auch ein gewisses Verständnis für die Kollegen der Kreisverwaltung. Eine Verwaltung müsse vernünftig und möglichst reibungslos arbeiten können, sagt Stadtjurist Florian Erdle und verweist auf die geringe Entfernung der besagten Räumlichkeiten im Rentamt zum „Mutterhaus“, das ja direkt daneben steht. Da es sich ja um eine Übergangslösung mit absehbarem Ende handle und der City somit nicht dauerhaft Geschäftsflächen entzogen würden, will man den Fall im Rathaus nicht dramatisieren.

Deutlich anders klingt dagegen die Bewertung von Matthias Scholz, dem Geschäftsführer der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP). „Auch wenn ich die bauliche Situation rund um das Landratsamt verstehen kann und ich mich über viele Arbeitsplätze in der Innenstadt freue, finde ich es aus Sicht der Einzelhandelsentwicklung bedauernswert, dass eine Ladenfläche in sehr guter Lage für die nächsten Jahre leider nicht mehr zur Verfügung steht“, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

Der Traum vom eigenen Laden

„Die Innenstadt Pfaffenhofens hat ein wahres Luxusproblem“, weiß Scholz. „Es gibt wenig Leerstände, viele alteingesessene Einzelhändler und ein hervorragendes Sortiment.“ Auf der anderen Seite gebe es aber auch zahlreiche Interessenten, die sich gerne mit ihrem Unternehmen niederlassen möchten und verzweifelt freie Immobilien suchen.

Eine solche Interessentin ist Sabine Schwarze. „Seit Monaten möchte ich in der Innenstadt ein Geschäft aufmachen und suche einen geeigneten Laden“, erzählt sie uns. Ihre Freude sei deshalb groß gewesen, als sie am Hauptplatz entdeckt habe, dass der Juwelier im Rentamt offensichtlich sein Geschäft aufgegeben hat und die Räume freigeräumt sind. „Ein nettes kleines Lädchen in sehr guter Lage – genau richtig, um meinen Traum von einem neuen Angebot für Pfaffenhofen umzusetzen“, sagt Schwarze.

Doch dieser Traum ist für Sabine Schwarze erst einmal zerplatzt. Zumindest an dieser Stelle. Sie will dennoch nicht wahrhaben, dass diese Räume tatsächlich als Behördenbüro genutzt werden sollen. „Damit verliert die Innenstadt wieder ein Stück an Attraktivität“, findet sie. „Wie kann es sein, dass ein kleines Ladenlokal in allerbester Lage in ein Büro umgewandelt wird? Man geht dann über den Marktplatz und schaut auf wenige Mitarbeiter an Schreibtischen. Das ist keine gute Stadtentwicklungspolitik!“ Anstelle ihres neuen Geschäfts mit individuellen Ideen für Accessoires und Bekleidung – nicht zu einer Kette gehörend – „wird hier einfach, einem Sachzwang gehorchend, Nutzungsänderung an zentraler Einkaufslage betrieben“, bekrittelt sie und bekräftigt noch einmal ihr Interesse an der Anmietung der Räume.

Es geht um 50 Quadratmeter

Konkret geht es um rund 50 Quadratmeter, wie uns aus dem Landratsamt bestätigt wird: ein 27 Quadratmeter großer Verkaufs- und ein 22 Quadratmeter umfassender Nebenraum. Der Antrag auf Nutzungsänderung laufe bereits, sagt Behördensprecher Hubert. Die Eignung sei auch bereits vorgeprüft worden.

SPD-Kreischef Markus Käser, auch Mitglied des Stadtrats und Vize-Vorsitzender der Kreistagsfraktion, will sich mit dieser Entscheidung des Landratsamts nicht abfinden und nimmt Landrat Wolf persönlich in die Pflicht: „Kommen Sie zur Besinnung, verwerfen Sie diese Idee und wirken Sie an einer lebendigen Innenstadtentwicklung mit“, fordert er in einer heute veröffentlichten Stellungnahme und appelliert an den Landrat: „Geben Sie dem kleinen Einzelhandel eine Chance und geben Sie die Räume als Ladenfläche frei.
 Alles andere wäre unverzeihlich.“

Die Innenstadt habe sich in den vergangenen Jahren ausgezeichnet entwickelt, findet Käser. Eine Besonderheit sei dabei das ausgewogene Verhältnis zwischen großen Filialisten und unternehmergeführten Geschäften. Er sei sich sicher, dass das Landratsamt in Innenstadtnähe alternative Räume finde, die als Übergangs-Büros genauso geeignet seien. „Man kann nicht mit Leader-Förderprogrammen auf dem Papier Regional- und Stadtentwicklung betreiben wollen und zeitgleich kleinen Unternehmern die Räume wegnehmen“, schimpft Käser in Richtung Wolf. „Kommen Sie zur Einsicht und stellen Sie die Fläche wieder dem Einzelhandel zur  Verfügung“, lautet seine Forderung an den Landrat. Der SPD-Chef hat indes angekündigt, die Kreistags-Fraktionen von diesem Fall zu unterrichten. Zudem wolle er einen entsprechenden Antrag stellen, um diesen „Irrweg“ zu stoppen.


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