Wenn die Ingolstädter Bruhnstraße in der morgigen Stadtratssitzung tatsächlich umbenannt wird, haben die dort ansässigen Firmen dafür ganz schön zu blechen
(ty) Die Bruhnstraße im Ingolstädter Gewerbegebiet ist unter anderem für seinen Straßenstrich bekannt. Wer sich hinter indes dem Namensgeber für die rote Meile Ingolstadts verbirgt, das weiß kaum jemand. Und deswegen auch nicht, warum die Bruhnstraße nicht mehr Bruhnstraße heißen soll. Der Namenspatron Richard Bruhn war nicht nur der Gründer der Auto Union Ingolstadt nach dem Krieg, deren Chef er bis 1958 war, sondern zudem war ein übler Nazi-Kollaborateur, verantwortlich für zigtausende von ausgebeuteten Zwangsarbeitern und rund 4500 Tote. Das war das Ergebnis einer 500-seitigen Studie, die von Audi in Auftrag gegeben worden war und im Mai dieses Jahres veröffentlich worden war.
In der morgigen Stadtratssitzung soll nun über eine Namensänderung entschieden werden. Das wiederum ruft einen Geschäftsinhaber auf den Plan, der in der Bruhnstraße 22 seine Firma betreibt, ein Familienunternehmen mit zehn Mitarbeitern für Wellness-Produkte. Und er sieht sich besonders betroffen von der möglichen Umbenennung, weil sie für ihn und seine Firma enorme wirtschaftliche Konsequenzen hätte. Invitalis GmbH. So der Name der Firma. Und Inhaber Martin Jeske hat jetzt einen Brief an sämtliche Bürgermeister und Stadträte geschrieben, in dem er eindringlich die Konsequenzen schildert, würde die Bruhnstraße tatsächlich umbenannt.
Neben einem Kundenverlust ob der Umbenennung schildert er in dem Brief auch ganz pragmatische Konsequenzen. „Sämtliche Firmenverträge müssten geändert werden, Versicherung, Gewerbeummeldung, Kfz-Versicherungen, Pkw-Zulassungen, alle Mitgliedschaften IHK und andere Verbände. Alleine dafür sind mehrere volle Arbeitstage notwendig und es fallen auch Gebühren an.“ Dazu kämen die Kosten für die Post- und Paketweiterleitung. „Da wir an über 100 Messen und Kongressen im Jahr teilnehmen, sind auch alle unsere Messestandbeschriftungen zu ändern beziehungsweise Standbaumaterial neu zu drucken, was 5000 bis 10 000 Euro Kosten verursachen würde. Unser komplettes Werbematerial in alle EU-Sprachen ist neu zu drucken. Allein dafür rechnen wir mit Kosten von rund 20 000 bis 30 000 Euro“, so Martin Jeske.
„Sie werden sicher verstehen, dass uns diese Kosten als kleines Familienunternehmen enorm treffen würden und es uns nicht möglich ist, diese Kosten zu übernehmen. Wir sehen auch keine Notwendigkeit der Umbenennung der Bruhnstraße, sondern nur den persönlichen Wunsch einiger weniger Personen und Firmen, über irgendwelche Vorkommnisse der Vergangenheit hinweg zu täuschen.“
So etwas könne und dürfe nicht auf dem Rücken der Allgemeinheit ausgetragen werden. Wenn, dann sollten die Antragsteller auch für sämtliche entstehenden Kosten im Zuge der Umbenennung aufkommen, fordert er. „Wir bitten Sie, auch unsere wirtschaftlichen Interessen zu berücksichtigen. Im schlimmsten Fall müssten wir die Umbenennung gerichtlich prüfen lassen.“