Morgen ziehen die ersten 33 Flüchtlinge in die vom Landkreis neu geschaffene Gemeinschafts-Unterkunft in der ehemaligen Patriot-Stellung im Feilenmoos ein – insgesamt sollen dort bis zu 150 Asylbewerber untergebracht werden. Im Landratsamt geht man davon aus, dass bis zum Jahresende weitere rund 400 Plätze geschaffen werden müssen.
Von Tobias Zell
Dass der Landkreis Pfaffenhofen einen Teil der Gebäude auf dem Gelände der 28 Hektar umfassenden ehemaligen Patriot-Stellung der Bundeswehr im Feilenmoos bei Geisenfeld als Wohnmöglichkeit für Asylbewerber nutzt, ist inzwischen bekannt. Neu ist, dass bereits morgen die ersten Flüchtlinge dort ankommen. Das teilte Landrat Martin Wolf (CSU) heute auf Anfrage unserer Zeitung mit. Seinen Worten sollen zufolge handelt es sich um 33 Nigerianer. Insgesamt sollen bis zu 150 Asylbewerber dort untergebracht werden.
Es sei ein Novum in Oberbayern, dass ein Landkreis selbst eine solche Gemeinschafts-Unterkunft startet, so Wolf. Bislang gingen solche Initiativen von der Regierung aus. Mit diesem Schritt verspricht man sich im Landratsamt zum einen eine Entlastung der Situation. Denn es bestehe nach wie vor „ein immenser Unterbringungsdruck von Seiten des Freistaats Bayern in Richtung der Kommunen", sagt der Landrat. Deshalb stünden auch alle öffentlichen Liegenschaften – insbesondere frühere Kasernen- und Betriebsgebäude der Bundeswehr – ganz oben auf der Liste. Zum zweiten könne durch die Nutzung der ehemaligen Patriot-Stellung die Unterbringung von Flüchtlingen in Schulturnhallen des Landkreises erst einmal vermieden werden.
Morgen kommen die ersten Flüchtlinge in der neuen Gemeinschafts-Unterkunft im Feilenmoos an.
440 Asylbewerber sind derzeit im Landkreis untergebracht, erklärte Wolf gestern in der Sitzung des Kreistags. Dazu kommen 110 Flüchtlinge, die im „Pfaffenhofener Teil“ der Max-Immelmann-Kaserne bei Manching – ein Teil des Areals gehört zu Ingolstadt – untergebracht sind und die dem Aufnahmekontingent des Kreises angerechnet werden. Außerdem gibt es im Landkreis weitere 100 Personen, die bereits als Asylanten anerkannt sind. Und auf dem Gelände der ehemaligen Patriot-Stellung sollen nun, wie gesagt, Zug um Zug bis zu 150 weitere Flüchtlinge untergebracht werden. Das macht unterm Strich 800 Leute.
Unabhängig davon sucht das Landratsamt nach wie vor weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Denn wenn man die von der Regierung von Oberbayern zugrunde gelegte Prognose heranziehe, müssten im Landkreis bis Ende dieses Jahres noch weitere gut 400 Plätze geschaffen werden. Darauf hatte die Kreisbehörde bereits vor einigen Tagen hingewiesen. Und auch Landrat Wolf erklärte gestern den Kreispolitikern, man müsse sich für heuer auf die Aufnahme von dann insgesamt rund 1200 Menschen einstellen. Das entspräche etwa der Vorgabe von einem Prozent der Kreis-Bevölkerung.
Im Kreistag wurde gestern die Gemeinschafts-Unterkunft im Feilenmoos in einer Foto-Präsentation vorgestellt (Foto: Zell).
Wolf richtete deshalb gestern erneut den Appell an die Kreisräte. Es gelte, gemeinsam weitere Wohnmöglichkeiten für Flüchtlinge zu finden. Aktuell seien die Asylbewerber über den gesamten Landkreis verteilt in 47 verschiedenen Immobilien untergebracht. Angesichts dieses „Unterbringungsdrucks“ zeigte sich Wolf erleichtert, dass man im Feilenmoos eine „sehr geeignete Unterkunft“ schaffen konnte. Seine Behörde werde die Einrichtung laufend begleiten, versicherte er. Und wenn sich Defizite zeigten, werde man tätig. Die im Feilenmoos untergebrachten Flüchtlinge würden permanent einen Ansprechpartner haben, so Wolf, „die Leute werden nicht alleine gelassen“.
Bedenken, dass die erst kürzlich vom Bayerischen Rundfunk thematisierten problematischen Zustände in der Neuburger Unterkunft auch im Feilenmoos eintreten könnten, beruhigte Wolf gestern im Kreistag. Das sei hier eine „sehr ordentliche Unterkunft“, sagte er. „Wir haben uns sehr bemüht.“ Er wolle sich aber nicht an jedem einzelnen Wort der Richtlinien festnageln lassen, ergänzte er heute auf Anfrage. „Gesunder Menschenverstand“ sei die Maßgabe. Will sagen: Man könne die Möglichkeit, 150 Flüchtlinge im Feilenmoos unterzubringen, nicht ausschlagen, bloß weil möglicherweise eine Betreuer-Dusche zu wenig da ist oder ein Punkt einer Richtlinie nicht voll erfüllt sei.
Die Flüchtlinge sollen sich in der ehemaligen Patriot-Stellung selbst versorgen; hier ein Blick in eine Küche.
Bezüglich möglicher sozialer Spannungen erklärte Wolf gestern, dass die ersten beiden Sätze, die man den neu angekommenen Flüchtlingen sage, lauten: „Grüß Gott“ und „No crime, please!“ Man werde die Menschen klar darauf hinweisen, dass sie auch selbst für ein friedliches Zusammenleben sorgen müssten, sagte Wolf unserer Zeitung. „Wir müssen diesbezüglich offensiver mit den Leuten sprechen.“ Man wolle den Flüchtlingen vermitteln: „Wir bieten Hilfe an, aber Ihr müsst auch Euren Teil beitragen.“ Das Sicherheitskonzept für die Gemeinschafts-Unterkunft im Feilenmoos sei mit der Polizei abgesprochen, wurde gestern im Kreistag erklärt. Es gebe Kameras, Polizeibesuche und je nach Bedarf und Situation auch Sicherheitspersonal.
Noch nicht geklärt ist die ehrenamtliche Betreuung der Flüchtlinge im Feilenmoos – also das „Kümmern“ über die behördlichen Vorgaben hinaus. „Unser Asylhelferkreis kann nicht mehr leisten“, stellte Geisenfelds Bürgermeister Christian Staudter zum wiederholten Mal klar. Eine Lösung gibt es dagegen bereits, was die Mobilität der Asylbewerber angeht. In der Nähe des Patriot-Geländes soll eine Bushaltestelle eingerichtet werden. Und bis dahin wolle man Shuttle-Busse einsetzen, damit die Menschen zum Beispiel einkaufen können. Denn sie sollen sich ja dort selbst versorgen.