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Am Scheyerner Prielhof ist heute der Planetenweg eingeweiht worden: Ein 4,3 Kilometer langer Spaziergang bietet an 18 Stationen Infos über unser Sonnensystem. Schirmherr ist Professor Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums München

Audio-Podcast: Unser Sonnensystem – Vortrag von Prof. Heckl

Von Tobias Zell 

Am Scheyerner Prielhof kann man ab heute offiziell durch unser Sonnensystem spazieren. Der Rundweg ist etwa 4,3 Kilometer lang und bietet auf insgesamt 18 Stationen nicht nur viele Informationen über die Sonne und ihre acht Planeten, sondern auch über Raumsonden, Kometen, Planetenringe und Monde. Die Schirmherrschaft des Planetenwegs hat kein geringer übernommen als Professor Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums in München. Er hielt heute bei der Eröffnungsfeier auch einen spannenden Vortrag über unser Sonnensystem und die Frage, ob noch irgendwo da draußen weiteres Leben herrschen könnte. 

Der Planetenweg ist eine modellhafte Darstellung unseres Sonnensystems. Der Spaziergänger erfährt am Rand des Benediktuswegs an den Stationen nicht nur vieles über die Mitglieder der Planetenfamilie, sondern erwandert dabei zugleich die Größenverhältnisse des Sonnensystems. Bei dem gewählten Maßstab von 1: 2 250 000 000 hat das Sonnenmodell einen Durchmesser von knapp 62 Zentimetern, das Erdmodell einen Durchmesser von rund sechs Millimetern und einen Abstand von gut 66 Metern vom Sonnenmodell.

 

Glasbilder zeigen die Planeten unseres Sonnensystems; hier die Erde.

Die Standorte der Planeten sind durch Hinkelsteine markiert, an denen sich Glasbilder und beschreibende Texte finden. Auf dem Hinweg beziehen sich die Informationen auf die jeweiligen Planeten, deren Bahnen man kreuzt, auf dem Rückweg geht es um mit den Planeten verwandte Themen. Für den Weg von der Sonne zum Neptun braucht der Spaziergänger eine knappe Stunde. Im Universum legt das Sonnenlicht die Strecke zum äußersten Planeten unseres Systems in etwa vier Minuten zurück. 

Planung und Ausführung des Planetenwegs erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Kloster Scheyern in den Händen einer Projektgruppe von Physik-, Informatik- und Kunstlehrern des Schyren-Gymnasiums Pfaffenhofen und Garchinger Astrophysikern sowie von örtlichen Firmen. Zahlreiche Sponsoren unterstützten das Projekt finanziell. Zur Einweihungsfeier des Planetenwegs waren neben Abt Markus Eller vom hiesigen Kloster und Bürgermeister Manfred Sterz (FW) auch zahlreiche Gäste und Unterstützer gekommen.

 

Vize-Landrat Anton Westner (CSU): "Weitere Attraktion."

Vize-Landrat Anton Westner (CSU) lobte im Namen des Landkreises, aber ausdrücklich auch persönlich, die Leistung aller Beteiligten und danke für ihr Engagement. Hier sei eine „weitere außergewöhnliche Attraktion für den Landkreis“ entstanden, betonte er und lud zu einem Besuch des Planetenwegs ein mit den Worten: „Erleben Sie hier den Himmel auf Erden.“

Professor Wolfgang M. Heckl blickte in seinem Festvortrag auf unser Sonnensystem und erläuterte dabei auch, wie sich der Blick der Menschheit im Laufe der Geschichte verändert hat. So war man in der Antike noch von einem geozentrischen Weltbild ausgegangen, das die Erde im Mittelpunkt wähnte. Diese Sichtweise wurde abgelöst vom kopernikanischen System mit der Sonne im Mittelpunkt. „Eine Entrückung unser selbst aus dem Zentrum“, ordnete Heckl auch philosophisch ein. So wie nach Charles Darwin nicht der Mensch die Schöpfung sei, sondern lediglich in sie eingebettet, wandelte sich auch der Blick auf das Universum.

Galileo Galilei war es dann, der die physikalische Realität des heliozentrischen Sonnensystems bewies, führte Heckl weiter aus. Galilei entdeckte auch die vier größten Jupitermonde, die nach ihm benannt werden sollten. Und er war es, der die Milchstraße als eine Anhäufung von einzelnen Lichtpunkten auflöste. Heute weiß man zum Beispiel, so Heckl, dass es auf dem Jupitermond Io Vulkanismus gibt.

Johannes Kepler fand die elliptischen Planetenbahnen und schuf letztlich mit seinen drei Gesetzen auch das korrekte mathematische Modell für das heliozentrische System. Isaac Newton wiederum war es dann, der im Jahr 1687 die Forschungen von Kepler, Galilei und Rene Descartes zusammenführte und mit seinen Gravitationsgesetzen die physikalische Begründung für Keplers Erkenntnisse lieferte.

Nach der Einweihungsfeier erklärten Schüler der Forscherklasse des Schyren-Gymnasiums den Planetenweg.

Spannend waren auch Heckls Ausführungen zu der Frage nach weiterem Leben im All. Er verwies auf das anthropische Prinzip und darauf, dass das Universum in seinen Naturgesetzen und Naturkonstanten so beschaffen sei, dass es irgendwann Leben und Intelligenz hervorbringe. Unsere Sonne ist einer von Milliarden Sternen, die in einer großen Sternen-Insel zusammenstehen – einer Milchstraße. Es gebe Millionen weiterer Milchstraßen. Damit Leben entstehen könne, brauche es jedoch ganz bestimmte Bedingungen. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei sehr gering, sagte Heckl. Zugleich aber verwies er auf die unvorstellbar große Anzahl von weiteren Sonnensystemen. Er geht davon aus, dass fremdes Leben – wenn es existiert – unerreichbar fern sei. Denn schon das unserem Sonnensystem am nächsten gelegene – Alpha Centauri – liege drei Lichtjahre entfernt.

Tafeln liefern interessante Infos über die Planeten.

Mit Radio-Teleskopen versuche man, mögliche Signale aus fernen Welten zu empfangen. Und die im Jahr 1977 gestarteten Raumsonden Voyager I und II haben 2012 unser Sonnensystem verlassen und befinden sich derzeit 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. An Bord befinden sich auch Botschaften an die Adresse möglicher anderer Lebensformen irgendwo da draußen – eingraviert in goldene Platten.

„Es gibt noch viel zu tun“, sagte Heckl an die Adresse der jungen Zuhörer und rief sie dazu auf, sich den Naturwissenschaften zu widmen. Der Professor wandte sich aber auch den praktischen irdischen Herausforderungen zu. „Wichtiger als die Energiewende ist die Verhaltenswende“, schrieb er unserer Spezies ins Stammbuch und warb dafür, dem „Schlamassel der Wegwerf-Gesellschaft“ zu entkommen. „Wir haben keinen Plan B für die Erde – weil wir auch keinen Planeten B haben.“

Den spannenden Vortrag von Prof. Heckl hören Sie hier: Unser Sonnensystem


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