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Boden- und Wasserbelastung in Münchsmünster: Beim Brand auf dem Lyondell-Basell-Gelände wurden damals PFT-haltige Löschschäume eingesetzt – aktuell werden 15 000 Tonnen Erdreich abgetragen und entsorgt

(ty) Das Pfaffenhofener Landratsamt hatte vor kurzem das Unternehmen Lyondell-Basell, Gutachter, Fachbehörden und die Gemeinde Münchsmünster zum dritten Runden Tisch zur Bewältigung der PFT-Problematik im Gemeindegebiet eingeladen. Der Runde Tisch soll ein abgestimmtes Vorgehen der Beteiligten zu Fragen des Wasser- und Bodenschutzes sowie zum Gesundheitsschutz sicherstellen. Der Sanierungsfortschritt wird nach Angaben der Kreisbehörde laufend überprüft. „Wir wollen, dass das Unternehmen Lyondell-Basell und die zuständigen Behörden die PFT-Problematik gemeinsam angehen und Lyondell-Basell aktiv und konstruktiv an der Lösung mitwirkt“, bewertet Juristin Alexandra Schönauer, die in Vertretung von Landrat Martin Wolf (CSU) den dritten Runden Tisch leitete, die Ergebnisse.

Beim Brandfall auf dem Betriebsgelände von Lyondell-Basell im Dezember 2005 wurden – damals zugelassene – PFT-haltige Feuerlöschschäume eingesetzt. Dadurch und durch umgelagerten Boden gelangte PFT in Boden und Grundwasser. Bei einer Info-Veranstaltung im Mai in Münchsmünster wurde die Bevölkerung bereits umfassend über den Sachstand und die nächsten Maßnahmen organisiert. „Wie der dritte Runde Tisch nun gezeigt hat, schreiten die Untersuchungen, Erkenntnisse und Maßnahmen stetig voran“, heißt es aus dem Landratsamt.

Im Rahmen der Sofortmaßnahmen werden aktuell im damaligen Brandbereich zirka 15 000 Tonnen PFT-belasteten Bodens ausgehoben und entsorgt.

Grundstückseigentümer hatten nach dem zweiten Runden Tisch im April und nach der Info-Veranstaltung im Mai noch einmal die Gelegenheit, Brauchwasserbrunnen für die Beprobung zu melden. Bei zwei von drei nachgemeldeten Hausbrunnen im südöstlichen Siedlungsbereich von Münchsmünster wurde laut Landratsamt eine Schwellenwert-Überschreitung festgestellt. „Die gemessenen Werte liegen unterhalb der Trinkwassermaßnahmenwerte für Erwachsene“, heißt es. Die Brunnen dienen nicht der Trinkwasserversorgung. Die Eigentümer wurden zwischenzeitlich informiert. „Aus Vorsorge-Gründen wurde empfohlen, das Brauchwasser nicht zur Bewässerung von Nutzpflanzen zu verwenden.“

Grundstückseigentümer – insbesondere im Bereich der Schwaiger Straße und der Pfarrer-Nagel-Straße – können bisher unbeprobte Brunnen bei der Gemeinde zur Untersuchung melden. Im Herbst ist laut Landratsamt geplant, alle bereits untersuchten Hausbrunnen zur Erhebung von Vergleichswerten erneut zu untersuchen.

Bei der Beprobung der Ilm wurden  den Angaben zufolge PFOS-Werte unterhalb des Grenzwerts festgestellt. PNEC (Predicted No Effect Concentration) bedeutet: Konzentrationen, bei denen nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine nachteiligen Effekte auf Gewässerorganismen auftreten. Die PNEC-Werte werden für mögliche Beeinträchtigungen aquatischer Lebensgemeinschaften herangezogen, die oft sehr empfindlich reagieren. Der sehr niedrige Wert für PFOS beruht auf den Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt (LfU) an Regenbogenforellen.

Wie weiter mitgeteilt wird, soll das Brauchwasser-Management optimiert werden. Das heißt: PFT-belastetes Brauchwasser wird so aufbereitet, dass eine PFT-Verbreitung durch Verdampfung über die Kühltürme ausgeschlossen werden kann. Die technischen Grundlagen sollen im Zuge der Anlagenrevision bei Betriebsstillstand im September/Oktober geschaffen werden, teilt die Kreisbehörde mit. 

Der Waldoberboden im Dürnbucher Forst wurde im Jahr 2013 im prognostizierten Areal rasterförmig untersucht. PFT-Rückstände seien damals in sämtlichen Analyse-Ergebnissen nicht nachweisbar gewesen. Eine erneute, wiederholende Untersuchung findet im Herbst dieses Jahres statt. „Dabei ist auch eine zusätzliche Beprobung im Einzugsgebiet der Trinkwasserbrunnen vorgesehen“, so eine Sprecherin des Landratsamts. 

Die genannten Maßnahmen werden von der Umweltabteilung des Landratsamts und vom Wasserwirtschaftsamt überwacht und begleitet. „Dabei werden weitere Untersuchungen durchgeführt, deren Auswertung Anfang des Jahres 2016 stattfinden kann“, teilt das Landratsamt heute mit. Der für das kommende Frühjahr  geplante vierte Runde Tisch werde sich dann mit einer weiteren Gefährdungsabschätzung und daraus abzuleitenden Maßnahmen auseinandersetzen.


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