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In der Pfaffenhofener City brummt es, das zeigen auch mehrere Neueröffnungen – Die Suche nach einem Laden ist allerdings mitunter nicht leicht, denn Leerstände sind hier praktisch ein Fremdwort

Von Tobias Zell 

Uhrmachermeister Wolfgang Triffterer hat sich ganz bewusst für Pfaffenhofen entschieden. Nach zwei Jahrzehnten in Petershausen ist er mit seinem Betrieb hierher gezogen, hat am 6. August sein Geschäft in der Schulstraße 2 neu eröffnet. Intensiv habe er den Markt zuvor beobachtet, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. Unter anderem seien auch Freising und Dachau als neuer Standort in Frage gekommen. Doch die aufstrebende Entwicklung von Pfaffenhofen habe letztlich den Ausschlag gegeben, sich hier geschäftlich niederzulassen. Man muss mit seinem Laden halt da hin, wo auch die Leute sind, sagt Triffterer sinngemäß. 

Wie der Uhrmachermeister denken offenbar viele Geschäftsleute. Denn Leerstände sucht man in der Kreisstadt nahezu vergebens. Die Organisatoren des städtischen Projekts „Studio-Laden“, das jungen Leuten bei der Anmietung von leerstehenden Räumen auch finanziell unter die Arme greift, damit sie sich in der Selbstständigkeit ausprobieren können, haben ihre liebe Mühe, überhaupt Räume zu finden. Und wer einmal einen Laden ergattert hat, der gibt ihn so schnell freiwillig nicht mehr her. 

Als Landrat Martin Wolf (CSU) – wie berichtet – ein kleines freigewordenes Ladengeschäft im Rentamt-Gebäude (das dem Landkreis gehört) wegen der umbaubedingten Raumnot übergangsweise zum Ausweichbüro für seine Behörde erklärte, war der Aufschrei von einigen Seiten groß. Wie sinnvoll es ist, der Geschäftswelt Räume zu entziehen, darüber kann man trefflich streiten. Aber schon die Aufregung über diesen Schritt zeigt ja, wie eng der Markt in der Kreisstadt ist. Denn es gibt Städte, in denen man froh wäre, wenn der Landkreis ein paar Beamte in einen Leerstand setzt, um zumindest stundenweise den Eindruck von Belebung zu erwecken. 

Uhrmachermeister Wolfgang Triffterer (rechts) in seinem neuen Geschäft; hier im Gespräch mit Philipp Schleef von der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft.

In Pfaffenhofen sieht es anders aus. Hier hat man seine liebe Mühe, überhaupt eine freie Ladenfläche zu finden – ungeachtet der Frage, ob sie dann auch geeignet und bezahlbar ist. Lebenswerteste Kleinstadt der Welt, deutscher Nachhaltigkeitspreis, demnächst die Gartenschau. Pfaffenhofen ist in den Schlagzeilen, und zwar in der Regel im positiven Sinne. Uhrmachermeister Triffterer ist sich jedenfalls sicher, dass der Kurs der Stadtverantwortlichen die positive Entwicklung Pfaffenhofens befördert. „Es macht sich schon bezahlt, dass die Kommune was tut und sich darstellt“, sagt er. 

Schon nach wenigen Wochen in der Stadt kann Triffterer für sich sagen, dass er mit dem Umzug die richtige Entscheidung getroffen hat. „Meine Ersten Eindrücke übertreffen alle Erwartungen.“ Nicht zuletzt das Geschäft mit Reparatur-Aufträgen brumme. „Pfaffenhofen hat auf diesen Service gewartet“, lautet sein Fazit. Das hört man natürlich auch bei der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) gern. Für Philipp Schleef, der bei der WSP federführend für die Innenstadt-Belange zuständig ist, sind Erfolgsgeschichten, wie die vom Uhrmacher, der mit seinem Laden von Petershausen nach Pfaffenhofen zieht, die beste Werbung, die sich eine Stadt wünschen kann. 

Triffterer verkauft Uhren, Schmuck und Trauringe, hat eine eigene Werkstatt im Haus. Und er bietet einen Vor-Ort-Service, der seinen Worten zufolge sehr gut ankommt. Ältere Kunden wüssten es zu schätzen, dass sie sich den Weg in die Stadt mit Schmuckstücken in der Hand mitunter sparen können, weil Triffterer zum „Hausbesuch“ antritt. Und schon aus ganz praktischen Gründen recht gefragt sei auch der Heimservice bei Standuhren. Bereits als er sein Geschäft noch in Petershausen betrieb, hatte Triffterer viele Kunden aus Pfaffenhofen, sagt er. Das sei natürlich ein zusätzliches Argument bei der Standort-Wahl gewesen. „Außerdem gefällt mir die Stadt und meine Frau wollte auch hierher.“

Direkt nebenan, ebenfalls in der Schulstraße 2, gab es kürzlich eine weitere Neueröffnung. Dort betreibt seit Juni die „LVM-Versicherungs-Agentur“ von Robert Wild eine Filiale und bietet nach eigenen Angaben für Privat- und Geschäftskunden die komplette Bandbreite an Policen an.

Chefin Laura Menzel (links) und Verkäuferin Melanie Wagner im "Platzhirsch".

Und nur einen Steinwurf entfernt, in der Gasse zwischen dem Hauptplatz und dem Kreisverkehr, hat kürzlich der „Platzhirsch“ neu eröffnet. So nennt sich der Laden in der Münchener Straße 5, hinter dem ein außergewöhnliches soziales Projekt steht, das psychisch erkrankten Menschen eine Aufgabe bietet, in der sie Freude und Bestätigung finden sollen. Das Besondere dabei: Hergestellt werden fesche Dirndln, die es direkt vor Ort auch zu kaufen gibt. „Jedes unserer Dirndl ist zu 100 Prozent in unserem Hause gefertigt“, betont Projektleiterin Laura Menzel (29). 

Bei „Platzhirsch“ handelt es sich um eine Untereinrichtung von "Betreutes Wohnen mit Herz". In dieser Einrichtung werden seit drei Jahren therapeutische Wohngemeinschaften und betreutes Einzelwohnen für psychisch erkrankte Menschen angeboten. „Es ist uns ein Anliegen, etwas anders zu machen als andere Einrichtungen, die psychisch erkrankte Menschen betreuen“, sagt Menzel. „Wir wollen unseren Klienten durch unser Beschäftigungsprojekt eine Aufgabe geben, die sie erfüllt und auf die sie am Ende des Tages stolz sein können.“

Im Keller des Gebäudes ist eine Schreinerei eingerichtet, in der – ebenfalls im Rahmen des Projekts – Möbel restauriert und allerlei Sachen aus Holz gefertigt werden. Im Obergeschoss ist die Dirndl-Schneiderei einquartiert. Die Ergebnisse des kreativen Schaffens werden in dem Laden im Erdgeschoss angeboten. Es gibt dort aber nicht nur Dirndl und Holz, sondern auch andere trendige Damen-Bekleidung, Schmuck und Accessoires sowie ausgewählte Taschen und Schuhe.

Dass sich der „Platzhirsch“ in Pfaffenhofen niedergelassen hat, sei indes auch keineswegs ein Zufall, berichtet Laura Menzel. „Wir haben uns vor der Standort-Wahl natürlich intensive Gedanken gemacht.“ Den Ausschlag für die Kreisstadt hätten bezüglich des neuen Ladens das kaufkräftige Publikum und die stark frequentierte Innenstadt gegeben, sagt sie. „In Pfaffenhofen rührt sich einfach was. Und wo was los ist, da ist man auch mit einem solchen Projekt und dem dazugehörigen Geschäft richtig“, sagt sie. „Hier sind wir mittendrin.“ Und wenn der Laden gut ankomme, sei das ja auch eine Bestätigung für die Arbeit der psychisch erkrankten Menschen.

"ZickZack": Doris Bauer zog mit ihrem Laden von der Ingolstädter in die Türltorstraße.

Eine gute City-Lage – das war auch für Doris Bauer das Entscheidende, als sie sich nach einem neuen Domizil für ihren Laden umgeschaut hat. Im „ZickZack“ gibt es „Young Stile & Shoes“, also trendige Mode für Kinder ab dem Schulalter. Bis Dezember vergangenen Jahres befand sich der Laden noch in der Ingolstädter Straße 29 – inzwischen hat dort das benachbarte Modehaus Retzlaff, das von Bauers Tante betrieben wird, eine zweite Dependance eröffnet. Hier gibt es nun Damenmode, während auf der anderen Straßenseite – am alten Retzlaff-Standort – die Herren eingekleidet werden.

Doris Bauer hat die Räumlichkeiten freigemacht, weil ihr gut 200 Quadratmeter auf zwei Ebenen zu groß waren. „Ich war schon länger auf der Suche nach einem kleineren Raum in guter Lage“, erzählt sie uns.  Fündig geworden ist sie schließlich in der Türltorstraße 4. Hier bietet Doris Bauer nun seit 20. August gehobene, modische Kinder- und Jugendbekleidung unter anderem von Hilfiger, Pepe oder Vingino an. Außerdem gibt es Schuhe und Accessoires, erklärt sie noch. Und dann muss sie sich auch schon wieder um die nächste Mutter kümmern, die ihren Sprössling neu einkleiden möchte.

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