Im Rahmen des sozialen Projekts "Platzhirsch" schneidern psychisch erkrankte Menschen in Pfaffenhofen fesche Dirndln – morgen eröffnet der dazugehörige Laden in der Innenstadt

Von Tobias Zell

Platzhirsch – so nennt sich ein außergewöhnliches soziales Projekt in Pfaffenhofen, das psychisch erkrankten Menschen eine Aufgabe bietet, in der sie Freude und Bestätigung finden sollen. Das Besondere dabei: Hergestellt werden fesche Dirndln, die es ab sofort auch zu kaufen gibt. Der dazugehörige Laden, der in der Gasse zwischen dem Hauptplatz und der Münchener Straße angesiedelt ist, wird am morgigen Samstag um 9 Uhr offiziell eröffnet. „Jedes unserer Dirndl ist zu 100 Prozent in unserem Hause gefertigt“, sagt Projektleiterin Laura Menzel – und darauf ist sie merklich stolz. Außerdem werden in dem Geschäft restaurierte Möbel und allerlei Sachen aus Holz  angeboten, die ebenfalls im Rahmen eines Beschäftigungs-Projekts entstehen.

In Vorbereitung der morgigen Eröffnung und vor allem für die künftige Bewerbung der „Platzhirsch“-Dirndln wurde kürzlich auf der malerisch gelegenen Reitanlage Brunnhof – zwischen Pfaffenhofen und Tegernbach – sogar eigens ein großes, professionelles Foto-Shooting veranstaltet. Mit dem Fotografen Mario Burghardt, der Visagistin Nadine Junker und natürlich mit mehreren hübschen Models, die einige der edlen Stücke in Szene setzten. Auch Laura Menzel selbst hat sich in Schale geschmissen und gekonnt mitposiert. Die Fotos sollen den Umsatz ankurbeln. Unter anderem soll es demnächst einen richtigen Katalog geben. Unsere Zeitung durfte bei dem Shooting dabeisein – eine große Bilder-Galerie finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Bei „Platzhirsch“ handelt es sich um eine Untereinrichtung vom "Betreutes Wohnen mit Herz". In dieser Einrichtung werden seit drei Jahren therapeutische Wohngemeinschaften und betreutes Einzelwohnen für psychisch erkrankte Menschen angeboten. „Es ist uns ein Anliegen, etwas anders zu machen als andere Einrichtungen, die psychisch erkrankte Menschen betreuen“, sagt Menzel, die als stellvertretende Geschäftsführerin fungiert. „Wir wollen unseren Klienten durch unser Beschäftigungsprojekt eine Aufgabe geben, die sie erfüllt und auf die sie am Ende des Tages stolz sein können.“

Jeder Mensch könne von einer psychischen Erkrankung betroffen sein, darum sei es umso wichtiger, Aufklärung zu leisten und den Gedanken der Inklusion fortzuführen und auszubauen. „Unsere Klienten sind ganz normale Menschen, wie du und ich“, betont Laura Menzel.  „Sie wurden zum Beispiel durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen und finden bei uns ein neues Zuhause und eben auch eine Aufgabe, die sie erfüllt.“ Die Arbeit, die Beschäftigung, solle Struktur und Stabilität vermitteln – und vor allem Freude machen.

Das Projekt „Platzhirsch“ vereint die Produktion und den Verkauf der Dirndl unter einem Dach. Im ersten Stock wird fleißig geschneidert, im neuen Laden im Erdgeschoss werden die Stücke ab morgen zum Kauf angeboten. „Unsere Klienten haben über einen längeren Prozess gelernt, wie die Dirndl zu fertigen sind“, berichtet Menzel. „Wir haben ihnen Schritt für Schritt beigebracht, wie man mit den Nähmaschinen umgeht, welche Verarbeitungen es gibt, worauf man achten muss, wie man gerade und saubere Nähte macht, wie Reißverschlüsse einzunähen sind, wie man Spitze verarbeitet und vieles mehr – bis hin zum fertigen Dirndl.“ Zwei Schneidermeisterinnen und eine Schneiderin helfen dabei und sorgen für den fachlichen Background.

Die Ergebnisse können sich wahrlich sehen lassen.  Aber vom Angebot, das einige edle Stücke birgt, kann sich ab morgen jeder im „Platzhirsch“ selbst überzeugen. Es gibt aber nicht nur Dirndln zu kaufen. Darüber hinaus wird noch weitere trendige Damenbekleidung von anderen Herstellern angeboten, erklärt Menzel. Und das hat auch seinen Grund. Denn der Laden solle möglichst viele Kunden anlocken – auch die, die kein Dirndl brauchen. „Wir möchten die Hemmschwelle der Kundschaft niedrig halten, um unsere Aufklärungsarbeit leisten zu können.“

Im Keller des Hauses wird übrigens auch fleißig gearbeitet. Hier ist eine Schreinerei eingerichtet, in der – ebenfalls im Rahmen von „Betreutes Wohnen mit Herz“ Möbel restauriert sowie allerlei Dinge aus Holz hergestellt werden. Die Ergebnisse sind ab ebenfalls im „Platzhirsch“ zu finden – und natürlich auch zu kaufen. 

Impressionen von den Dirndln und vom Foto-Shooting: