Bei den Ingolstädter Innenstadtfreunden rumort es – Und zwei verdiente Gründungsmitglieder – unter ihnen "Leerstandspapst" Arthur Korndörfer – haben hingeschmissen
Von Michael Schmatloch
Die Revolution frisst ihre Kinder. Das geflügelte Wort aus Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ scheint wieder einmal aktuell zu werden in Ingolstadt. Genauer gesagt bei den Innenstadtfreunden. Zwei verdiente Gründungsmitglieder, Arthur Korndörfer, der Leerstandspapst, und Christian Ose, haben nicht nur den Vorstand, sondern auch den Verein verlassen. Und das aus Korndörfers Sicht nicht nur, weil der Verein aus ihrer Sicht einen zu starken Schmusekurs mit Stadt und Mehrheitspartei fährt.
Genau da schließt sich der Kreis zu jener Gruppierung, aus der die Innenstadtfreunde einst hervorgegangen sind, zur Aktion Innenstadt. Auch damals hat die Revolution ihre Kinder gefressen, hat die Mannschaft in Teilen gegen den Übervater Alois Finkenzeller rebelliert und die Aktion Innenstadt verlassen. Arthur Körndörfer und Christian Ose waren damals ebenso bei den Abtrünnigen wie Michael Krüper, heute Präsident der Innenstadtfreunde.
Das indes ist nur die halbe Wahrheit. Denn, wie Arthur Korndörfer heute sagt, hatten er und einige andere die Aktion Innenstadt weiß Gott nicht wegen der Zielsetzung verlassen. Denn in seinen Motiven für die Innenstadt sei Alois Finkenzeller unantastbar gewesen. „Über die Art und Weise kann man streiten. Alois war manchmal zu hart und zu g’schert“, meint der Leerstandspapst, „aber er hatte jedenfalls keinerlei Eigeninteressen.“ Und das Wort Schmusekurs, das kann Alois Finkenzeller wohl heute noch nicht einmal buchstabieren. Genau für den hatte er einst seine Mannen als „Würstel“ bezeichnet.
Und jetzt wünscht sich Körndörfer ein Stück jenes Engagements für die Innenstadt zurück. Er ist ganz und gar nicht mehr einverstanden, was da bei den Innenstadtfreunden läuft. Mit der Innenstadt habe das nur noch wenig zu tun, eher mit belanglosen Events.
Aber da sind noch andere Dinge, die zur Trennung vom Verein geführt haben. Mit dem neuen Vizevorstand und "Parteisoldaten" Dirk Schröder habe die CSU sozusagen Einzug gehalten in den Vorstand. „Es war immer unser Grundsatz im Verein, parteipolitisch neutral zu sein“, meint Korndörfer. Das indes sei nun nicht mehr gegeben.
Und noch einen Punkt gibt es, der zu den Verstimmungen geführt hat. Und das ist die Dominanz von Präsident Michael Krüper. Der Verein sei praktisch um ihn herum aufgebaut. Und das zeige sich – so ein anderes Vereinsmitglied – auch in der Tatsache, dass der neue Vorstand sich kaum zu einer eigenen Meinung aufschwinge, zu einer, die der des Präsidenten widersprechen würde. Krüper habe nun folgsame Leute um sich, die ihn teilweise vergöttern würden. Und Krüper sei ohnehin viel zu sehr mit seinem Großen Preis beschäftigt, als dass er sich engagiert um den Verein sorgen könnte.
Kommt die markante Dialogbereitschaft mit OB Christian Lösel, mit der Stadtverwaltung und der CSU aus dieser Ecke? „Nein“, sagt Innenstadtfreunde-Präsident Michael Krüper, „aber man kann nicht immer auf Konfrontationskurs gehen.“ Korndörfer und Ose indes wollten die Kommunikation mit der Stadt nicht mehr führen, sondern wieder den „Apo-Trip“ machen. Aber ein Verein sei nun einmal ein demokratisches Gebilde, in dem man Mehrheiten akzeptieren müsse.
Michael Krüper bedauert den Austritt der beiden sehr, wie er sagt, habe sie aber unter Verzicht auf Kündigungsfristen ziehen lassen und ihnen auch noch ihr Spende als Gründungsmitglieder zurückgegeben, wie aus einem Schreiben des Vorstandes an die Vereinsmitglieder hervorgeht.
Was die Leerstandsdatei angeht, die es bei den Innenstadtfreunden nun ja nicht mehr gibt mit dem Abgang von Leerstandspapst Korndörfer, sollen nun alle Mitglieder ran. „Leerstände können ab sofort von jedem gepostet werden, dies ist nicht mehr an die Person Arthur Korndörfer gebunden“, heißt es in dem Schreiben an die Vereinsmitglieder weiter. Was den Wert und den Sinn der Datei aus Sicht von Korndörfer konterkariert. „Fotos machen und einstellen kann jeder Depp“, so der Leerstandspapst. Es komme indes auf das Hintergrundwissen und das nötige Netzwerk an. Und in diesem Punkt ist Korndörfer in der Tat kaum ersetzbar.
Nun also Leerstands-Bestandsaufnahme ohne den Leerstandspapst bei den Innenstadtfreunden. Auch würden – wie es in dem Brief des Innenstadtfreunde-Vorstandes heißt, weiter Aktionen durchgeführt: „Die nächste Aktion ist die Teilnahme am Gerolfinger Faschingszug.“
Was wiederum recht wenig mit der Innenstadt zu tun hat und Arthur Korndörfers Unbehagen in gewisser Weise widerspiegelt, dass es dem Verein weniger um die Innenstadt als viel mehr um irgendwelche Events gehe. „Wir sind nicht mehr einverstanden, wie da im Verein läuft“, resümiert Korndörfer. Und man spürt, das hinter dem, was er als "gewisse Unstimmigkeiten" bezeichnet, weit mehr steckt. Das lässt auch Michael Krüpers Aussage vermuten, dass die Trennung von den beiden Gründungsmitgliedern „eine längere Geschichte“ sei.