Das Landkreis-Siegerteam beim Sparkassen-Börsenspiel machte in zehn Wochen 8700 Euro Gewinn und spekulierte sich bayernweit auf Platz 16 – Heute wurden die besten Gruppen geehrt
Von Tobias Zell
Wie macht man in zehn Wochen aus 50 000 rund 58 700 Euro? Die Antwort kennen die „SpiceGirls“ von der Pfaffenhofener Berufsschule. Die Mädels haben diesmal das Börsenspiel gerockt und sich im Landkreis den Sieg geholt. Mit einem Depotgewinn von satten 17,4 Prozent ließen sie nicht nur die weiteren 93 Gruppen aus dem Kreis hinter sich, sondern landeten sogar bayernweit auf Platz 16. Zum Vergleich: Den letzten Rang in der lokalen Wertung belegte ein Ensemble, dessen Depotwert um acht Prozent nach unten rauschte – was in der Realität ein Minus von 4000 Euro bedeutet hätte. Von den 94 hiesigen Teams konnte übrigens nur 56 überhaupt ein Plus verbuchen. Die Landkreis-Top-Ten finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Seit 33 Jahren veranstalten die Sparkassen das „Planspiel Börse“, um jungen Leuten Kenntnisse in Sachen Wirtschaft und Finanzwelt zu vermitteln sowie ihnen die Funktionsweise der Börse näherzubringen. „Die Jugendlichen sollen ermuntert werden, sich mit den Kapitalmärkten und dem aktuellen Wirtschafts-Geschehen auseinanderzusetzen“, sagt Marketing-Chefin Birgit Distler, die das Börsenspiel bei der Pfaffenhofener Sparkasse organisiert.
Europaweit nahmen diesmal rund 35 100 Gruppen teil, davon gut 33 400 aus Deutschland, von denen wiederum fast 9000 aus Bayern kamen. Im Kreis Pfaffenhofen gingen 94 Teams aus sieben verschiedenen Schulen an den Start, um von 7. Oktober bis 16. Dezember aus dem imaginären Startkapital von 50 000 Euro möglichst viel zu machen. Die deutsche Sieger-Gruppe durfte am Ende ein Depot im Wert von 63 500 Euro bejubeln, was einem Gewinn von bemerkenswerten 27 Prozent entspricht.
Die "SpiceGirls" gewannen die Landkreiswertung und landeten bayernweit auf Platz 16: Aus den Händen von Helmut Müller gab es dafür 250 Euro; im Hintergrund Marketing-Leiterin Birgit Distler.
Alle Gruppen zusammen machten übrigens 3,8 Milliarden Euro Umsatz und tätigten 919 000 Transaktionen. Am gefragtesten waren dabei die Papiere von Amazon, VW, Google und Apple, während zum Beispiel Aktien von Sanofi kaum jemand wollte, wie Alexander Schmid vom Vermögensmanagement der Pfaffenhofener Sparkasse bei der heutigen Ehrung der Landkreis-Sieger erläuterte.
Wer einfach nur zum Börsenspiel-Auftakt für 50 000 Euro Aktien von „Ubisoft Entertain“ oder Infineon gekauft und weiter nichts unternommen hätte, wäre übrigens glatt Gesamtsieger geworden – denn die Papiere legten in den zehn Wochen um sage und schreibe 36 beziehungsweise 28,8 Prozent zu. Sehr gut dabei war auch, wer auf Amazon (plus 25,8 Prozent) oder Wincor Nixdorf (23 Prozent) gesetzt hat. Als größte Flops entpuppten sich derweil Arcelor Mittal (minus 38,4 Prozent), BHP Billiton (minus 35,4 Prozent), Hugo Boss (minus 27,6 Prozent) und EDF (minus 23,8 Prozent).
Im Zeitraum des Börsenspiels verbuchte der DAX ein Plus von 5,7 Prozent, während der Euro-Stoxx-50 gerade einmal um 0,8 Prozent stieg. Der Goldpreis sank um 7,5 Prozent, der Ölpreis brach um fast 29 Prozent ein. Auch das vergangene Jahr insgesamt war aufregend für die Börse. Der deutsche Leitindex schloss zum vierten Mal in Folge mit einem Jahres-Plus – diesmal waren es zehn Prozent, nach 2,7 sowie 25 und 30 Prozent in den Vorjahren.
Wie nervenaufreibend es 2015 an der Börse zuging, lässt sich nicht zuletzt daran ermessen, dass zwischen dem tiefsten und dem höchsten DAX-Stand (12 390 Punkte) mehr als 3000 Zähler lagen. Während auf der einen Seite die Niedrigzins-Politik der Zentralbanken die Märkte beflügelte, waren es auf der anderen Seite vor allem der Kursrutsch in China, der Ölpreis-Verfall, der VW-Skandal und die Ukraine-Krise, die für Kopfschmerzen sorgten.
Wer sich im vergangenen Jahr konservativ an DAX-Werte gehalten hat, der konnte famos gewinnen, aber auch sein böses Erwachen erleben. RWE-Aktien verloren 54 Prozent, bei E.ON-Papieren wurde es mit einem Abschlag von 37 Prozent zappenduster und VW legte den Rückwärtsgang bis minus 27 Prozent ein. Auf der Gegenseite holte sich Adidas mit einem Plus von 56 Prozent den Titel, dahinter mit einem kaum weniger sportlichen Aufschlag von jeweils 53 Prozent Fresenius und Infineon.
Grundsätzlich aber war der DAX keine schlechte Geldanlage. Wer im vergangenen Jahr 100 000 Euro in Index-Papiere gesteckt hätte, wäre mit einem Gewinn von ziemlich genau 10 000 Euro belohnt worden. Sogar ein Plus von 20 000 Euro wäre mit dem japanischen Index dringewesen. Aber das sind alles Peanuts gegen ein Investment in Venezuela: Wer sich hier getraut hat, 100 000 Euro auf den Tisch zu legen, der bekam unglaubliche 361 800 Euro zurück.
Zurück zum Börsenspiel. Hier die zehn besten Gruppen aus dem Landkreis Pfaffenhofen:
Die Tabelle zeigt, wie viel die Teams jeweils aus den 50 000 Euro Startkapital gemacht haben und aus welcher Schule sie kommen. Außerdem steht da, wie hoch das Preisgeld in echten Euros ist, das sie heute bei der Siegerehrung von Helmut Müller, dem Leiter der Abteilung Vermögensmanagement bei der Sparkasse Pfaffenhofen, erhalten haben. Nur zwei der sieben Schulen aus dem Landkreis, von denen Gruppen am Börsenspiel teilnahmen, sind nicht in der Top-Ten vertreten: die BOS und FOS Pfaffenhofen sowie die Realschule Geisenfeld.
Die Gruppe „Wolfs of Wallstreet“ vom Hallertau-Gymnasium Wolnzach kassierte gleich doppelt ab. Zum einen spekulierte sie sich mit einem Gewinn von stolzen 8 385 Euro landkreisweit auf Platz zwei und bekam dafür 150 Euro. Außerdem gewann das Team die lokale Nachhaltigkeits-Wertung, weil es 4370 Euro mit „nachhaltigem Ertrag“ verdiente – dafür gab es extra 100 Euro.
Die anwesenden Vertreter der besten Teams aus dem Landkreis.
Über echtes Geld dürfen sich neben den Sieger-Gruppen auch die Schulen aus dem Landkreis freuen, deren Pennäler sich am Börsenspiel beteiligt haben. Für jedes Team kriegt die jeweilige Bildungsstätte – unabhängig von der Platzierung der Gruppen – zehn Euro Prämie; wenn eine ganze Klasse dabei war, fließen jeweils 25 Euro. Insgesamt wurden auf diese Weise heute von der Sparkasse Pfaffenhofen gut 2000 Euro an Preisgeldern und Schul-Boni verteilt.
Die hiesigen Lehrer haben derweil offensichtlich null Bock, am Börsenspiel teilzunehmen. Bayernweit waren zwar 116 Pädagogen am Start, wie Birgit Distler ausführte, doch aus einer Schule im Landkreis war keiner dabei.