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Family-Business: Mit der Bestellung von Tobias Klein als Geschäftsführer für die IN-Veranstaltungs-GmbH verabschiedet sich die Stadt Ingolstadt vom kulturellen Anspruch – Und Patricia Klein soll die Leitung der CSU-Stadtratsfraktion übernehmen

Ein Kommentar von Michael Schmatloch 

Eigentlich sollte die Stelle des Geschäftsführers der IN-Veranstaltungs-GmbH ja mit einem Kulturmanager besetzt werden, mit einem zumindest, der sein Netzwerk hat im Kultur- und Orchesterbetrieb, der eine erkennbare Affinität zur Kultur hat, der mehr mit Kunst am Hut hat, als den gelegentlichen Genuss von Kunsthonig.

Den hätte es auch gegeben bei den Bewerbern um die Leitung des quasi ausgelagerten Kulturamtes. Dass es bei der gestrigen Wahl dann doch der Wirtschaftsingenieur Tobias Klein geworden ist, ist derart aberwitzig und irrational, dass einem zum Kopfschütteln beinahe die Lust fehlt. Immerhin war gestern der unsinnige Donnerstag. Und zu welchem Tag könnte so eine Entscheidung besser passen?

Drei Bewerber standen gestern Abend noch zur Wahl, von denen eine Dame, die bei der IFG beschäftigt ist, in letzter Sekunde ihre Bewerbung zurückgezogen hat. Oder sollte man besser sagen, die zurückgepfiffen wurde? Blieben also Tobias Klein und ein überaus renommierter Kulturmanager aus Regensburg, 50 Jahre alt und von außergewöhnlicher Qualifikation. Er hat zwei hervorragend abgeschlossene Studien als Wirtschaftsingenieur und als Kulturmanager vorzuweisen und war zuletzt kaufmännischer Leiter des Regensburger Theaters.

Der war dann für Ingolstadt offenbar doch zu gut. Und so wählte die Kommission mit acht zu fünf Stimmen den 33-Jährigen Tobias Klein, Wirtschaftsingenieur und zuletzt Geschäftsführer bei der Irma, dem sterbenden Schwan der Region. Das war wohl auch der Grund, dass die CSU ihn in die neue Position hieven wollte. Und nun auch gehievt hat. Family-Business eben. Denn seine Frau Patricia soll ja die Nachfolge von CSU-Stadtratsfraktionschef Joachim Genosko übernehmen.

Das wiederum sollte eigentlich mal Dorothea Deneke-Stoll machen. Was zu internen Widerständen und einem Aufstand der jungen in der CSU geführt hat. Mit dem Ergebnis, dass Patricia Klein den Job wohl nun machen wird und Dorothea Deneke-Stoll juristisch Karriere machen soll. Als Leiterin des Amtsgerichtes Ingolstadt, wie man hinter vorgehaltener Hand hört.

Dass Tobias Klein „aufgeschlossen in kulturellen Dingen“ sei, wie der Oberbürgermeister es formulierte, klingt beinahe so, als könne man auch einen Metzger zum medizinischen Direktor des Klinikums machen, weil er in medizinischen Dingen aufgeschlossen sei.

Schon die Konstruktion der neuen Veranstaltungs-GmbH, die für das Georgische Kammerorchester über Vereine bis hin zu den Kriegsveteranen zuständig sein soll, ist eine Lachnummer.

Eine Lachnummer, wäre es nicht so tragisch. Für das Georgische Kammerorchester beispielsweise, auf das wohl jetzt eher unprofessionelle Zeiten zukommen, was die Führung betrifft. Na ja, man könnte um der Homogenität willen als Chefdirigenten einen chinesischen Gastronomen einstellen, weil der sich sicherlich mit Stäbchen auskennt.

Nicht minder tragisch ist die politische Dimension dieser kommunalpolitischen Schmierenkomödie. Nicht nur, weil das alles ein mächtiger Tritt in die Weichteile des Kulturreferenten Gabriel Engert ist, sondern weil es die Unverfrorenheit zeigt, mit der sich die CSU bei der Besetzung von Posten bedient. Weil es zeigt, dass nicht der bessere, sondern der Schwärzere obsiegt. Aber wie sagte schon der große deutsche Philosoph Heino: Schwarzbraun ist die Haselnuss.

Die neue Geschäftsführerin von IN-City hat doch erst dieser Tage angeregt, die Bürger sollten Slogans für ihre Stadt erfinden. Dazu ein erster Vorschlag: Ingolstadt, die Stadt der unbegrenzten Unmöglichkeiten.

In der Tat toppt die Schanz mit ihrer verfilzten Demokratieauffassung jede Bananenrepublik. Und der Opposition bleibt wieder einmal nicht mehr zu tun als das, was Otto Waalkes einmal in seinem Sketch über den menschlichen Körper so formuliert hat: „Großhirn an alle: Fertig machen zum Ärgern!“


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