Nach starker Leistung und 3:1-Führung erlaubt Ingolstadt dem VfB Stuttgart doch noch ein Unentschieden – Lezcano schießt Traumtor, wird aber zur tragischen Figur
(zel) In einer am Ende dramatischen Bundesliga-Partie hat Aufsteiger FC Ingolstadt heute Nachmittag vor heimischer Kulisse einen sicher geglaubten Heimsieg gegen den VfB Stuttgart noch aus der Hand gegeben. Nach einer 3:1-Führung versemmelte Dario Lezcano die Riesen-Chance zum 4:1 – und die über weite Strecken abgemeldeten Gäste kamen in der Schlussphase tatsächlich noch einmal zurück und glichen zum 3:3 aus.
Für die Schanzer war es freilich ein weiterer wichtiger Punkt im Kampf um den Klassenerhalt sowie die fünfte Partie ohne Niederlage in Serie – doch unterm Strich bleibt der bittere Beigeschmack, hier heute zwei weitere Zähler verschenkt zu haben. Dennoch: Der FCI steht nach nun 26 Spielen mit bemerkenswerten 33 Punkten da – neun Zähler vor Eintracht Frankfurt, das auf dem Abstiegs-Relegationsplatz steht. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Schanzer tatsächlich noch Bekanntschaft mit dem Abstiegs-Gespenst machen würden.
Die Zuschauer im ausverkauften Audi-Sportpark sahen von der ersten Sekunde an eine muntere und unterhaltsame Partie. So mancher Schanzer Fan mag indes noch gar nicht richtig gesessen haben, da durfte er schon wieder aufspringen, um zu jubeln. Denn noch keine fünf Minuten waren verstrichen, da gingen die Ingolstädter bereits in Führung – so früh wie noch nie in ihrer jungen Bundesliga-Geschichte. Nach einem Stuttgarter Ballverlust schaltete Stürmer Moritz Hartmann blitzschnell und zog auch sofort ab. Aus etwa 17 Metern drosch er die Kugel von der rechten Strafraumseite aus in die Maschen und bescherte seinem Team einen Auftakt nach Maß – der VfB-Keeper machte da nicht die beste Figur.
Doch abgesehen von diesem Torerfolg gehörte die Anfangsphase einzig und allein den Gästen. Die verbuchten in den ersten 15 Minuten zahlreiche gute Offensiv-Aktionen. Und spätestens in der sechsten Minute hätten sie den Ausgleich erzielen müssen. Der fiel dann drei Minuten später, als der FC Ingolstadt in der Abwehr viel zu offen stand. Rechtsverteidiger Danny da Costa war viel zu weit von seinem Gegenspieler entfernt und so entspann sich eine Gelegenheit, die sich Filip Kostic nicht nehmen ließ. Ramazan Özcan im FCI-Tor hatte sich auch noch verspekuliert, weshalb das 1:1 nicht mehr zu verhindern war.
Kaum war jedoch die Anfangs-Viertelstunde mit dem deutlichen Stuttgarter Übergewicht verstrichen, stellten die Gäste scheinbar das Fußballspielen ein. Da kam nun kaum mehr etwas Offensives, stattdessen hatten die VfB-Akteure genügend zu tun, die Ingolstädter immer wieder – auch durch viele Fouls – zu bremsen. Der Rest der ersten Hälfte gehörte jedenfalls eindeutig den Schanzern. In der 18. Minute ebnete ein erneuter Fehler in der VfB-Abwehr den Weg zu einer guten Chance für die Mannen von FC-Trainer Ralph Hasenhüttl, nicht zuletzt weil auch deren Torhüter indisponiert war – doch Hartmann verfehlte das praktisch leere Tor.
Fünf Minuten später eine von mehreren Freistoß-Gelegenheiten für den FC Ingolstadt: Doch Dario Lezcano vergab diese Möglichkeit, indem er aus guter Position direkt in die Mitte des Tores zielte. Eine weitere gute Szene hatte er, als er sich im Strafraum gut durchsetzte, aber sein Schuss noch geblockt wurde.
Ingolstadt, Ingolstadt, Ingolstadt – so lautete jetzt die Abfolge der Gelegenheiten. Nach 33 Minuten hatten die Schanzer bereits zehn Torschüsse abgegeben. Doch um ein Haar wären es die Stuttgarter gewesen, die in der Verlängerung der ersten Hälfte getroffen hätten – sie vergaben allerdings diese Riesen-Chance aus kurzer Distanz, nachdem Özcan nach einer Flanke nicht richtig klären konnte.
Traumtor von Lezcano, der zur tragischen Figur wird
Was auch immer sich die Stuttgarter für die zweite Hälfte vorgenommen hatten, es sollte erst einmal misslingen. Denn in der 56. Minute erzielten die Schanzer das 2:1 – Mathew Leckie durfte nach einem Freistoß von links sträflich frei auskurzer Distanz einköpfen und sein zweites Saisontor bejubeln. Und nur fünf Minuten später stand es 3:1 für die Schanzer: Dario Lezcano zimmerte einen Freistoß aus 20 Metern schulmäßig in den rechten Winkel. Es war sein erster Treffer im Trikot des FCI.
Doch Lezcano sollte zugleich zur tragischen Figur werden. Denn in der 75. Minute hätte er praktisch das 4:1 erzielen und damit alles klar machen müssen. Er hatte sich mit viel Einsatz am Strafraum den Ball erkämpft und wollte das Leder ins leere Tor lupfen – zielte aber denkbar knapp vorbei. Was nicht schlimm gewesen wäre, hätten die Stuttgarter nicht noch zwei Treffer erzielt.
Umstrittener Elfer beschert den Ausgleich
In der 79. Minute verlor Marvin Matip nach einem Stuttgarter Freistoß ein entscheidendes Kopfball-Duell, die Kugel kam zu Lukas Rupp und der konnte unbedrängt zum 3:2 einschießen. Nun war es plötzlich wieder spannend, weil der Anschlusstreffer den Gästen Rückenwind verlieh. Während in der 81. Minute ein Abwehr-Fehler der Schanzer noch ungestraft blieb, zeigte der Schiri zwei Minuten später auf den Elfmeterpunkt. Matip soll Kostic gefoult haben – die Situation war mindestens umstritten. Daniel Didavi war das egal, er schob cool zum 3:3 ein, es war sein zehntes Saisontor.
Am nächsten Samstag, 19. März, müssen die Ingolstädter beim Tabellendritten, Hertha BSC Berlin, ran. Nicht mit dabei sein wird Innenverteidiger Benjamin Hübner, der heute die fünfte gelbe Karte sah und damit ein Spiel gesperrt ist.