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Nach dem Arbeitgeberangebot von 2,1 Prozent für zwei Jahre beteiligten sich heute Nacht 5000 Audi-Beschäftigte am ersten Warnstreik in der aktuellen Tarifrunde

(ty) „Es ist 0.30 Uhr. Streikzeit bei Audi. Das ist unsere Zeit. Zeit zu sagen, was uns bewegt. Zeit, unserem Unmut Luft zu machen.“ Mit diesen Worten trat Jörg Schlagbauer, Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Audi, heute Nacht ans Mikrofon des Streikwagens im Werksgelände von Audi, um die rund 5000 Beschäftigen, die sich trotz eisiger Temperaturen an dem zweistündigen Ausstand beteiligt hatten, auf einen unter Umständen harten Arbeitskampf einzustimmen. Es war der größte Warnstreik in Bayern, wenige Minuten nach Ende der so genannten Friedenspflicht. Und der bedeutete für Audi immerhin 250 Autos, die weniger gebaut wurden.

„Seit einer halben Stunde stehen die Bänder“, wetterte Schlagbauer weiter, „die Hallen sind verlassen und hier auf dem Werkgelände leuchten nun unsere Flammen. Damit erleuchten wir die Nacht, damit den Arbeitgebern endlich mal ein Licht aufgeht. Wir wollen fünf Prozent mehr Entgelt, wir wollen mehr Gerechtigkeit, wir wollen mehr Solidarität.“

2,1 Prozent mehr Lohn auf 24 Monate. Das war das jüngste Angebot der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie. „Ich sage: das ist kein Angebot. Das ist eine Frechheit, ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer. Das ist eine unverschämte Provokation“, so der IG-Metaller, der für seine Worte ein gellendes Konzert aus den Trillerpfeifen zu hören bekam und zustimmenden Applaus.

„Jetzt holen wir die Arbeitgeber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit unserem Warnstreik heute. Gehen wir gemeinsam unbeirrt weiter diesen Weg, dann stoßen die Arbeitgeber mit ihren waschlappenweichen Angeboten auf Metall. Die Wirtschaft brummt. Das haben wir Arbeitnehmer trotz Krisenstimmung geschafft und dafür fordern wir jetzt auch die fünf Prozent mehr Lohn. Peanuts für die Wirtschaftsbosse in ihren Palästen und Villen. Für uns jedoch lebensnotwendig für ein sicheres Dach über dem Kopf. 5000 Metallerinnen und Metaller bei Audi stehen hier. 5000 Menschen, die für Gerechtigkeit demonstrieren, 5000, die signalisieren: Kommen keine vernünftigen Ergebnisse auf den Tisch gehen wir weiter auf die Straße.“ Wenn es sein müsse, seien die Beschäftigten bereit für eine Warnstreikwelle, die ganz Deutschland mitreißen werde. Wer die IG Metall reize, dürfe sich nicht wundern, wenn es kräftig knalle.  

„Mit diesem Warnstreik zeigen wir den Arbeitgebern heute die gelbe Karte. Legt endlich ein akzeptables Angebot vor. Sonst gibt es die Rote Karte und wir gehen in die Nachspielzeit. Dann heißt es Urabstimmung und  Streik“, so Schlagbauer weiter.

Was markige Worte und Parolen betrifft, stand der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Jürgen Wechsler, Jörg Schlagbauer kaum nach. „Fünf Prozent gehören uns“, meinte Wechsler mir rauer Stimme. Die Arbeitnehmer hätten in letzter Zeit so viele Boni an die Vorstände verteilt, dass sie den Beschäftigten locker die fünf Prozent geben könnten. „Ich finde, dass das Geld, was verdient wird, am besten bei den Beschäftigten angelegt ist und nicht nur bei den Managern. Und man müsste darüber nachdenken, ob unsere Forderung von fünf Prozent nicht zu wenig ist.“ Das aktuelle Angebot von 2,1 Prozent sei schlicht ein Witz, über den man indes nicht lachen könne. „Viel Zeit haben die Arbeitgeber nicht mehr. Wenn sich die Arbeitgeber in den nächsten zwei Wochen nicht gewaltig nach oben bewegen, dann werden wir unsere Kampfmaßnahmen verstärken. Und wir werden nicht davor zurückschrecken, Warnstreiks von 24 Stunden machen in dem Wissen, dass es dann besonders weh tut.“

Ein paar feurige Worte hatte dann auch noch der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Johann Horn, auf Lager. „Sie zocken ab und uns lassen sie die Brotkrümel übrig“, wetterte er in Richtung Arbeitgeber, „vielleicht müssen wir mit den Arbeitgebern spanisch sprechen. Das ist die Landessprache von Panama.“

Es würden weitere Warnstreiks folgen, in Ingolstadt, in Bayern und bundesweit. „Wir werden das solange machen, bis ein wirklich faires Angebot auf dem Tisch liegt. Sollten die Arbeitgeber die Warnstreiks auch nicht verstehen, vielleicht verstehen sie dann Urabstimmung und Streik.“

Nach gut einer Stunde feuriger Worte machten sich die 5000 durchgefrorenen Audi-Beschäftigen wieder auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen. Die Arbeit nahmen sie indes erst um 2.30 Uhr wieder auf.


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