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Knut Webers hinreißende Inszenierung von „Monty Python’s Spamalot“ im Ingolstädter Turm Baur begeisterte das Premierenpublikum 

Von Michael Schmatloch 

Es gibt viel zu hören, viel zu sehen und noch mehr zu lachen. Mit einem atemberaubend witzigen und nicht minder grotesken Musical verabschiedet sich das Stadttheater Ingolstadt aus der ablaufenden Spielzeit. Im Ingolstädter Turm Baur erlebte die Persiflage „Monty Pythons’s Spamalot“ gestern Abend in der Regie von Intendant Knut Weber seine Premiere. Und wurde zu recht mit frenetischem Applaus gefeiert.

Das Musical, das auf dem Monty-Python-Film „Ritter der Kokosnuss“ basiert und auf herzerfrischend komische Weise die Geschichte von König Artus, seiner abstrusen Tafelrunde und der Suche nach dem Heiligen Gral erzählt, hat – wie bei Monty Python gewohnt – nicht wirklich eine durchgehende Erzählstruktur oder eine Handlungsdramaturgie, sondern ist eine aberwitzige Mischung aus groteskem englischen Humor und absurdem Nonsens. Eine nahezu geniale Mischung allerdings.

Und der verlieh Knut Weber noch zusätzlichen Drive mit souveränen Bühnen-Blödeleien und jeder Menge Lokalkolorit. Nicht nur bei Gott Vater, symbolisiert mit der berühmten zeigenden Hand von Michelangelo, dem Knut Weber die Stimme von Horst Seehofer  alias Wolfgang Krebs verlieh. Auch das Hohelied auf die Kulturstadt Ingolstadt provozierte in der Premiere schallendes Gelächter. Und ist ausnahmsweise gar nicht so grotesk. Weber geht in der Tat liebevoll persiflierend mit dieser lokalen Würze um, die zu nutzen am Stadttheater Ingolstadt doch eine gewisse Tradition hat. Allerdings lässt sich so etwas auch schnell mal überwürzen, wie Webers Vorgänger als Intendant, Peter Rein“, einst unter Beweis gestellt hat, als in einem bayerischen Stück eine Szene einbaute, in der ein Bürgermeister ein Schäferstündchen in der Tiefgarage verbringt. Der Lacherfolg war damals gigantisch, die Nichtverlängerung seines Intendanten-Vertrages nur noch Formsache. Aber das ist eine andere Geschichte.

Knut Weber gibt sich in seiner Regiearbeit ungemein humorvoll, verfügt über eine fulminante Bildersprache und zeigt den Mut zu absolutem Blödsinn, den ein Stück dieser Provenienz einfach braucht. Er kann selbstredend auf ein Team bemerkenswerter Sänger und Schauspieler zurückgreifen, allen voran Peter Reisser in diversen Rollen vom untoten Pestopfer bis zum schwulen Prinzen Herbert. Buchstäblich vom Hocker riss die mit einer grandiosen und ungemein wandlungsfähigen Stimme ausgestattete  Antje Rietz. Sie lieferte eine beeindruckende Fee aus dem See ab, sang und spielte sich binnen Minuten in die Herzen der Zuschauer.

Als König Artus brillierte Ulrich Kielhorn, sein Ritter sind mit Jörn Kolpe, Enrico Spohn, Michel Amelung, Péter Polgár und Olaf Danner umwerfend besetzt, der zudem als keifende Mutter eine geniale Reminiszenz an die Mutter aus dem „Leben des Brian“ abliefert.

Nicht zu vergessen die bemerkenswert fulminant agierende Musikertruppe um Tobias Hofmann, die Choreografie von  Sebastian Eilers und die hinreißenden Kostüme samt Bühnenbild von Susanne Hiller und Karoline Schreiber.

Obschon „Spamalot“ rund drei Stunden dauert, gibt es in dieser Inszenierung keine Minute der Langeweile. Ein großer Theaterkritiker hat einmal, um die Langeweile einer Inszenierung auszudrücken,  geschrieben: „Als ich um elf Uhr auf die Uhr sah, war es neun Uhr.“ Für Knut Webers Freilicht-Inszenierung gilt das Gegenteil. Wenn gegen 23.30 Uhr der Schlussapplaus tobt, hat man das Gefühl, es sei gerade einmal zehn Uhr.


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